Die Ausscheidung von Gebieten mit geringer Prävalenz (das heisst mit tiefem Befallsdruck von Feuerbrand) stiess vor allem im Kanton Luzern auf ­Kritik von Hochstamm-Bauern. Sie sprachen von Willkür, und dass Rückschnitt bei solchen Bäumen nicht realistisch sei ­(wir berichteten). Die Beschwerde sei noch hängig, das Bundesverwaltungsgericht werde wohl darüber entscheiden, meinte Beat Felder vom BBZN Hohenrain. Über die Gründe für den Strategiewechsel bei der Feuerbrandbekämpfung sprach Peter Kupferschmied vom eidgenössischen Pflanzenschutzdienst an der 11. Hochstammtagung, online mit rund 50 Teilnehmenden.

Keine Beiträge für Streuer

Die Verhältnismässigkeit für Rodungen sei nicht mehr gegeben, sagte Peter Kupferschmied. Feuerbrand habe sich schweizweit diffus verbreitet, eine Tilgung sei nicht mehr möglich. Es gelte somit eigenverantwortlich den Befallsdruck möglichst gering zu halten, vor allem in Gebieten mit Erwerbsobstanlagen und Hochstammgärten. Wo dies sei, könnten die Kantone entscheiden. Schweizweit wurde fast die Hälfte der Fläche als solche Gebiete ausgeschieden.

«Feuerbrand bleibt aber eine gefährliche Krankheit»

Peter Kupferschmied

Die Direktzahlungsverordnung, die noch bis Mai in der Vernehmlassung ist, sieht deshalb vor, dass mit Feuerbrand oder Sharka befallene Hochstammbäume keine Bei­träge mehr erhalten. Ebenso können diese nicht mehr als ­Biodiversitätsförderfläche angerechnet werden.

Marssonina macht Angst

Noch mehr Angst als vor Feuerbrand haben die Obstbauern derzeit aber vor einer anderen Krankheit, welche massive Ertragseinbussen auch bei Mostobst verursachen kann: Marsonnina. Darüber informierte Pierrine Gravalon von Agroscope Wädenswil. Die Pilzkrankheit, von Asien her bereits seit zehn Jahren in der Schweiz beobachtet, verursacht Nekrosen und vorzeitigen Blattfall. Entscheidend für den Befall ist eine feucht-warme Witterung im Sommer bis vor der Ernte. Gravalon riet zu schattigen Lagen und durch passenden Winterschnitt gut belüftete Kronen. Schorfmittel seien zwar gut wirksam, aber nicht wirtschaftlich in extensiv bewirtschafteten Hochstammparzellen. Eine Sanierung sei schwierig, es werde weiter geforscht, da mit einer Zunahme von Marssonina gerechnet wird und die Mostobstproduktion bedroht sein könnte.

Über die auch sonst bedrohlichen Rahmenbedingungen für Hochstammbäume berichtete Jimmy Mariéthoz vom Schweizer Obstverband. Es gebe viel zu viel Mostobst, die Preise würden die Kosten nicht decken, der Druck von neuen Krankheiten nehme zu, der Pflanzenschutz werde immer schwieriger.

Bäume, aber keine Früchte

Und doch wären Hochstammbäume wichtig für die Biodiversität und das Landschaftsbild. «Eigentlich braucht es Bäume, aber keine Früchte», sagte Jimmy Mariéthoz. Die Absatzmärkte seien in den vergangenen20 Jahren um 20 Prozent ge­sunken. «Es wird zwar mehr Schorle getrunken, aber das braucht viel weniger Rohstoff.» Es gebe derzeit eine grosse Überversorgung: 226 Prozent bei Mostäpfeln, 265 Prozent bei Mostbirnen. «Es bräuchte also zwei Jahre keine Ernte mehr.»

Pierre Coulin von Hochstamm Suisse betonte, dass Hochstammbäume nicht nur Fruchtlieferanten seien, sondern ein komplexes System als CO2-Speicher und Präger von Mikroklima und Biodiversität. Er plädierte für gezielte Pflanzungen im Bio- und IP-Bereich. In der Diskussion wurde aber festgestellt, dass ohne bessere Produktpreise die Hochstammbäume keine Zukunft hätten.