Dank den Beiträgen für die extensive Produktion werden in der Schweiz rund 50 Prozent der Getreideflächen ohne Insektizide, Fungizide, Wachstumsregulatoren und chemisch-synthetische Stimulatoren der natürlichen Abwehrkräfte bewirtschaftet. Herbizidfreies IP–Suisse(IPS)-Getreide wird auf 1800 ha von rund 400 Produzenten angebaut, so Sandro Rechsteiner von der IPS. Dazu kommen Flächen des Bio-Getreides und von herbizidfreiem Getreide, welches nicht bei IPS angemeldet ist.
Bei IPS war der Anbau von herbizidfreiem Getreide bis jetzt beschränkt. Für die Aussaat 2020, respektive die Ernte 2021 gibt es nun keine Beschränkung der Anbaufläche mehr und die Nachfrage sei gut. Daher gebe es auch keine Warteliste für Neuproduzenten, heisst es in der Anbauempfehlung der Vereinigung. IPS erwartet, dass die Flächen von herbizidfreiem Getreide stetig zunehmen werden. Auch weil die Landwirt(innen), die bereits Erfahrung mit dem Anbau gemacht hätten, mit der Ernte mehrheitlich zufrieden seien.
Unkraut macht Sorgen
Das Programm läuft erst seit Herbst 2018. Eine generelle Aussage über die Verunkrautung in der Folgekultur nach dem herbizidfreien Getreidebau sei daher zu diesem Zeitpunkt noch schwierig, so Sandro Rechsteiner. Erfahrungswerte aus der Praxis würden aber gesammelt.
Wie der Landfreund berichtet, konnte der herbizidfreie Extenso-Weizen in einem Sortenversuch auf sehr gutem Ackerboden sogar gut mit der intensiven Produktion mithalten. Dies lässt auch die Detailhändler aufhorchen. Ab 2023 will die Migros nur noch herbizidfreien Brotweizen übernehmen (wir berichteten). Dafür seien 90 00 Tonnen nötig. Zusätzlich zur aktuellen IPS-Prämie wurde mit der Migros eine Prämie von Fr. 10.00/dt vereinbart. Laut Sandro Rechsteiner seien noch weitere Abnehmer an herbizidfreiem Weizen interessiert.
Stimmen aus dem Feld
Markus Dietschi mähte seinen ersten herbizidfreien Weizen diese Woche und ist mit dem Ertrag sehr zufrieden. Ob er in Zukunft weiterhin Weizen ohne Pflanzenschutzmittel (PSM) anbauen wird, hänge vom Preis und vom Unkrautdruck ab.
Dietschi macht auch beim «Hasenfurchen» Projekt mit. Die Teilnehmenden schliessen bei der Aussaat 40 Prozent der Sähscharen. Der daraus entstehende lückige Bestand diene den Feldhasen als Unterschlupf (daher der Name des Projekts).
Dies ginge mit dem herbizidfreien Anbau nicht gut einher. Das dünn gesäte Getreide begünstige natürlich das Aufkeimen von Unkräuter, erklärt der Landwirt. Markus Dietschi bedauert, dass viele gute Initiativen, wie der herbizidlose Anbau, teilweise nicht kompatibel mit anderen innovativen Ideen wären.
Was zu beachten ist
Ab 2021 nehmen alle IPS-Sammelstellen herbizidfreies Getreide an.
- Die gesamte Fläche einer Getreideart muss nach den Richtlinien von IPS ohne PSM angebaut werden.
- Die restlichen Getreideflächen zur menschlichen Ernährung müssen mindestens die Extenso-Vorschriften einhalten, heisst es beim Landwirtschaftlichen Zentrum (LZ) Liebegg.
Des Weiteren sind folgende Fragen zu klären:
- Welche Klasse/Sorte wird nachgefragt/nimmt die Sammelstelle herbizidfrei an?
- Ist die vorgesehene Parzelle ohne Problemunkräuter (Winden, Klebern, Blacken, Disteln)?
- Ist ein Striegel in der Umgebung verfügbar?
Mit dem Ertragsrechner des LZ Liebegg können Interessierte testen, ob sich der PSM-freie Anbau auf ihrem Betrieb lohnt.