«Das ist keine Überraschung», bemerkt Thomas Rufer von der Getreidesammelstelle Landi Seeland in Aarberg BE. Seiner Statistik zufolge verzeichnet die Region eine deutlich geringere Gerstenmenge und «katastrophale» Werte beim Hektolitergewicht. «Das hat man kommen sehen, es hat heuer einfach das Sonnenlicht gefehlt, ebenso der Sauerstoff im Boden und wir hatten enormen Krankheitsdruck», gibt Rufer zu bedenken. Viele Ähren seien nur halb ausgebildet worden und boten so kaum verwertbare Körner.

Ein Drittel weniger

Getreideernte «Die Felder sind zum Teil erschreckend stark verunkrautet» – was tun? Monday, 15. July 2024 Konkret liegen die durchschnittlichen Gerstenerträge im Einzugsgebiet der Sammelstelle Aarberg rund ein Drittel unter der Norm. «Bei intensiver Gerste haben wir knapp 70 kg/a, bei extensiver 50 kg/a», so Thomas Rufer. In normalen Jahren würden 100 kg/a bzw. 70 kg/a geerntet. Das Hektolitergewicht intensiv geführter Bestände liege 2024 bei durchschnittlich 64,2 kg/hl, 2023 habe es noch 69,8 kg/hl betragen. «Das sind Durchschnittswerte und sie sind natürlich stark abhängig von der jeweiligen Sorte», sagt Rufer. Das Hekolitergewicht gehe heuer aber bis hinab auf 54 kg/hl. Noch schlimmer präsentierte sich in Aarberg die extensive Gerste, bei der mit durchschnittlich 60 kg/hl durchwegs mit Abzügen zu rechnen ist.

«Bei uns ist die Hauptsorte im Anbau Esprit», erklärt Thomas Rufer, sie sei momentan die ertragsreichste Gerstensorte und mache mehr als die Hälfte der angelieferten Ware in Aarberg aus. Dafür sei in schwierigen Jahren – wie 2024 eines ist – ein ausreichendes Hektolitergewicht nicht gewährleistet. «Die Futtermittelhersteller werden die schlechte Gerstenqualität mit anderen Zutaten ausgleichen müssen», ergänzt Rufer, «es fehlt dieses Jahr der Mehlkörper im Korn und damit die Energie.»

«Gegenüber den Vorjahren fehlen 40 % Gerste.»

Stefan Schär, Landi Marthalen ZH, verzeichnet eine deutliche Fehlmenge.

In der Region Aarberg ist die Gerstenerste grossmehrheitlich abgeschlossen, letzte Posten aus höheren Lagen seien noch möglich. Ähnlich sieht es im Aargauischen Freiamt aus, heisst es beim Getreidecenter Eichmühle.

Unkraut im Griff

Laut Tobias Villiger fielen die Erträge im Einzugsgebiet der Eichmühle um 20 bis 30 Prozent tiefer aus als in einem Durchschnittsjahr. «Das Hektolitergewicht zeigt sich mit etwa 6 kg leichter als im Durchschnitt», so Villiger. Aber weder die Lieferanten der Eichmühle noch jene der Landi-Sammelstelle Aarberg hatten grössere Probleme mit Unkraut in der Gerste. «Bei uns wird sie meistens intensiv angebaut, da hat man das Unkraut im Griff», erklärt Thomas Rufer. Angesichts der grossen Qualitäts- und Ertragsunterschiede stellt er den extensiven Anbau von Gerste generell infrage. «Es gibt vieles, das als Extenso Sinn macht», findet er, «Gerste aber nicht.»

600 t statt 1000 t

Stefan Schär ist bei der Landi Weinland Genossenschaft in Marthalen ZH für die Getreidesammelstelle zuständig. Die Gerstenernte sei durch, die Sommergerste aber noch ausstehend. Konventionelle Gerste liefern Landwirte aus Marthalen und Umgebung. Biogerste kommt auch aus den Kantonen Schaffhausen und Thurgau.

Bezüglich der diesjährigen Gerstenernte bringt es Schär zügig auf den Punkt: «Katastrophal. Gegenüber den Vorjahren fehlen uns 40 % Gerste. Statt 1000 t konventioneller Gerste haben wir 600 t angenommen.» Auch in der Ostschweiz waren die Hektolitergewichte nicht befriedigend: «Das ging bis hinunter auf 52 kg/hl», so Schär. Eher besser abgeschnitten hätten bei den diesjährigen Wetterbedingungen zweizeilige Gerstensorten.

Über 40 dt/ha HOLL-Raps

Mykotoxineprobleme hat es laut Stefan Schär bei Gerste keine gegeben. Hingegen stellte die Verunkrautung einzelner Bioposten von Gerste und Erbsen in Mischkultur die Sammelstelle vor Herausforderungen.

Am Dienstag begann die Sammelstelle Marthalen mit der Annahme des Weizens. «Von einem guten Durchschnittsjahr kann man auch im Weizen nicht sprechen. Die Hektolitergewichte waren bei diesen Posten zwischen 73 und 77 kg/hl. Die Proteingehalte bei TOP-Weizen sind im Abzugsbereich und zudem stellten wir eine erhöhte Mykotoxinbelastung fest», sagt Stefan Schär.

Er fügt hinzu: «Das einzige Erfreuliche in diesem Jahr ist der Raps. Der ist gut durch den Winter gekommen. Wir nehmen HOLL-Raps an und etliche Landwirte haben über 40 dt/ha gedroschen.»