Abo Thomas Wyssa kontrolliert die Gurken: Die Blätter bleiben am Boden liegen, darin finden die Nützlinge ihren Lebensraum. «Fokus Boden» Thomas Wyssa pflanzt Gemüse auf Stelzen Thursday, 28. September 2023 Das Grosse Moos gilt als Gemüsekammer der Schweiz. Zum Jahresende hat die BauernZeitung bei der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) nachgefragt, wie das vergangene Jahr erlebt wurde und was die Zukunft für die Branche bereithält. Von Thomas Wyssa war zu erfahren, dass die Produzenten immer mehr Mühe hätten, Nachfolger für ihre Betriebe zu finden. Nebst den unberechenbaren Wetterverhältnissen seien zudem fehlende Pflanzenschutzmittel ein grosses Problem.

Wie haben die Seeländer Gemüseproduzenten das zu Ende gehende Jahr mit den Wetterkapriolen erlebt?

Thomas Wyssa: Das Jahr war effektiv nicht einfach für den Gemüsebau. Die Anpflanzungen im Frühjahr waren schwierig und das Bekämpfen der auftretenden Krankheiten gestaltete sich äusserst schwierig. Besonders die Bioproduzenten hatten ein sehr schwieriges Jahr mit sehr grossen Herausforderungen.

Wie präsentierten sich die Erlöse auf dem Markt gegenüber dem Vorjahr?

Dort, wo man die Ertragsmengen realisieren konnte, waren die Preise vergleichbar mit dem Vorjahr. [IMG 2]

Welche Herausforderungen erwartet die Produzenten im neuen Jahr?

Wegfallende Pflanzenschutzmittel werden für die Zukunft die grössten Probleme verursachen. Von Behördenseite her sollten keine neuen Auflagen kommen. Was den Markt und die Abnehmer betrifft, können wir keine Aussagen machen und werden im neuen Jahr sehen, was auf uns zukommt.

Finden die Betriebe jeweils genügend Arbeitskräfte und wie präsentiert sich die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen?

Arbeitskräfte zu finden, wird immer herausfordernder und aufwendiger. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen hält sich in Grenzen und könnte grösser sein.

Gibt es künftig noch genügend Nachwuchsgemüsegärtner?

Nein.

Ab wann etwa wird der Nachwuchs Mangelware sein?

Es ist bereits heute so, dass einige Betriebe keinen Nachfolger finden.

Was bedeutet das für die ganze Branche und auch die Konsumenten?

Es wird immer schwieriger, den Selbstversorgungsgrad in unserem Land zu erreichen. Wenn Betriebe keinen Nachfolger finden, bedeutet das zwar, dass andere Betriebe Land übernehmen und dadurch wachsen können. Es bedeutet aber auch, dass diese Betriebe Schwierigkeiten haben, das nötige Personal zu finden.

Können denn nicht auch die Mitarbeitenden von Betrieben, die mangels Nachfolge aufgeben, übernommen werden?

Mitarbeitende von anderen Höfen zu übernehmen, ist schwierig. Jeder Betrieb ist anders strukturiert, hat andere Arbeitszeiten. Das ist oftmals ein Grund, warum die Mitarbeitenden nicht zum neuen Landbewirtschafter wechseln wollen.

Was unternimmt die Branche, damit es nicht weiter zu einem Mangel an Nachwuchsgemüsegärtnern kommt?

Mehr Toleranz Für 65 Schweizer Gemüsesorten gelten ab sofort neue Qualitätsnormen Thursday, 1. June 2023 Der Verband will mehr Werbung für den Beruf machen. Das könnte zielführend sein. Viele Jugendliche kennen den Beruf nicht. Generell ist das Berufsfeld der Landwirtschaft eher negativ behaftet, die zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten, die es gibt, sind ebenfalls zu wenig bekannt. Auf unserem Betrieb haben wir heuer zum ersten Mal am nationalen Zukunftstag mitgemacht. Zwei Mädchen aus der Stadt waren da, wollen den Beruf Gemüsegärtnerin jedoch nicht erlernen – dies aufgrund der körperlichen Arbeit. Andererseits hatten wir dieses Jahr bereits sechs Schülerinnen und Schüler, die zum Schnuppern da waren. Drei von ihnen sind sich noch nicht sicher, ob der Beruf etwas für sie sein könnte. Für die anderen drei kommt der Beruf infrage.

Zu einem ganz anderen Thema: Die Schweizer Gemüsebranche hat sich das Ziel gesetzt, bis Ende 2040 die Gewächshäuser zu 100 Prozent ohne fossile Brennstoffe zu beheizen. Können alle Seeländer Produzenten dieses Ziel umsetzen oder werden Betriebsaufgaben erwartet?

Wenn die Technik bis dahin so weit fortgeschritten ist, so wird man dieses Ziel erreichen.

Ist beim Gemüse ein verändertes Konsumverhalten erkennbar, quasi ein Trend, dass einige Sorten beliebter geworden sind, andere dafür weniger nachgefragt werden?

Es gibt keinen eigentlichen Trend. In einem Jahr wird dieses Gemüse mehr nachgefragt und im nächsten Jahr jenes Gemüse. Wir müssen in Zukunft überhaupt froh sein, wenn wir noch alle Gemüse produzieren könne, da uns mit Auflagen von Pflanzenschutzmitteln und Düngereinsatz und dem Rückzug von Wirkstoffen die Produktion massiv erschwert wird.