Trockenheit HAFL setzt sich für einheitliche Bewässerungs-Daten ein Monday, 26. June 2023 Die aktuelle Wetterlage führt es vor Augen: Wer fürs Bewässern eingerichtet ist, hat ein geringeres Ertragsausfallrisiko. Dass das Thema interessiert, zeigte die grosse Teilnahme an einem Flurgang bei der Hermann Gemüse AG in Bad Ragaz im St. Galler Rheintal im Juni 2023. Um die 40 Bauern nahmen an der Begehung teil. «Das Thema Bewässerung beschäftigt uns schon heute stark und wird uns in Zukunft noch viel mehr beschäftigen», sagte Daniela Büchel, Fachstelle Gemüsebau am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Salez.

Betriebe haben bei der Bewässerung aufgerüstet

Der Ort der Veranstaltung war wohl nicht zufällig gewählt, denn der Schwerpunkt des Gemüsebaus im Kanton St. Gallen liegt im Rheintal. Hier gibt es Grundwasser in ausreichender Menge und in sehr guter Qualität. Das ist eine komfortable Ausgangslage für die Gemüseproduzenten. Doch Daniela Büchel warnte: «Die Wasserreserve ist gross, aber dennoch beschränkt.» So habe der Fachstab Trockenheit des Kantons St. Gallen im Februar vor tiefen Grundwasserbeständen gewarnt.

Mit dem nassen April mit 200 mm Niederschlag im Rheintal war das Thema vom Tisch – wird jetzt aber wieder aktuell. Büchel berichtete, dass die Betriebe seit dem Hitzesommer 2003 viel in Bewässerungsinfrastruktur investiert hätten. Auch bei den Alpen sei im Kanton St. Gallen nach dem trockenen Sommer 2018 viel gegangen.

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Einwegschläuche bei der Tropfbewässerung

Dann ging es auf die Felder. Bei den Kartoffeln ist die Hermann Gemüse AG für Tropfbewässerung eingerichtet. Dieses System hat laut Mitarbeiter Nathanael Schellenberg folgende Vorteile:

  • Das Wasser geht direkt auf den Boden.
  • Dadurch weniger Probleme mit Pilzkrankheiten.
  • Weniger Wasserverlust durch Windverwehung und Verdunstung.
  • Tiefer Wasserdruck, geringer Wasserverbrauch.

Der Betrieb arbeitet mit Einwegschläuchen. Die Kosten pro Rolle Schlauch (1800 m) betragen 209 Franken. Pro Hektare werden 6300 m Schlauch benötigt, das sind Materialkosten von 700 Franken pro Hektare. Mehrwegschläuche halten gut drei Jahre. Sie sind allerdings rund 2,5 Mal teurer. «Unter dem Strich kommen wir mit Einwegschläuchen günstiger», sagte Schellenberg. Ein Nachteil sind die jährlichen Entsorgungskosten. Zudem picken die Krähen gerne Löcher in die Schläuche.

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Vivienne Oggier vom LZSG empfiehlt, bei Kartoffeln früh mit der Bewässerung zu starten, also schon beim Ansatz der Knollen.

«Kartoffeln haben ein Stressgedächtnis. Früher Wassermangel beeinflusst die Qualität.»

Vivienne Oggier, Fachbereich Gemüse LZSG Salez

Sie berichtete, dass eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit zudem Bakterien schwäche, die für Schorf verantwortlich seien.

Flexibel bei der Auflaufbewässerung

Bei Benno Hörler, zuständig für Anbau, Pflanzenschutz und Swiss Gap bei der Hermann Gemüse AG, ging es um Auflaufbewässerung. Diese wird auf dem Betrieb konsequent gemacht. Hörler stellte zwei Varianten von Auflaufbewässerung vor. Zum einen die Sprinkler im Feld: Sie sollten täglich zwei bis drei Stunden laufen mit 8 bis 12 mm pro ha und Gabe. Hörler empfiehlt eine Dauer von drei bis fünf Tagen, bis die Kultur aufgelaufen sei. Die Vorteile von Sprinkleranlagen sind:

  • Installation: Wenn die Anlage aufgestellt ist, kann die Kultur mit relativ wenig Aufwand bewässert werden.
  • Flexibilität: Ist die Auflaufbewässerung auf einer Parzelle abgeschlossen, kann die Installation auf das nächste Feld gezügelt werden.
  • Einsatzmöglichkeiten: Kann im Frühjahr auch für die Frostberegnung genutzt werden.

[IMG 3]Einschränkungen hat das System bei der Feldlänge. Das besichtigte Randenfeld war 300 m lang. 22 Sprinkler im Abstand von 12 bis 18 m wurden installiert. «Bis zum Feldende sinkt der Druck in der Leitung, wodurch die Wasserverteilung nicht überall gleich ist», führte Hörler aus. Entsprechend braucht es eine hohe Leistung bei der Pumpe. Auf der besichtigten Parzelle werden 60 m3 Wasser pro Stunde gefördert. Ein weiteres Handycap ist, dass fürs Hacken und Striegeln die Röhren raus- und danach wieder reingetragen oder zur Seite gelegt werden müssen. Das ist vor allem für Biobetriebe aufwendig.

Arbeitsbreite von 70 Metern

Im gleichen Feld stand zu Demonstrationszwecken ein Rollomat mit Bewässerungsbalken auf einem Stativ. Dank der feinen Düsen genügt ein Wasserdruck auf dem Balken von 1,5 bar. Die Anlage kann mit 4 bis 5 bar betrieben werden. «Wir brauchen weniger Pumpenleistung und haben einen tieferen Materialverschleiss», sagte Benno Hörler. Die Gestängebreite beträgt 50 m, zusammen mit den Aussendüsen, die 8 bis 9 m Breite erreichen, kann auf einer Gesamtbreite von 70 m pro Durchgang bewässert werden – vorausgesetzt es ist windstill.

«Was auf unserem Betrieb für den Rollomat mit Bewässerungsbalken spricht, ist die Feldlänge, denn die Verteilung ist von vorne bis hinten gleich.»

Benno Hörler zu den Vorteilen des Rollomaten

Die Installation hat zudem den Vorteil, dass man das System für die Auflaufbewässerung und für die herkömmliche Bewässerung einsetzen kann.

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Hermann Gemüse AG
Die Hermann Gemüse und Landmaschinen AG hat sich auf den Gemüsebau spezialisiert. Von den 53 ha LN sind 48 ha Ackerland. Angebaut werden Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln, Randen, Sellerie, Spinat, Mais und Getreide. Weitere Betriebszweige sind die Rindermast mit 150 Tieren und die Landmaschinenwerkstätte, in der eigene wie auch fremde Maschinen und Gerätschaften repariert, unterhalten und verkauft werden. Insgesamt beschäftigen Martin und Bernhard Hermann 20 Vollzeit­- und 7 Teilzeitbeschäftigte.