Es ist die Zeit, in der die Konsument(innen) in den Läden ungeduldig nach Schweizer Spargeln Ausschau halten – teils erfolglos. Heuer wird sich die Suche als noch schwerer herausstellen, da das nasse Wetter – aber vor allem die tiefen Temperaturen – den Spargeln zusetzen. Ronny Köhli vom Spargelhof in Kallnach berichtet: «Es ist ziemlich nass in den Fuhren, aber was mir mehr Sorgen bereitet, ist die Kälte, denn die Temperaturen sind entscheidend für die Erntemenge».

Körperlich anstrengender

Die Nässe mache aber die Erntearbeiten körperlich anstrengender, und wo früher ein Mann neben der Erntemaschine stand, muss Köhli nun zwei Personen einsetzen. «Das ist natürlich weniger wirtschaftlich, denn verrechnen kann ich keinen höheren Preis», erklärt Ronny Köhli. Ein höherer Preis hätte nur zu Beginn der Saison vereinbart werden können. Auch auf der Jucker Farm in Rafz sei die Ernte mühseliger, so der Leiter Produktion Robert Courth. Die Nässe erschwere den Pflanzenschutz aber nicht, denn das Kraut der Bleichspargel würde sowieso erst nach der Saison mit Insektiziden oder Fungiziden gespritzt. Der Befallsdruck des Spargelhähnchens, welches in grünen Spargelkulturen vorkommen kann, würde erst bei einer lang anhaltenden Schönwetterperiode steigen, so Courth. Allgemein beeinflusse die Kälte lediglich die Erntemenge, die Qualität nicht.

Folgeprobleme erwartet

Trotz den umständlicheren Bedingungen beklagt sich Ronny Köhli vom Spargelhof nicht: «Wir hatten nun einige Jahre günstiges Wetter und gute Erträge – heuer ist das Wetter schlechter, das gehört eben auch dazu», relativiert er die Situation auf den Spargelfeldern.

Doch ein Folgeproblem der verzögerten Ernte ist, dass die neuen Triebknospen auch später gepflanzt werden, denn diese können erst in den Boden, wenn es trocken ist. «Und die Lagerung kostet halt auch», so Köhli. Es könne auch sein, dass sich der Zeitpunkt der ersten Ernte um ein Standjahr verschiebt. «Das hätte einen beachtlichen Ernteausfall zur Folge», weiss Ronny Köhli.

Nichtsdestotrotz soll der Stichtag, also das Ende der Spargelsaison, auf den 21. Juni fallen, denn: «Das ist schon seit Jahrzehnten so und ein längeres ‹Plagen› des Bodens würde die Kultur wiederum schwächen». Bis dahin wird der Spargelproduzent Ronny Köhli das Beste daraus machen und das Wetter abwarten. Auch beim Spargelproduzent Jonas Boog im Kanton Zug hat die unbeständige Witterung einen Einfluss auf den Erntezeitpunkt gehabt.

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«Die Bodentemperaturen schwanken immer noch stark. Allerdings verzögerte sich der Beginn der Ernte nur um zehn Tage», erklärt Jonas Boog. Das Pflanzen der Triebknospen habe man plangemäss durchführen können. Zu nass sei es auf dem Betrieb «Buuregarte» im Kanton Zug nicht, denn die Spargeln benötigen Feuchtigkeit und diese hätten sie dieses Jahr bekommen, stellt Boog fest. «Die Spargeln sind gesund und intakt», so der Landwirt.

Der Wind habe ebenfalls dazu beigetragen, dass die Böden genug abtrockneten, sodass sich auf der Kultur kein Rost bildete. Deshalb sei die Spargelqualität trotz der Nässe nicht beeinträchtigt, bestätigt auch Jonas Boog. Der Stichtag wird wohl dieses Jahr witterungsbedingt auf den 21. Juni fallen. In anderen Jahren schloss die Familie Boog ihre Spargelsaison eher früher ab.

Wohl kleinere Erntemengen

Die erschwerte Situation der diesjährigen Spargelsaison bestätigt auch der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) auf Anfrage der BauernZeitung: «Gemäss den Spargelproduzenten ist in diesem Jahr wohl mit einer kleineren Ernte zu rechnen als im Vorjahr. Die tieferen Bodentemperaturen verlangsamen das Wachstum der Spargeln. Dieses Bild zeichnet sich in der ganzen Schweiz ab», so Markus Waber, Stv. VSGP-Direktor.