Zuerst die gute Nachricht: Matthias Lüscher von der Zuckerrübenfachstelle Lindau rechnete für die diesjährige Zuckerrübenernte den Deckungsbeitrag aus und verglich ihn mit dem Referenzwert aus dem Deckungsbeitragskatalog 2024. «Trotz der schwierigen Anbaubedingungen erreichen die Rübenpflanzer dieses Jahr das Niveau des Referenz-Deckungsbeitrages (inklusive Beiträge) von rund 4488 Franken», erklärte der Rüben-Berater.

Aber es schleckt keine Geiss weg: Das Jahr war schwierig. Schlechte Nachrichten gab es im Rückblick auf die Kampagne 2024, die in Frauenfeld voraussichtlich bis nach Neujahr laufen wird, zuhauf. Die Erträge waren tiefer als in den Vorjahren, ebenso die Zuckergehalte. Oder wie es ein Pflanzer ausdrückte: «Ich habe in den vergangenen 25 Jahren noch nie so schlechte Erträge gehabt.»

Nur noch 40 % Swissness

Das wirkt sich auch auf den Selbstversorgungsgrad aus. Dieser ist unter 50 % gesunken. «Das bereitet uns grosse Sorgen und führt dazu, dass nur noch zu 40 statt 80 % Schweizer Zucker nötig ist, um die Swissness-Auflage zu erfüllen», sagte Martin Flury, Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer. Flury war eigens aus Deitingen SO angereist, um die über 100 Pflanzer zu begrüssen, die am Zuckerrüben-Anlass am Strickhof Wülflingen teilnahmen.

Es sollten noch mehr sein. Die Zucker AG sucht Neupflanzer. «Es wäre aber auch super, wenn jeder von Euch seine Anbaufläche um 10 % vergrössert. Dann kämen rund 1700 ha dazu», sagte Lukas Aebi von der Zucker AG. Immer mehr werde auch Extenso angebaut. Es seien auch Mehrflächen nötig, um die Mindererträge im Extenso zu kompensieren.

Rüben aus Deutschland

So steigt der Anteil Importrüben aus Nord- und Süddeutschland, um die Fabrik auszulasten. Florian Böss, zuständig für die Rübenimporte, räumte Missverständnisse aus und sagte: «Die deutschen Pflanzer haben den tieferen Preis als Sie. Der eine Teil der Zuckerimporte stammt aus Norddeutschland, wo die Deutschen auch die Frachtgebühren bis zum Bahnhof übernehmen müssen.» Verträge werden auf Tonnen geschlossen, um die Bahnkapazitäten zu planen.

Der andere Teil der Rüben kommt aus Süddeutschland. Die Verträge beruhen wie in der Schweiz auf Hektar. Die Zucker AG übernimmt die Transportkosten ähnlich dem genossenschaftlichen Modell in der Schweiz. Es sei alles andere als einfach, Rüben zu importieren, sagte Böss: «Die deutschen Landwirte sind grossen Marktschwankungen ausgesetzt.» Im Jahr 2023 seien die Weizenpreise in Deutschland dermassen hoch gewesen, dass der Rübenanbau einbrach. Seit 2023 fallen aber die Raps- und Getreidepreise, sodass das Angebot riesig sei.

«Ich bin bemüht, dass wir im nächsten Jahr, die Verarbeitung der süddeutschen Rüben nach hinten schieben, sodass die Schweizer Produzenten früher abliefern können, als es in der Vergangenheit möglich war.» Die Frauenfelder Rübenanfuhr ist laut Florian Böss wahrscheinlich die herausforderndste Europas. Planänderungen gehörten zur Tagesordnung. «Es ist unsere Aufgabe, dies den Schweizer Pflanzer so wenig wie möglich spüren zu lassen», so Florian Böss.

Die Importe gaben nicht nur an der Versammlung zu reden, sondern waren auch im Feld während der Kampagne ein Thema, mit dem vor allem die Fahrer der Transportorganisationen konfrontiert wurden. «Wir haben ein offenes Ohr für all Ihre Sorgen und Nöte», sagte Fabian Brühwiler, Geschäftsführer der Transportorganisation. «Aber ein bisschen mehr Verständnis für das Gesamte wäre wünschenswert.»

Mechanisches Decken

Es ging an der Versammlung aber nicht nur um die Mengen, sondern auch um die Qualität. Wichtig sei es, die Rübenmieten zu decken und so vor Frost schützen, erklärte Andreas Guyer, Vizepräsident der Zuckenrübenpflanzer (SVZ) aus Bülach.

«Frostschäden führen zu erhöhten Zuckerverlusten», so Guyer weiter. «Durch gedeckte Mieten kann man Frostschäden vermeiden. Der Erdbesatz ist kleiner. Es gibt weniger Bodenverdichtungen beim Verladen und die Erdabreinigung beim Mausen ist einfacher.» Der Verband prüfe ernsthaft Massnahmen, zum Beispiel einen Unkostenbeitrag für ungedeckte Mieten. Eine andere Möglichkeit sei, dass die Branche beispielsweise mechanisches Decken organisieren würde. Diesbezüglich steht auch Fabian Brühwiler den Pflanzern zur Seite. Angedacht ist, dass die Transportorganisation beziehungsweise der Maschinenring Vliese beschaffen und mechanisches Decken organisieren würde. «Wenn das Interesse der Pflanzer an einem solchen Projekt besteht, setzen wir es um.»

Was per 2025 ändert

  • Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG, tritt ab. Nachfolger ist Oliver Nussli, ehemaliger Nestle-Manager.
  • SBR wandert Richtung Osten. Bereits wurden im Kanton Schaffhausen Zikaden mit dem Erreger gefunden.
  • Die Rayons Bodensee, Mittelthurgau und Gruppe Bahnverlad fusionieren zum Rayon Oberthurgau, da der Bahnverlad in Bürglen eingestellt wurde. Die Rayonleiter stehen weiterhin zur Verfügung.
  • Bio-Pflanzer sind gesucht. Hingegen kann die Warteliste für IP-Suisse-Rüben nicht geöffnet werden.
  • Cercospora-tolerante Sorten (CR+) sollen nicht weiter in Extenso angebaut werden. Die Gefahr von Resistenzdurchbrüchen ist gross.
  • Auf Betrieben in den Kantonen Zürich und Thurgau startet ein Pilotprojekt «Agroimpact» zur CO2-Reduktion.