«Maissilage ist eine ideale Mischung aus Stärke und Faser», sagte Susanna Montag an einer gemeinsamen Veranstaltung von Lely Schweiz und dem Saatguthersteller KWS, die kürzlich in Sulgen TG stattfand. Stärke, so die Fütterungsexpertin von KWS Deutschland in ihrem Referat, sei für die Kühe nicht nur schmackhaft, sie liefere vor allem auch viel Energie. Maissilage für die Rindviehfütterung habe mehrere Vorteile: Sie sei die Grundlage für die Energieversorgung und verfüge über Eigenschaften wie gute Lagerstabilität und Silierbarkeit sowie eine ganzjährig homogene Qualität.

Effiziente Energienutzung

Dass sich Maissilage für die Energieversorgung besonders gut eignet, hat mit der Verdauungsphysiologie der Kuh zu tun: Maisstärke kann sowohl im Pansen als auch im Dünndarm verdaut werden. Sogenannte beständige Stärke, die nicht im Pansen, sondern direkt im Dünndarm durch Enzyme abgebaut wird, ist langsamer in der Verdauungsgeschwindigkeit, erzielt dafür eine effizientere Energieausnutzung. Allerdings ist die Dünndarmkapazität begrenzt. Die maximale Glukose-Aufnahme beträgt 1000 bis 1500 Gramm beständiger Stärke pro Tag, der Rest wird über den Kot ausgeschieden und ist somit verloren.

Um nun die beständige Stärke optimal zu nutzen, empfiehlt Susanna Montag, bei der Zusammenstellung der Ration die Einflüsse auf die Stärkeverdaulichkeit mitzuberücksichtigen. Betrachtet man verschiedene Kraftfutter, so sind dort Unterschiede in der Verdauungsgeschwindigkeit von Stärke zu finden. So ist z.B. Getreide (Roggen, Weizen, Gerste) durch entsprechende Bakterien im Pansen grundsätzlich schneller verdaulich als beispielsweise getrocknetes Maismehl.

«Maissilage ist eine ideale Mischung aus Stärke und Faser.»

Susanna Montag, Fütterungsexpertin, KWS Deutschland

Keine reinen Hartmaissorten

Bei Maissilage als Grundfutter spielt vor allem der Trockensubstanzgehalt (TS) eine Rolle in der Verdauungsgeschwindigkeit. Je höher der TS, desto höher der Anteil beständige Stärke und umso langsamer die Abbaugeschwindigkeit, sodass Stärke auch im Dünndarm verdaut wird. Dazu kommt: Die Dauer der Lagerung von Maissilage hat einen grossen Einfluss auf die Geschwindigkeit des Stärkeabbaus. Je länger der Mais gelagert wird, desto schneller kann er von den Pansenbakterien abgebaut werden und desto weniger Stärke landet im Dünndarm.

Die Stärkeverdaulichkeit hängt von der Maisgenetik ab. Sie fällt bei voller Kornausreife bei Hart- und Zahnmais unterschiedlich aus. Der reine Hartmais charakterisiert sich über ein eher rundes Korn mit einer glasigen Stärkestruktur, diese hat eine etwas langsamere Abbaugeschwindigkeit. Der Zahnmais hat ein längliches Korn mit einer typischen Einkerbung sowie einem hohen Anteil an weicher, mehliger Stärke. Diese ist aufgrund der Struktur vermehrt pansenverfügbar und wird daher im Vergleich bei voller Kornausreife schneller abgebaut.

«Reine Hartmaissorten werden heutzutage nicht mehr aktiv für die Fütterung gezüchtet», hielt Susanna Montag fest. Die meisten Hybriden seien ein Zwischentyp mit sowohl Hartmaisgenetik als auch Zahnmaisgenetik, um das agronomische Potential der Genetiken voll auszuschöpfen.

Körner komplett zerstören

Gleichzeitig finden sich genetische Unterschiede nur bei voller Kornausreife. Der optimale Erntezeitpunkt bei Silomais liegt bei einem Korn-TS-Gehalt von 50 bis 60 Prozent und einem Gesamttrockenmassegehalt 30 bis 35 Prozent. In Kombination mit der optimalen Silierdauer von sechs bis acht Wochen würden sich in Bezug auf die Stärkeverdaulichkeit zwischen Korntypen keine Unterschiede bemerkbar machen, so Susanna Montag.

Die Qualität bzw. Verdaulichkeit von Maissilage wird grösstenteils durch die Kornzerkleinerung und die Häcksellänge bestimmt. Dabei sollte der Cracker so eingestellt sein, dass die Körner komplett zerstört werden, um die Stärke und Energie optimal zu nutzen. Die Häcksellänge ist immer ein Kompromiss: Je kürzer der Häcksel, desto besser ist zwar die Verdichtung, umso geringer dagegen die Strukturwirksamkeit.

Optimaler Erntezeitpunkt?

Die konventionelle Häcksellänge liegt nach offizieller Empfehlung zwischen 5 und 15 mm und hängt stark vom Trockensubstanzgehalt ab.

Auch der Erntezeitpunkt entscheidet über die Qualität mit. Ist der Mais zu nass, muss unter anderem mit Nährstoffverlusten oder Sickersaftbildung gerechnet werden. Ist er dagegen zu trocken, steigt die Gefahr der Nacherwärmung und es drohen Qualitätsverluste. «Letztlich muss jeder Betrieb selbst abschätzen, welches für ihn der richtige Erntezeitpunkt ist», betonte Susanna Montag. Die Futterqualität lasse sich nur individuell definieren, auch eine TS von 40 Prozent könne unter Umständen stimmig sein. Entsprechend individuell sei auch bereits die Wahl der Maissorte.