Die Pflanzenbautagung am Bildungszentrum Wallierhof, Riedholz, ist vor einigen  Tagen online durchgeführt worden. Nach gut einem Jahr Laufzeit wurde eine erste Bilanz des Ressourcenprojekts Pestired gezogen. Landwirt Markus Dietschi ist einer von 20 teilnehmenden Bauern im Kanton Solothurn. Er sei kein Bioproduzent, betonte er. Aber: «Die Landwirtschaft muss sich bewegen.» Er erklärte, dass er das Projektziel in diesem ersten Jahr nicht erreicht habe.

Das Wirkungsziel von Pestired ist klar definiert

Das Projekt Pestired will den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln (PSM) mit verschiedenen Massnahmen im Laufe einer genau festgelegten Fruchtfolge um 75 Prozent verringern; dies mit maximaler Ertragsreduktion von zehn Prozent, heisst es auf der Website. Neben diesem Wirkungsziel wird auch ein Wissensgewinn bezüglich Grenzen und Möglichkeiten der vorbeugenden und alternativen Pflanzenschutzmassnahmen erzielt. Das Projekt wird in den drei Regionen Waadt, Genf und Solothurn umgesetzt.

Ein Jahr ist in der Landwirtschaft kein Jahr

Teilnehmer Markus Dietschi baute auf zwei Parzellen die Mischkultur Gerste-Erbsen an. Die sogenannte Kontrollparzelle wurde konventionell bewirtschaftet, eine weitere Parzelle innovativ. Doch das Wetter machte einen Strich durch die Rechnung und liess weder im Herbst noch im folgenden Frühling das Striegeln auf der innovativen Parzelle zu. Dietschi kann zwar eine Reduktion von 100 Prozent PSM ­vorweisen, doch die Ertragseinbusse auf der innovativ bewirtschafteten Parzelle lag bei 50 Prozent gegenüber der Kontrollparzelle. Aber: «Ein Jahr ist kein Jahr», betonte er, das sei den Landwirten allgemein bekannt. Und er wolle nichts beschönigen, die Verunkrautung sei da. Die Frage kam beim Landwirt auf, bei welchen Pflanzen das Absamen für Folgekulturen problematisch sei und bei welchen weniger. Das müsse sich nun zeigen. Auch die Ernte sei nicht ganz einfach, wenn das Feld nicht sauber sei, was zu Qualitätsproblemen führe.

Der Faktor Wetter spielt eine grosse Rolle

Das Wetter spielt eine grosse Rolle, zog der Landwirt ein Fazit. Bei einem solchen Anbau sei das Risiko für hohen Ertragsausfall hoch, und auch der Anspruch an den Betriebsleiter gross. Markus Dietschi ist sicher, dass in einem guten Jahr aber auch einiges drinliegen kann. Das Projekt sei auch zum Lernen und Erfahrungen sammeln da und daher bleibt er dabei. Er kann dem ersten Versuchsjahr auch Positives abgewinnen. So habe er wieder gelernt, besser hinzuschauen und Unkräuter zu bestimmen. Ein Projektbestandteil sind zudem Blühstreifen. Diese seien schön anzusehen und haben viele Bienen und Hummeln angezogen, freute sich der Landwirt. Aber nicht nur, sondern auch Radfahrer und Fussgänger. Dietschi machte deutlich, dass die positive Wirkung, die solche Blühstreifen auf die Konsumenten haben, nicht unterschätzt werden darf. Im zweiten Versuchsjahr wird er die Kultur Mais genauer beobachten. Pestired wird von Agroscope wissenschaftlich und mit umfangreichen Monitorings begleitet. Das Projekt dauert insgesamt acht Jahre: sechs Jahre mit Umsetzung von Massnahmen auf den Betrieben und zwei weitere Jahre für das Wirkungsmonitoring.

Neuerungen gibt es beim Humusprojekt

Samuel Tschumi informierte darüber, dass das Solothurner Ressourcenprojekt Humus ins vierte von sechs Jahren gestartet sei. Neu gibt es weitere drei Massnahmen.

Massnahme 1: Es wird zwischen früher und später Gründüngung unterschieden. Auch Gründüngung mit Saat nach dem ersten September sei erfolgreich. Diese dürfe nicht als Zwischenfutter genutzt werden. Die Massnahme wird mit 120 Franken pro Hektare abgegolten.

Massnahme 2: Gründüngung vor Winterkultur wird mit 240 Franken pro Hektare abgegolten. Ziele sind etwa Fütterung der Bodenlebewesen, Erhaltung Mikroorganismen, Wasser- und Nährstoffspeicherung, Erosionsschutz, Kohlenstoffbindung.

Massnahme 3: Ganzjährige Bodenbedeckung wird pauschal mit 700 Franken pro Jahr abgegolten. Die Massnahme soll Anreiz schaffen, die Böden das ganze Jahr über zu bedecken. Nach der Ernte der Vorkultur sei der Boden raschmöglichst zu begrünen. Bis zur Saat Hauptkultur oder Gründüngung/Zwischenfutter, darf der Boden nicht länger als 45 Tage unbedeckt bleiben.

An die auslaufenden Bewilligungen denken

Gaetano Mori erinnerte an die auslaufenden Bewilligungen einiger PSM. So sind etwa die Aufbrauchfristen von Lexus/Speleo sowie Acapel Power/Acanto, welche beim Getreide eingesetzt werden, am dritten Januar abgelaufen. Die Aufbrauchfrist von Oranis dauert noch bis 4. März, diejenige von Ephosin noch bis 25. Mai. Neu gebe es für PSM in der Direktzahlungsverordnung eine Aufzeichnungspflicht der Zulassungsnummer der Ge-bindeetiketten. Die sogenannte W-Nummer müsse im Feldkalender eingetragen werden. Bussen bei Nichteinhaltung würden ab 2022 ausgestellt. Die Nummern seien nur klein auf den Gebinden zu finden. Momentan sei es der Landi noch nicht möglich, diese Nummern auf dem Lieferschein einzutragen. Mori appellierte zum Schluss an die Landwirte: «Der verantwortungsvolle Umgang mit PSM ist nach wie vor das Ding der Stunde, damit die Mittel/Wirkstoffe auch in Zukunft eingesetzt werden dürfen.»