Aus zwei Konkurrenten werden für einen Moment Sympathisanten, wenn es darum geht ein Zustandekommen der beiden Pflanzenschutz-Initiativen zu verhindern. Dabei sei ihr Anliegen nicht finanziell motiviert, betonen die Agrochemie-Multis Bayer und Syngenta in einer Videokonferenz. In der Schweiz werde nur verschwindend wenig Umsatz gemacht, sagt Bayer-Mediensprecher Patrick Kaiser. Man befürchtet, dass ein Verbot synthetischer Pflanzenschutzmittel, wie sie die Trinkwasser-Initiative und die Pestizidsverbots-Initiative fordern, die Lebensmittelsicherheit in der Schweiz gefährden könnten.
«Innovationsfeindlich» und «nicht sozial»
Eine Annahme der beiden Pflanzenschutz-Initiativen im Frühjahr 2021 würde nicht nur die konventionelle Landwirtschaft treffen. Der Initiativtext sieht ein generelles Verbot von Pestiziden vor: «Wer Pestizide verbietet, verbietet auch Mittel, die im Biolandbau eingesetzt werden», konstatiert Roman Mazzotta, Länderpräsident der Syngenta Schweiz. Als Beispiel nennt Mazotta Kupfer, welches seit Jahrzehnten im Biolandbau zum Einsatz kommt. Alternativen fehlen hier. Zudem schliesst der Verbot von Pesitziden auch die Biozide und damit die Desinfektionsmittel in der Landwirtschaft mit ein. Ein Verbot zu fordern, ohne Alternativen anzubieten, findet der Syngenta-Länderchef schlichtweg unverantwortlich.
Die Chemie zu verteufeln ist der falsche Weg, ist Roman Mazotta überzeugt. «Pflanzen brauchen Schutz. Ohne Pestizide kann die Lebensmittelsicherheit nicht mehr gewährleistet werden.» Regionalprodukte würden verteuern und damit Importe gefördert. «Ich bin mir nicht sicher, ob es nachhaltig ist, wenn Leute gezwungen werden, im Ausland einzukaufen», so Mazotta. Ohnehin sei nur eine ressourceneffiziente Landwirtschaft nachhaltig, wenn «möglichst wenig Land mit möglichst wenigen Mitteln einen hohen Ertrag erzielen». Die Initiativen bezeichnet er deshalb als «nicht sozial». Auch seien sie «innovationsfeindlich». «Ein Verbot von sythetischen Pestiziden kommt einem Denkverbot gleich. Damit würden der Forschungsplatz Schweiz sowie die regionale schweizerische Produktion ins Abseits gestellt.»
Neue Technologien zulassen
Man sei gut beraten, vielversprechende, nachhaltige Technologien in der Schweiz zuzulassen. Felix Reiff, Verwaltungspräsident von Bayer Schweiz spricht Technologieverbote, wie etwa im Bereich Genome Editing, an. «Sie sind Gift für den Standort Schweiz.» Eine verbesserte Züchtung sei essenziell für die Landwirtschaft.
Der Verwaltungspräsident von Bayer Schweiz kritisierte zudem, den Zulassungsprozess von neuen, nachhaltigen Pflanzenschutzmitteln, der mit sehr grossen Verzögerungen verbunden sei. «Teilweise warten wir schon Jahre auf die Zulassung», sagt er. Man könne keine Risiken minimieren, ohne neue, verbesserte Produkte zuzulassen.
Bevölkerung soll wissenschaftsbasiert Entscheide fällen
Aus Sicht der forschenden Industrie ist es wichtig, Zielkonflikte offen anzusprechen, damit die Politik und die Bevölkerung wissenschaftsbasiert ihre Entscheide fällen können. Dazu präsentieren Syngenta und Bayer auf der Plattform swiss-food.ch wissenschaftlich akkurate Argumente rund um die Diskussionen zum Pflanzenschutz. Diese sollen der breiten Masse die Möglichkeit geben, sich mit dem Thema ausführlich auseinanderzusetzen. Die Kampagne wird in Zusammenarbeit mit der Economiesuisse geführt.