Um 6.00 Uhr wurde heute mit der Verarbeitung der Zuckerrüben begonnen. Nach neun Monaten «Ruhe», geprägt von Revisions- und Vorbereitungsarbeiten, kommt nun wieder Leben in die Fabrik. Im Dauerbetrieb wird hier die nächsten Monate Zucker produziert. Die dafür benötigten Zuckerrüben gelangen mit Lastwagen, Traktor mit Anhänger und per Bahn in die Fabrik. Eine logistische Meisterleistung.

Für eine durchgehende Verarbeitung braucht es genügend Vorrat

Zuerst kommen die Biorüben an die Reihe. Diese stammen vorerst aus Deutschland. Die Schweizer Biorüben werden Anfang Oktober gerodet, später folgen die IP-Suisse- zusammen mit den konventionellen Rüben. Die Abläufe sind durchgetaktet. Beim Besuch der BauernZeitung in der Zuckerfabrik Frauenfeld diese Woche herrscht auf dem Abladeplatz emsiges Treiben. Die ersten Zuckerrüben wurden angeführt, damit das Werk unterbruchsfrei produzieren kann. Die Erwartungen an die Kampagne sind hoch. Nach Jahren des Rückgangs der Anbaufläche, nahm sie dieses Jahr wieder zu.

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Schwieriger Start und heisser Sommer

Leider war jedoch das Anbaujahr 2023 kein einfaches. Wegen des nassen Frühlings mussten viele Landwirte spät oder bei nassen Bedingugen säen. Eine verheerende Kombination für eine Kultur, die hohe Ansprüche an das Saatbett stellt. Je nach Standort kam es zu Verschlämmungen und Nachsaaten waren nötig. Nach dem Regen folgte dann der ersehnte Sommer. Die Rüben haben zuerst von der sonnenreichen Zeit profitiert und konnten gut Zucker einlagern. Die länger dauernde Hitzewelle im August hat einigen Rübenbeständen jedoch zugesetzt. Vor allem auf kiesigen Flächen und nicht bewässerungsfähigen Lagen verloren die Rüben das Kraut. Sie trieben zwar später wieder neu aus, verloren dadurch aber an Zucker.

Erwartete Proberodungen verschaffen Gewissheit

Ein genaueres Bild vermitteln die Proberodungen der Zuckerrübenbranche. Die Resulate werden in den kommenden Tagen erwartet und in die Planung der Kampagne einfliessen. Die BauernZeitung hat vorab, Raphael Wild, Leiter Kommunikation von der Zucker-ag" target="_blank">Schweizer Zucker AG, einige Fragen zur kommenden Kampagne gestellt.

Welches sind grössten Herausforderungen während der Kampagne?

[IMG 2]Die Zuckerrübe ist ein Naturprodukt und da ist man von Überraschungen nie gefeit. Im Moment sehen die Rübenfelder im Osten der Schweiz sehr gut aus und wir rechnen mit einer guten Kampagne. Weitere Herausforderungen sind die grossen Anlagen und deren Technik, die möglichst pannenfrei während der Kampagne funktionieren sollen. Zudem ist die ganze Logistik – insbesondere die Anfuhr der Rüben – sehr komplex. Hier darf man auch mal einen Dank an unsere Logistik-partner aussprechen, die ausgezeichnete Arbeit leisten.

Was wird dieses Jahr anders sein als die letzten Jahre?

Bei der Anfuhr und Logistik gibt es keine wesentlichen Änderungen. In der Fabrik erhielt das Leitsystem einen «Upgrade» und neu haben wir auch eine Photovoltaikanlage auf der Pektinanlage installiert. Wir arbeiten auch an verschiedenen Projekten, um die Zuckerproduktion möglichst nachhaltig zu betreiben.

Was sind Ihre Tipps an die Landwirte, welche Ihnen Rüben bringen, resp. an die Transporteure?

Für die Fabrik sind die «frischesten» Rüben die besten Rüben. Deshalb sollte die Lagerdauer am Feldrand auf das nötige Minimum begrenzt werden. Und weil rund die Hälfte aller Rüben über die Strasse angeliefert werden, ist es für die Transporteure wichtig, neben dem Einhalten der Strassenverkehrsregeln auch eine gewisse Toleranz im Strassenverkehr zu zeigen. Im Gegensatz hoffen wir immer auch auf das Verständnis anderer Verkehrsteilnehmer, wenn wieder mal ein «langsamer» Traktor unterwegs ist. Die Anwohnerinnen und Anwohner der Zuckerfabriken sind sich diese Situation im Herbst gewohnt, womit es kaum Probleme gibt.

Welches sind Ihre Erwartungen an die Kampagne?

Nach einem wettermässig schwierigen Start ins Rübenjahr 2023 rechnen wir mit einem guten Resultat. Speziell in der Ostschweiz waren die Bedingungen sehr gut. Der Westen der Schweiz litt viel stärker unter Trockenheit, dazu kam noch der Rübenrüssler, ein etwa 8 bis 12 mm grosser Schadkäfer, der die Wurzeln, Stängel und den Rübenkörper befällt und grosse Schäden anrichtet.

Wann ist eine Kampagne, eine gute Kampagne?

Eine gute Kampagne bringt viele Rüben, hohe Zuckergehalte, wenige Störungen und keine Unfälle.