«Die Konsumenten favorisieren Heidelbeeren entsprechend ihrer Fruchtgrösse und -festigkeit. Vor allem bei den jungen Konsumenten muss es ‹knacken›», sagte Alfred-Peter Entrop von der Beerenberatung Esteburg (D) am Thurgauer und St. Galler Beerennachmittag, der am 16. November 2022 in Sulgen ­stattfand. Er berichtete von den Erfahrungen des Esteburg Obstbauzentrums Jork, des Kompetenzzentrums für den Obstbau in Norddeutschland.

Gefragt ist eine gewisse Festigkeit

Als klassische Sorte gilt Duke, welche in Tunnel und Topf eine Fruchtfestigkeit von 205 g/mm erreicht. Dieser Wert, gemessen mit einem FirmTech-Gerät, gilt laut Alfred-Peter Entrop als gut. Auch die Sorte Draper sei empfehlenswert, weil sie ein gutes Aroma und Festigkeit hat. Die Sorte Valor zeichnete sich in Versuchen mit dem Dammanbau als geeignet aus und ist fester als Duke. «Allerdings hat diese Sorte ­zunehmend Probleme mit der veränderten Winterwitterung, wenn diese anfänglich sehr mild ist und dann plötzlich Frost einsetzt», so Entrop. Auch die Nebensorte Calypso «funktionierte», sie sehe gut aus und verfüge über eine marktfähige Festigkeit und Grösse. 

Sortenspiegel soll überschaubar sein

Der Referent plädierte für einen überschaubaren Sortenspiegel. Die Sorte Aurora empfehle er nicht. Er räumte jedoch ein:  «Wenn eine Sorte an einem Standort nicht gut gedeiht, muss dies nicht allgemein gelten.» Um im Sommer möglichst viele Früchte von höchster Qualität ernten zu können, sollten die Heidelbeerbüsche im zeitigen Frühjahr vor dem Austreiben geschnitten werden. Alte, kranke oder abgetragene Triebe werden herausgeschnitten, so dass die Pflanzen viel Luft und Sonne zum Wachsen bekommen. Zum optimalen Gedeihen benötigen die Pflanzen einen sonnigen Standort mit saurem Boden und guter Wasserversorgung. 

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Besonders auf Jungpflanzen achten

Die Sorte Cargo ist winterfest, zeigte jedoch zu wenig Ertrag und gilt als sauer, wenn sie in einer «engen» Pflückabfolge geerntet wurde. Alfred-Peter Entrop betonte, dass er zu keinen Sorten mehr rät, für die ein hoher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nötig ist. «Ich empfehle, nicht blind den gängigen Sortenempfehlungen zu folgen und manchmal auch abzuwarten, bis konkrete Ergebnisse aus Versuchen vorliegen.» Als Beispiel dafür nannte er die Sorte Legacy, die anfänglich als vielversprechend galt, deren einjähriges Fruchtholz aber nicht winterfrosthart ist. Die Sorte Blue Ribbon bezeichnete er als besonders empfehlenswert für direktvermarktende Betriebe. Die Früchte sind dunkel und fest, weisen einen ausgewogenen Geschmack auf. «Allerdings empfiehlt sich die Zusatzberegnung, da die Sorte trockenempfindlich ist. Bisher stellten wir bei ihr keine sichtbaren Holzfrostschäden fest.» 

Der Referent hob die Bedeutung der Qualität der Jungpflanzen hervor: «Der Name der Baumschule besagt nichts über die Herkunft und das verwendete Pflanzmaterial.» Dieses erfüllt laut Entrop bisher nur die Mindeststandards (CAC-Material, gelbe Etiketten) hinsichtlich Gesundheit sowie Sortenreinheit. Bevorzugt werden sollte jedoch, soweit erhältlich, zertifiziertes Anbaumaterial nach der Anbaumaterialverordnung (AGOZV). Nur dieses gewährleistet, dass die Jungpflanzen von gesunden, virusfreien Ausgangspflanzen stammen, die während der Hochvermehrung unter geeig­neten Bedingungen kultiviert, intensiv kontrolliert und amtlich geprüft werden. Wenn Virusfreiheit versprochen wird, sollte auch die Methode genannt werden, mit der die Virusfreiheit nachgewiesen wurde. 

Auch auf die Mäuse regulieren

Alfred-Peter Entrop gab zudem Beratungshinweise zur alterna­tiven Unkrautregulierung: «Die Böden sollten möglichst wenig ­bewegt werden und flach bearbeitet werden. Sorgen Sie für eine Mulchabdeckung und beachten Sie die Mäuseregulierung.» Auch die Verunkrautung solle frühzeitig reguliert werden, wobei besonders Junganlagen trockenheitsempfindlich seien. «Nutzen Sie, wenn möglich, die pH-Absenkung, da viele Unkräuter tiefe pH-Bereiche meiden.» Entrop empfahl zudem eine gute Befahrbarkeit der Anlage: «Bei Abdeckung mit Folie verringert sich das Zeitfenster der ­Befahrbarkeit, besonders an feuchten Standorten, und es ist ein Kostenfaktor.» 

In der mechanischen Unkrautbekämpfung bei Heidelbeeren sammelte man gute Erfahrungen mit dem «Grasskiller». Das Gerät arbeitet mittels spezieller Düsen unter der Grasnarbe und nur mit kaltem Wasser. Durch den hohen Druck von 1000 bar und den richtigen Winkel zerstört der Strahl die Wurzeln der Unkräuter bis zu einer Tiefe von einigen Zentimetern. Das Gerät ist in ganz Europa patentiert.