Dass der Dinkel überlebt hat, sei den Bauern und Müllern in klimatisch benachteiligten Getreidegebieten zu verdanken. Denn sie seien gezwungen gewesen, Qualität vor Quantität zu stellen. Zugunsten eines qualitativ hochwertigen Getreides nahmen sie daher kleinere Erträge und einen grösseren Arbeitsaufwand in Kauf.
2000 Produzenten
Dinkel erlebt unter dem geschützten Namen Urdinkel in der Schweiz eine Art Renaissance. So passe der Anbau des alten Getreides zu den Konsumenten, die sich vermehrt Gedanken darüber machen, was sie täglich essen. Die Schweizerische Interessengemeinschaft zur Förderung des Dinkels aus den angestammten Gebieten (IG Dinkel) setzt sich für das Getreide und dessen Anbau und Verbreitung in der Schweiz ein. Rund 2000 Produzenten bauen in der Schweiz Dinkel an, wie Manuela Maurer, Marketing und Kommunikation, auf Anfrage mitteilt. Rund 20 % davon seien Bioproduzenten und 80 % IP-Suisse-Produzenten. Die IG wagt einen positiven Blick in die Zukunft: «Das stetige Wachstum möchten wir fortsetzen. Die Nachfrage zeigt auch aktuell erfreuliches Wachstum an», erklärt Maurer. Das war zwischenzeitlich anders, denn das Getreide war fast in Vergessenheit geraten.
Fast verschwunden
Während drei Jahrtausenden war Dinkel Grundnahrungsmittel. Die Wandlung vom Agrar- zum Industriestaat im 19. Jahrhundert veränderte die Landwirtschaft grundsätzlich. Die Mechanisierung, der Einsatz von Handelsdünger und Pflanzenschutzmitteln sowie die gezielte Züchtung von neuen ertragsreicheren Sorten liessen die Ernten wachsen. Weizen gedieh nun ebenso gut im Gebiet nördlich der Alpen und lieferte erst noch höhere Hektarerträge. Der Dinkel entwickelte sich weit weniger rasant. Mit Neuzüchtungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts seien zwar leicht ertragsreichere Sorten auf den Markt gekommen, den Siegeszug des pflegeleichteren Weizens vermochten sie aber nicht zu bremsen. Nach über 2000 Jahren Hochkultur drohte der Dinkel am Ende des 20. Jahrhunderts beinahe ganz von der Bildfläche zu verschwinden. Nun scheint er, zumindest was die Schweiz betrifft, gerettet.
Am 11. September feiert die IG Dinkel in Uffikon Luzern mit Mitgliedern und Gästen gar schon das 25-jährige Bestehen. Und das mit einer Jubiläumsausstellung, einem Urdinkel-Markt und Urdinkel-Foodständen.