Rita Ziltener vom LZ Liebegg unterstrich die Bedeutung der Bodenfruchtbarkeit als Garant für die natürliche Ertragsstabilität. Während eine Kuh 30 bis 40 Aren Land benötigt, wimmelt es unter der Oberfläche von Lebewesen und Mikroorganismen. Heruntergebrochen auf einen Quadratmeter finden sich in einer optimalen Bodenstruktur bis zu 400 Regenwürmer, in einem Fingerhut Boden 400'000 Pilze. Intakter Boden stärkt die Speicherfunktion und damit die Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und Nässe. Als einfachste Variante zur Qualitätsanalyse bietet sich die Spaten-probe an. Beurteilungskriterien sind unter anderem Krümelbildung, Durchwurzelung und sichtbare Bodentiere. Tief wurzelnde Pflanzen fördern die Bodenfruchtbarkeit entscheidend.
Schonende Bearbeitung des Bodens
Der Pflug verursacht die grössten Eingriffe in die natürliche Struktur des Bodens. Direktsaatmaschinen behandeln ihn behutsamer. Sie ermöglichen es, in einem Arbeitsgang den Boden zu öffnen, das Saatgut auszubringen und den Saatschlitz wieder zu verschliessen. «Mit dieser Methode wird lediglich ein Viertel der Bodenoberfläche bewegt», erklärte Fabian Wenzinger von der Liebegg. Langfristig angewandt, verbessert und stabilisiert sich die Bodenstruktur allmählich. Die Direktsaat bildet eine Säule der konservierenden Landwirtschaft, die auf den drei Prinzipien Bodenruhe, Pflanzenartenvielfalt und permanente Bedeckung fusst. Der Bund fördert seit letztem Jahr Bodenbedeckung und schonende Bodenbearbeitung. Wenzinger rät, die Methode gesamtbetrieblich anzuwenden.
Pflopf-Projekt mit sieben Massnahmen
Raphael Müller, Landwirt und Lohnunternehmer aus Wohlen, beteiligt sich am Pflopf-Projekt. Er berichtete über seine Erfahrungen mit drei der sieben Massnahmen. Am höchsten waren seine Erwartungen an Massnahme eins. Dabei sollen betriebsspezifische Prognosen – kombiniert aus Pflanzenschutzbulletin und Wetterdaten – den PSM-Einsatz optimieren. «Wenn das zuverlässig funktioniert, kann ich unter Umständen sogar ganz auf eine einzelne Spritzung verzichten», so Müller. «Das war meine Hoffnung.» Allerdings hat das Ganze einen Haken. Gerade beim Wetter zeigt sich, dass kleinräumige, präzise Prognosen nicht möglich sind. «Das wichtigste Puzzleteil bleibt der Bauer mit seinen Erfahrungen, dem Wissen um seine Parzellen und Kulturen», ist er überzeugt.
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Massnahme zwei zu teuer
Massnahme zwei (GPS-Lenksysteme zur Minimierung der Fahrgassenüberlappung) kann Müller nicht empfehlen, weil sie für einen Standardbetrieb viel zu teuer ist. Gute Erfahrungen machte er hingegen mit Massnahme drei (GPS-gesteuerte Pflanzenschutzgeräte). In der Praxis lagen die PMS-Einsparungen bei mindestens 5 Prozent. Andreas Distel, Leiter Pflanzenschutzdienst an der Liebegg, vertritt bei Pflopf den Aargau in der Projektträgerschaft. «Das Projekt ist mit hohen Erwartungen gestartet», ergänzte er Müllers Ausführungen. «Inzwischen hat man in einigen Bereichen zurückbuchstabieren müssen.» Die Massnahmenumsetzung läuft bis 2026, danach folgen zwei Jahre wissenschaftliche Auswertung.
Regenwürmer sind besser
Der Sonnenhof in Alikon (Gemeinde Sins) ist seit 1977 ein reiner Ackerbaubetrieb. Marcel Villiger resümierte, wie sich die Bodenbearbeitungsmethoden in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Mangels anderer technischer Möglichkeiten kam früher ausschliesslich der Pflug zum Einsatz. 1985 wurde der Vierscharpflug durch Grubber ersetzt, ab 1994 brachte eine Säkombination weitere Verbesserungen. Seit 2000 setzt er auf Direktsaatmaschinen. «Die Bodenbearbeitung haben wir inzwischen ausgelagert», meint er schalkhaft. «Das übernehmen bei uns die Regenwürmer. Mit ihrer jahrtausendelangen Erfahrung können sie es besser.»
Ressourcenprojekt PFLOPF
Von 2019 bis 2026 läuft in den Kantonen Aargau, Thurgau und Zürich das Ressourcenprojekt „Optimierung und Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes mit Precision-Farming-Technologien“ – kurzgenannt PFLOPF: Pflanzenschutzoptimierung mit Precision Farming. Mit der Umsetzung von sieben technologiebasierten Massnahmen sollen Pflanzenschutzmitteleinsparungen in Höhe von mindestens 25 Prozent erreicht werden. Etwa 60 Betriebe sind in das Projekt involviert und setzen auf ungefähr 900 Hektaren Acker-, Gemüse-, Obst- und Rebfläche ressourcenschonende Technologien ein.