Letztes Jahr war auch für den Erdbeerenanbau ein schwieriges Jahr, mit vielen Frostnächten und aufgrund der Nässe einem hohen Botrytis-Druck. Wie hat nun die diesjährige Saison angefangen?
Hagen Thoss: Die Saison ist gut gestartet, mit viel Sonne, dazwischen immer wieder mal Regen und mit nicht zu hohen Temperaturen oder strengem Frost. Dass die frühen Sorten bereits von viel Sonnenenergie profitieren konnten, kommt der Erntestaffelung entgegen. Interessanterweise ist die Nordostschweiz dieses Jahr eher früher dran als andere Regionen.
Inwiefern war Frost ein Thema?
Frost war auch dieses Jahr ein Thema, jedoch kamen die Blüten mehrheitlich ohne Schäden davon. Allerdings mussten die Kulturen wiederum häufig zu- und aufgedeckt werden, was sehr aufwendig ist. Ebenfalls eine Herausforderung war die anfängliche Trockenheit, die Bewässerungsmassnahmen nötig machte.
Wird angesichts der klimatischen Herausforderungen zunehmend auf witterungsgeschützten Anbau gesetzt?
Witterungsschutzsysteme werden immer häufiger eingesetzt. Bei kleineren Betrieben, welche ihre Erdbeeren im Hofladen anbieten und Wert auf besonders schöne Früchte legen, kommen vor allem Folientunnel oder Regenkappensysteme zum Einsatz.
Ein Thema sind auch Schädlinge. Wie sieht es beispielsweise mit dem Erdbeerensamenlaufkäfer aus, der 2020 erstmals von sich reden machte?
Leider wurden auch dieses Jahr bereits wieder Sichtungen des Erdbeerensamenlaufkäfers gemeldet. Da er erst vor zwei Jahren erstmals auftauchte, lässt sich noch nicht viel darüber sagen. Man hat etwa gehofft, dass dieser Schädling in Zyklen auftritt, was jedoch mit dem erneuten Auftreten unwahrscheinlich ist. Es ist auch nicht klar, ob er von aussen kommt oder ob er in der Beerenanlage selbst überwintert und sich vermehrt. Das Problem ist, dass es keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel dagegen gibt.[IMG 2]
Was können Sie zu weiteren Schädlingen sagen?
Thripse stellten im vergangenen, nassen Jahr kein grösseres Problem dar. Mit dem Aufkommen von Tunneldächern, in denen ein warmes und trockenes Klima herrscht, treten sie jedoch generell häufiger auf. Sie lassen sich sowohl mit Insektiziden wie auch mit Nützlingen bekämpfen. Hier am Strickhof züchten wir dazu kontrolliert Schlupfwespen und Schwebfliegen.
Sorgen macht zudem die Kirschessigfliege, die ebenfalls bald wieder auftauchen wird. Als weitere Schädlinge, die uns in den letzten Jahren gemeldet wurden, sind der Erdbeerglanzkäfer und der Picknickkäfer zu nennen. Diese werden jedoch eher gegen Ende der Saison erwartet. Dagegen gibt es ebenfalls keine zugelassenen Mittel.
Welche Innovationen im Erdbeerenanbau können Sie nennen?
Interessant sind Agrovoltaikanlagen, die im Beerenanbau im Kommen sind und eine Doppelnutzung zulassen. Erdbeeren benötigen nicht so viel Licht, daher kann ein Teil der gewonnenen Energie anderweitig genutzt werden.
Erdbeerensamenlaufkäfer: Ein in letzter Zeit vermehrt auftretender Schädling ist der Erdbeerensamenlaufkäfer, der an seinem schwarzen Körper und den orange behaarten Beinen zu erkennen ist. Er entwickelt sich in einem zweijährigen Zyklus, wobei die nachtaktiven adulten Exemplare die Samen der Erdbeeren fressen. Dadurch werden die Früchte beschädigt, an den betroffenen Stellen können sich zudem leicht Botrytis-Erreger ansiedeln. In einem Versuch stellte Agroscope fest, dass der nächtliche Einsatz von Licht während der Erntezeit die Schäden durch den Erdbeerensamenlaufkäfer um zwei Drittel senken kann.