«Heute haben wir Sonntag», erklärt Roman Bircher aus Hagendorn an diesem regnerischen Montag. Der Zuger Lohnunternehmer und sein Team haben intensive Tage hinter sich, die Maschinen liefen auch über das Wochenende auf Hochtouren. Bis am Sonntagabend um 19 Uhr waren er und seine Mitarbeiter auf den fünf Häckslern, vier davon im Mais, unterwegs gewesen. Rund 250 Hektar Mais von Immensee bis ins Säuliamt hätten sie geerntet. «Es war eine aussergewöhnliche Woche bei besten Bedingungen. Ich kann mich nicht erinnern, dass schon einmal in so kurzer Zeit so viel Mais weggekommen ist», so Roman Bircher weiter. Die gut abgetrockneten Böden hätten sich positiv auf die Befahrbarkeit ausgewirkt, dazu sei auch die Verschmutzung der Strassen für einmal kein Problem gewesen.

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Sturm legte zum Teil ganze Felder um

Bircher Lohnunternehmen

Seit über 60 Jahren bietet das Bircher Lohnunternehmen aus Hagendorn mit ihrem umfangreichen Maschinenpark Dienstleistungen rund um den Acker- und Futterbau an, im Winter ist das Team zudem in der Schneeräumung unterwegs. Sechs Personen in Vollzeit und bis zu zwölf Aushilfsfahrer sind für die Geschäftsführer Roman und Marlis Bircher im Einsatz. Mit den über drei Meter breiten Häckslern auf stark befahrenen Strassen oder auf Feldwegen, mit Velofahrern und Spaziergängern, unterwegs zu sein, erfordere Erfahrung und grosse Fahrkenntnisse, so Roman Bircher. Entsprechend seien gute Maschinenführer gefragt.

Eine Herausforderung sei die Maisernte in Regionen gewesen, welche stark vom Sturm betroffen waren, der am 1. September vom Luzernischen her über Teile von Zug zog. Schätzungswiese 60 Hektar hätten richtig schlimm ausgesehen. «Vor allem im Gebiet Hagendorn – Cham, aber auch in Rotkreuz, präsentierten sich die Felder teilweise, als ob sie niedergewalzt worden wären», der so Lohnunternehmer. Insbesondere noch wenig verholzte Maispflanzen habe es umgeknickt oder gleich ganz entwurzelt. Das führte dazu, dass die betroffenen Parzellen nur von der einen Richtung und mit sehr tief eingestelltem Maisvorsatz gehäckselt werden konnten. Die Flächenleistung habe sich dadurch halbiert. Dazu kämen Qualitätseinbussen, da betroffene Feldern infolge des drohenden Pilzdrucks zu früh geerntet wurden und die Verschmutzungsgefahr wegen der tiefen Schnitthöhe anstieg.

Die Folge sind Mehrkosten und Mindererträge

Herausfordernd sei die Situation der betroffenen Bauern auch im Zusammenhang mit dem Versicherungsschutz. Viele der Flächen seien zwar über die Hagelversicherung auch gegen Sturmschäden versichert. «Mehrkosten wie die höheren Erntekosten oder Mindererträge infolge geringerer Qualität werden in der Schadenseinschätzung aus meiner Sicht zu wenig stark berücksichtigt», betont Roman Bircher.

Die Kolben sind super ausgebildet

In nicht vom Sturm betroffenen Gebieten sei die Qualität hingegen hervorragend gewesen, auch die Ertragsmengen präsentierten sich erfreulich. Die Trockenheit im Juni habe zwar das Längenwachstum leicht beeinflusst, dafür seien die Kolben super ausgebildet. Auch in Grenzlagen, wie beispielsweise im Ägerital, seien Erträge und Qualität vom Mais mittlerweile infolge des veränderten Klimas und der guten Frühsorten interessant.

Tendenziell zu spät

Von guten Erträgen und Qualitäten spricht auch Dominik Amrein vom BBZN Hohenrain LU, obwohl der Überblick derzeit noch etwas fehle. Er stellte fest, dass dieses Jahr die Maisfelder sehr unterschiedlich standen, wobei dies nicht nur auf die unterschiedlichen Sorten und Saattermine zurückzuführen sei. Das mache die Wahl des richtigen Erntezeitpunktes anspruchsvoll, wobei der vor allem durch das Wetter und den Lohnunternehmer bestimmt wird. Zu früh wegen weniger Menge und mehr Sickersaft, und zu spät, weil zu trocken, sei nachteilig. Mais werde aber tendenziell eher zu spät und somit zu trocken geerntet, findet Amrein. Ein hoher Kolbenanteil bis zu 60 Prozent und viel Stärke sei die eine Seite, die abnehmende Verdaulichkeit der Restpflanze sollte aber auch mehr beachtet werden. «Zu trockener Mais schafft Probleme bei der Ernte und bei der Fütterung.» Nach den Top-Bedingungen für die Ernte letzte Woche war in den letzten Tagen abwarten angesagt. Deshalb stünden derzeit noch einige Parzellen, die besser früher abgeräumt worden wären, findet Amrein.

Viele Maisballen für die Bergbauern
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Er brauche auf seinem Betrieb keinen Mais, sagt Edgar Wey von der Silbermatte in Altishofen. Auf den 36 ha LN mit besten Ackerböden produziert er Gerste, Weizen, Mais, Zucker- und Futterrüben, daneben werden Mastschweine gehalten. Rund 2000 Gras- und Maisballen werden jährlich gepresst und ins Berggebiet verkauft. Maisballen presst Wey schon lange, früher in Säcke, die noch gestopft werden mussten. Heute könnten mit den modernen Pressen stündlich bis 50 Ballen gewickelt werden. «Sofern der Mais kontinuierlich angeliefert wird, da braucht es schon eine gute Erntekette und einige Wagen.» Er selber führt mit einem Partner das Lohnnunternehmen Fischer und Wey, Ebersecken und Altishofen LU, mit zwei Pressen und Wickler. Der Goweil Vario Master für die Maisballen bediente letzte Woche der Angestellte, Marcel Birrer. Damit könnten Ballengrössen von 85 bis 140 cm hergestellt werden. Die Presse wurde von einem 270-PS-Traktor angetrieben, reichen würden zwar auch 140 PS, sagt Birrer. Die Presse wiege aber leer gegen 18 t, da brauche es eben auch schwere Zuggefährte. Unterwegs ist der Lohnunternehmer mit dem Gefährt vom Zugerbiet bis in den Aargau, weil es in der Region wenige solcher, mit einer Waage ausgerüstete Pressen gebe.

Auf dem nahen Maisfeld frisst sich der achtreihige Claas Jaguar 850 vom Lohnunternehmen Arnold, Richenthal LU, durch die Reihen, bedient von Juniorchef Lukas Arnold. Das Lohnunternehmen ist spezialisiert auf das Silieren von Gras- und Maissilage – mit Häcksler, Traktoren und Dosierwagen, und zwar im Umkreis bis 20 km. Auf dem 20 ha grossen Familienbetrieb, mit zwei Brüdern und den Eltern bewirtschaftet, werden auch Ackerbau, Rinderaufzucht und Pouletmast betrieben. Nächstes Jahr will Jungbauer Lukas Arnold mit zwei Kollegen eine Betriebsgemeinschaft gründen, dann kommt auch noch Milchvieh dazu.

Mais werde wohl jährlich rund 150 ha geerntet, schätzt Arnold, und mit dem Häcksler liege stündlich sicher eine Hektare drin. Gut angelaufen sei die diesjährige Ernte, die Anfang September startete und wohl noch bis Ende Oktober dauere. Auch für das Lohnunternehmen Arnold waren es aber vor allem letzte Woche wegen des schönen Wetters lange Tage.