Raphael Lauper von der Landag AG bricht einen Brocken Erde aus dem dreieckigen Stück Boden, das vor ihm auf der Gabel eines Teleskopladers ruht. «Das ist 25 Jahre alter Direktsaatboden», sagt der Lohnunternehmer und weist auf die dunkle Wurmerde hin, die sich als breite Schicht oben abgelagert hat. Darin sind Wurmgänge und die Wurzeln der Gründüngung zu sehen.
Stroh schützt den Boden
Die Gründüngung sei heuer später gesät worden als im Vorjahr, erklärte Raphael Lauper den Teilnehmern der Flurbegehung in Schüpfen BE. «2023 hat die sehr früh gesäte Gründüngung abgesamt», begründete er.
Da das Stroh nach der Gerstenernte in diesem Jahr gehäckselt worden war, bleibt der Boden trotz späterem Saatzeitpunkt der Gründüngung nicht unbedeckt. Das schützte ihn heuer insbesondere vor Starkregen. Im Frühling erfolge in das Gemisch mit Leguminosen, Guizotia, Phacelia und Sommerhafer («GD-Landag») die Direktsaat von Zuckerrüben. «Die Wurmerde ist gut für die Direktsaat», bemerkte Lauper, «dank ihr schliessen sich die Säschlitze zuverlässig.»
Die hohe Wurmaktivität mache eine Bodenbearbeitung in guten Direktsaatböden überflüssig, ist Lauper überzeugt. Allerdings: «Irgendwo in der Fruchtfolge müssen wir aufräumen», betonte Lukas Knörr von Samen Steffen zur Unkrautkontrolle und Terminierung von Gründüngungen – «sei das mechanisch oder chemisch».
Bodendaten nutzen, «vom Bohrstock ins Cockpit»
In Zukunft müsse man den heterogenen Böden in der Schweiz gerecht werden, ist Hanspeter Lauper überzeugt. Zusammen mit seinem Sohn Raphael führt er die Landag AG, die mit der Fachstelle Boden des Kantons Bern und drei Landwirtschaftsbetrieben am Projekt «Vom Bohrstock ins Cockpit» arbeitet. Das Ziel: Bodendaten für die Landwirtschaft in Wert setzen.
«Die Vorteile reichen vom Erhalt guter Böden für die Landwirtschaft via Sachplan Fruchtfolgeflächen über die flächenspezifische Düngung und Saat bis zu Bewässerungssteuerung, Kulturwahl, Humusbewirtschaftung und aussagekräftigen Bodenproben durch das Beproben von Flächen gleicher Eigenschaften», zählte Fachstellenleiter Markus Lebrun-Steger am Flurgang auf.
110 ha LN
Der Perimeter des Projekts umfasst 110 ha LN in der Region Frienisberg Nord. Auf 59 Einzelflächen habe man bisher 137 Kernramm- und 390 Handsondierungen durchgeführt. Dank der Landag stehen Ertragsdaten für die beprobten Parzellen aus den letzten Jahren zur Verfügung. Ertragskarten seien «sicher interessant», müssten aber mit Bodendaten kombiniert werden, so Hanspeter Lauper. Im Fokus stehen etwa pflanzennutzbare Gründigkeit, Körnung, Skelettgehalt, pH usw. Aus dieser Kombination sollen dereinst Schlüsse in Form von Bewirtschaftungsempfehlungen gezogen werden können.
Raphael Lauper zeigte den Anwesenden, dass Zonen mit hohen Erträgen auf der entsprechenden Karte einer Parzelle nicht mit hohen Humuswerten zusammenfielen. «Das zeigt: Es liegt nicht nur am Humus, von dem alle reden.»
Bald mit Scanner
«Vom Bohrstock ins Cockpit» ist ein laufendes Projekt. Es werden weiter Daten gesammelt, demnächst auch mit einem Bodenscanner. Wichtig sei, die Daten mit den Ackerbauern zu besprechen, so Hanspeter Lauper. «Denn kein Algorithmus kennt den Boden so gut wie der Bewirtschafter.»
Lupine für die Tiefe
Er präsentierte eine Gründüngung der Marke Terrafit. «Bei der Zusammenstellung der Mischungen denken wir möglichst aus der Wurmperspektive», so Lukas Knörr. Terrafit enthält u. a. Bitterlupinen, deren lange Pfahlwurzel den Boden tief lockere. Auch sei das Gemenge vielfältig einsetzbar, für Direktsaat geeignet und nur bei leguminosenbetonten Fruchtfolgen mit Vorsicht zu verwenden. Im Gegensatz zu den überwinternden oder teilabfrierenden Terragreen-Produkten von Samen Steffen sind Terrafit-Mischungen nicht winterhart.
Die Landag-DG stand bis zur Saat im Frühling auch auf der Parzelle, auf der André Kummer und Leo Meier, beide von Samen Steffen, die folgenden acht Maissorten vorstellten.
KWS Glasgo: Regional anpassungsfähig, Körner- oder Silomais, reift als Körnermais rasch ab.
Farmodena: Eher dicker Kolben, sehr gute Erträge, mittellange Pflanze.
P7818: Zahnmais für die frühe, nicht zu frühe Saat.
Farmirella: Gute Jugendentwicklung, daher gut für Herbizidfrei.
P8436: Nicht allzu hohe Pflanze, daher weniger Stroh und besser geeignet für anschliessende Direktsaat von Getreide.
KWS Arturello: Bleibt lange grün, aufpassen wegen Saft bei Silage.
Farmüller: Gute Standfestigkeit, hohe Erträge.
Farmpax: Massige Pflanzen, hoher Kornertrag.
Nicht zu dicht säen
Leo Meier empfiehlt, den Mais nicht zu dicht zu säen. «So kann er besser abreifen», erklärte er. Auch bilde die Pflanze dickere Stängel, die das Gewicht des heranreifenden Kolbens zuverlässiger tragen könnten. Das kommt der Standfestigkeit zugute. «80 000 Körner/ha höchstens», meinte der Berater etwa zur Sorte Farmüller.
2025 stehe die Beizung mit Korit noch zur Verfügung. Die Suche nach einem gleichwertigen Ersatz laufe – bisher aber ohne Erfolg. Die Strategie, den Mais zugunsten einer schnelleren Entwicklung später zu säen, habe dabei ihre Grenzen: «Körnermais muss beizeiten in den Boden, um abreifen zu können», gab André Kummer zu bedenken.
