Fast im ganzen Aargauer Kantonsgebiet darf nächstes Jahr kein Mais angebaut werden, wo dieses Jahr Mais stand. Dies wegen der Fänge von Maiswurzelbohrern. Die Verfügungen gingen in den letzten Tagen an die betroffenen Bauern. Das gibt nun einiges zu reden, wie Andi Distel, Leiter Feldbau beim Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, bestätigt. Er habe Verständnis für die Kritik der Bauern. «Da gab es einige Rückmeldungen und rote Köpfe.» Vor allem auch von Bauern nahe der Grenze zum Kanton Luzern, wo aufgrund eines Pilotprojekts zweimal nacheinander Mais noch möglich ist.
Grossflächig betroffen
Je nach Betriebsausrichtung sei ein solches Verbot wirklich ärgerlich. Aufgrund der vielen Fänge, sogar abseits der Verkehrsachsen, sei noch nie so viel vom Kantonsgebiet betroffen gewesen, das heisst als Sicherheitszone ausgeschieden worden. Am stärksten sei das Fricktal und Zurzibiet betroffen. Die Verbreitung des Maiswurzelbohrers sei rasant, auch in den nördlichen Nachbarkantonen. Nur das südliche Freiamt und Teile des Seetals seien noch wenig tangiert. Distel geht davon aus, dass die Situation aber auch dort anders beurteilt würde, wenn mehr Fallen aufgestellt wären.
Er hat persönlich wenig Verständnis für die strenge Regelung seitens Bund, und anderseits gleichwohl Freiraum der Kantone wie Luzern. Schon zum Feuerbrand habe es vor Jahren kantonal unterschiedliche Regelungen gegeben, was eigentlich nicht nachvollziehbar sei. Zum Maiswurzelbohrer gebe es heute sehr umfassende Kenntnisse, und eigentlich wisse man, dass zweimal nacheinander Mais unproblematisch wäre, weil sich so noch keine schädliche Population entwickle. Das sei aber seine persönliche Meinung. Er hat deshalb Sympathien für das Luzerner Pilotprojekt. Wichtig wäre grundsätzlich eine schweizweite klare Regelung. Entweder lasse man zweimal nacheinander Mais zu, oder verbiete das grundsätzlich. Dann wüssten die Bauern zumindest Bescheid und könnten langfristig planen.
Kurzfristige Verfügung
Das heutige System mit sehr aufwendigem Monitoring, grossem Kontroll- und Vollzugsaufwand mit kurzfristigen Verfügungen erst im Herbst aufgrund der Fänge sei verständlicherweise auch sehr ärgerlich für die Bauern. «Die Landwirte wollen doch ihre Fruchtfolge vernünftig planen können», so Andi Distel.
Als Leiter des kantonalen Pflanzenschutzdienstes musste er aufgrund der geltenden Regelungen im Verfügungsschreiben gleichwohl betonen, dass Maiswurzelbohrer eine grosse Gefahr darstellen, wenn Mais nach Mais angebaut werde.
Flächentausch oder Sorghum
In einem aktuellen Merkblatt der Aargauer Kontrollorganisation Agricon wird darauf hingewiesen, dass sich aufgrund des Anbauverbots eine frühzeitige Fruchtfolgeplanung mit entsprechenden Ausweichmöglichkeiten lohne, beispielsweise durch Flächenabtausch. Je nach Betriebsform könnte auch der Anbau von Sorghum in Betracht gezogen werden.
Besseres Maisjahr
Subjektiv stelle er fest, dass in letzter Zeit eher mehr Mais angebaut werde, sagt Andi Distel. Das sei eben eine sehr interessante und dankbare Kultur, auch bezüglich Pflanzenschutz. «Da bereiten andere Ackerkulturen mehr Sorgen.» Das aktuelle Maisjahr und die Erträge bezeichnet er als gut bis sehr gut, sicher besser als im Vorjahr. Klar gebe es auch regionale Unterschiede, so wegen der Trockenheit im untern Fricktal. Aktuell läuft die Ernte oder steht kurz bevor. Die unteren zwei, drei Blätter beginnen braun zu werden und in der Kolbenmitte sind die Körner nur noch am Ansatz ein wenig feucht. Dies sei ein untrügliches Zeichen für die Silomaisreife. Ziel ist ein
TS-Gehalt im Bereich von 32–35 , und dass die Böden gut befahrbar sind.