Seit einigen Jahren taucht in Vorträgen immer wieder das Wort «Mikrobiom» auf. Dabei handelt es sich um die Gesamtheit aller Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze etc.), die ein Lebewesen besiedeln. Beim Vortrag von Christoph Felgentreu (Interessengemeinschaft gesunder Boden, Regensburg) ging es nicht um das Mikrobiom von Mensch und Tier, sondern um jenes der Pflanzen. Je vielfältiger dieses Mikrobiom sei, desto gesunder und fruchtbarer sei der Boden, sagte er. Felgentreu stand vor einem Feld mit Gründüngungen, die Dominic Engeler in Hörhausen angesät hatte. Anlass war der Bodentag der VTL-Kommission «Zukunft Landwirtschaft» auf dem Hofgut Schloss Gündelhart.
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Benefit muss her
«Je biodiverser eine Gründüngung ist, desto besser für den Boden», sagte Felgentreu. Auch müssten in Gründüngungen aromatische Kräuter wie Koriander oder Zichorien rein. «Aber natürlich muss auch ein Benefit da sein, denn das Saatgut für artenreiche Gründüngungen ist teuer», so der Bodenexperte weiter.
Der Benefit folgt unmittelbar, wenn man auf den Produktionssystembeitrag für eine angemessene Bedeckung des Bodens zielt oder wenn man über Zwischenkulturen den Futtervorrat erhöhen will. Auch kann man mit gezielten Gründüngungen beste Voraussetzungen für die Folgekultur schaffen. Zum Benefif gehöre aber auch, dass eine schöne Gründüngung mit blühenden Sonnenblumen die Konsumenten erfreue, erwähnte Felgentreu.
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Schutz vor Erosion und Erhitzung des Bodens
Gründüngungen seien zudem ein probates Mittel gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Die sogenannte grüne Brücke schütze den Boden vor Erosion, vor Erhitzung und helfe den Wasserhaushalt zu stabilisieren. Davon ist Urban Dörig, Betriebsleiter von der Domäne St. Katharinental, überzeugt. Das führte er am Bodentag ganz praktisch mit einer Beregnungsinstallation vor. Dafür füllte er fünf Plastikschalen mit je einem Stück Land, das unterschiedlich bewachsen war und berieselte anschliessend. Der oberflächliche Abfluss und das Infiltrations-Abwasser wurden in durchsichtigen Behältern aufgefangen. Bei der einen Bodenprobe aus einem Rübenfeld war das Wasser im Becher braun, während von der der bewachsenen Fläche das Wasser klar war. Danach ging es ins Feld. Dörig mass die Bodentemperatur. Bewachsener Boden bleibt länger kühl.
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Grubbersaat ist effizient
Auch Dominic Engeler ist vom Nutzen der Gründüngungen überzeugt. «Das gehört zum Standard auf meinem Betrieb», sagte er und weiter: «Ich mache bei allen Kulturen, wo es irgend möglich ist, eine Untersaat. Nicht nur im Weizen, sondern auch in Sonnenblumen, Ölkürbis, Mais.» Im Laufe des August beendet er einen Teil der Untersaaten, sofern Wetter und Bodenbedingungen optimal sind und in Abhängigkeit von der Folgekultur. Für Kulturen mir Saattermin im folgenden März und April wählt Engeler eine abfrierende Gründüngung. Für Mais oder Soja könne die Untersaat auch über den Winter stehen bleiben.
Ausgesät wird mit Grubbersaat. «Für mich als Biobetrieb ist es wichtig, die Altverunkrautung nach der Ernte wegzubringen. Mit Grubbersaat ist das möglich», sagt er. Zudem stimme das Kosten-Leistungverhältnis. Grubbern und säen in Kombination kostet Fr. 105.-/ha (ohne, dass zuvor gegrubbert wurde). Carol Tanner vom Arenenberg hatte dies anhand des Maschinenkostenberichts berechnet inklusive anderer Saatverfahren.
Günstig ist auch Direktsaat. Auch die Drohnensaat hat ihre Vorteile, so muss das Feld nicht befahren werden. Allerdings wird das Saatgut nur oberflächlich gestreut. Es gibt keinen Bodenschluss und die Körner könnten rasch weggefressen werden.
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