Die Überalterung der Bäume, die mangelnde Pflege und die fehlende Mechanisierung würden zu einer kritischen Situation am Markt für Mostobst führen, meinte Beat Felder vom BBZN Hohenrain an der 15. Schweizer Hochstammtagung. Bäume hätte es eigentlich genug, denn trotz weniger Bäumen werde in der Ostschweiz deutlich mehr Mostobst geerntet und verarbeitet als in der Zentralschweiz oder im Mittelland. Deshalb sollten die Früchte der bestehenden Bäume wieder mehr geerntet werden, und die Bäume seien auch besser zu pflegen. Und dank neuen Pflanzungen soll der Schweizer Markt auch in Zukunft mit eigenem Rohstoff versorgt werden.
Bäume im Ackerland
Das Pflanzen von Bäumen zur mechanischen Ernte auf Ackerfläche sieht Felder als wirksamste Massnahme bei Neupflanzungen. Die Bäume hätten weniger Mäuseschäden und würden deutlich schneller anwachsen. Das sogenannte Agroforstsystem rechne sich, sei Teil einer regenerativen Landwirtschaft, steigere die Resilienz und wirke dem Klimawandel entgegen.
Die neuen Berechnungen der Agridea würden zeigen, dass die Wirtschaftlichkeit des Mostobstanbaus dank Baumbeiträgen durchaus gegeben sei. Interessant ist gemäss Felder, dass in der Aufbauphase fast ebenso viel zu verdienen sei wie bei voller Ernte. Es brauche daher mehr Motivation und Anreize für die Ernte.
Für Christoph Richli von der Ramseier Suisse AG in Sursee LU ist die Situation kritisch. «Der Markt läuft gut, aber nochmals ein schwaches Jahr und die Erntereserven sind weg.» Vorstellbar seien Massnahmen wie Unterstützung der Produzenten und Abnahmeverträge. Die Zentralschweiz sei wichtig für den Mostobstanbau in der Schweiz. Mostobst und insbesondere Mostbirnen seien gesucht, so Bruno Friedli, Leiter Beschaffung bei Ramseier.
Ernten in Teamarbeit
Josef Erni vom Maschinenring Luzern wies darauf hin, dass sowohl für Lohnunternehmer wie auch für Produzenten eine mechanisierte Ernte lukrativ sei. Ein Team sollte aus mindestens vier Personen bestehen. Und es könnten Paletten ins Feld gestellt werden, welche nach der Befüllung umgehend abgeführt werden. Für viele Produzenten sei nämlich die Fahrt zum Verarbeiter zu weit oder zu aufwendig.
Die Technik für mechanisierte Ernte sei heute durchaus vorhanden. Ruedi Spring vom Maschinencenter Wittenbach zeigte praktikable Lösungen zum Schneiden, Pflanzenschutz, Schütteln, Auflesen, Fördern, Sortieren und zum Sammeln im Kipper.