In der Verarbeitungshalle bei Wyssa Gemüse im freiburgischen Galmiz liegt Lauchduft in der Luft. Beim Besuch im Dezember liegen draussen noch kleine Reste an Schnee, während drinnen emsig gearbeitet, Lauch gerüstet und verpackt wird. Thomas Wyssa, der den Betrieb mit seinem Sohn Christoph als Generationengemeinschaft führt, erklärt, welche Arbeiten bei ihnen im Winter anstehen. Kurz vor den Feiertagen wurde der erste Kopfsalat im Gewächshaus gesetzt, welcher Anfang März erntereif sein wird. Täglich wird Nüsslersalat geschnitten. Zudem werden Gemüse und Salate wie Lauch, Zuckerhut und Cicorino Rosso aus dem Lager geholt, verarbeitet und verpackt.
Der grösste Teil der Produktion geht an Lidl
Rund 70 bis 75 Prozent der gesamten Ernte verarbeitet und verpackt der Familienbetrieb selbst. Hauptabnehmer ist Lidl. Der Rest der Ware geht an Seeländer Gemüsehandelsbetriebe wie etwa Schwab-Guillod, Müntschemier. Thomas Wyssa zeigt sich stolz darüber, der einzige, konventionell produzierende Betrieb zu sein, der direkt vermarktet.
Immer offen sein für Neues ist etwas, das Thomas Wyssa erfolgreich durchs Leben begleitet. Und so ist er seit vergangenem Jahr Besitzer der alten Käserei von Galmiz. Er hat dort einen Hofladen mit Gemüse, Fleisch sowie Milchprodukten eingebaut, der von einer Cousine geführt wird.
Betriebsspiegel Wyssa Gemüse
Ort: Galmiz
Betriebsleiter und Familie: Thomas, Christine und Christoph Wyssa, Tochter Michèle Wyssa-Müller im 60 %-Pensum im Büro
Mitarbeiter(innen): 80 Personen während der Hauptsaison, 30 Personen im Winter
Fläche gedeckt: 1,1 ha Hochtunnel, 1,8 ha Treibhaus
Fläche Freiland: 21 ha, davon 1,1 ha Ökofläche
Produkte: rund 20 Sorten Gemüse und Salate
Engagement von Thomas in Vorständen und Verbänden: Leitender Ausschuss Verband Schweizer Gemüseproduzenten, Vorstand Gemüseproduzentenvereinigung der Kantone Bern und Freiburg, Präsident Swiss-GAP
Mit blauem Auge vom Unwetter davon gekommen
Doch nicht immer alles kann man selbst beeinflussen. Das Wetter etwa. Viele Bauernfamilien haben deswegen ein schwieriges Jahr hinter sich. Thomas Wyssa hat dabei ziemlich Glück gehabt und ist froh drum. Durch den Hagel war nur eine Parzelle an Salat betroffen. Und wegen des Regens konnte er zwei Wochen lang keinen Salat setzen, was einen entsprechenden Verdienstausfall bedeutet. Aber: «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen», erklärt er.
Die Politik bereitet mehr Sorgen als das Wetter
Der Betrieb Wyssa Gemüse ist nicht gegen Hagel versichert. Auf diese Gemüsefläche würden die Prämien eine riesige Summe Geld verschlingen, weiss der Betriebsleiter. Für das neu gestartete Jahr macht ihm nicht das Wetter mit zunehmenden Extremen die meisten Sorgen, sondern die parlamentarische Initiative 19.475 «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren». «Wenn die so durchkommt, wird es kritisch», sorgt sich der Gemüseproduzent.
Bodenproben werden in kürzeren Abständen gemacht
Zwar ist ihm Nachhaltigkeit wichtig, dennoch kann er nicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) verzichten. Diese würden aber getreu dem Motto «So wenig wie möglich, soviel wie nötig», eingesetzt. Im Gewächshaus wird bei Wyssa Gemüse mit Nützlingen gearbeitet, um PSM einsparen zu können. Um den Düngerverbrauch so gering wie möglich zu halten, werden die vorgeschriebenen Bodenproben viel häufiger, nämlich alle drei bis vier Jahre, anstelle alle zehn Jahre gemacht. Ausserdem helfen Nitratanalysen Dünger einzusparen.
Die Qualität halten zu können wird zum Problem
Der stete Abbau von zugelassenen PSM erschwert die Arbeit des Gemüseproduzenten dennoch enorm. Ab diesem Jahr darf der Wirkstoff Mancozeb nicht mehr verwendet werden. «Gegen die Weisse Fliege haben wir schon nichts mehr. Und nun fehlt uns auch noch Mancozeb gegen Mehltau. Um mit dem Ausland qualitativ mitzuhalten, wird es immer schwieriger», weiss Thomas Wyssa.
«Wir müssen versuchen, die Kosten auf das Produkt abzuwälzen.»
Thomas Wyssa zum Umgang mit der Teuerung von Dünger, Treibstoff und Jungpflanzen.
Die Endkunden müssen über den Preis aufgeklärt werden
Sorgen bereitet seinem Betrieb auch die Teuerung von Dünger, Jungpflanzen und Treibstoff. Dazu gebe es nur eine Lösung: «Wir müssen versuchen, die Kosten auf das Produkt abzuwälzen. Dazu müsste die Kostenwahrheit aufgedeckt und den Endkunden von den Vertriebsfirmen kommuniziert werden.»
Preislich mitziehen oder nicht liefern
Seit 2015 gehört Wyssa Gemüse zu den Lidl-Lieferanten. Der wöchentliche Verkauf an den Discounter läuft so ab, dass der Produzent bis am Mittwochmorgen die gewünschten Verkaufspreise melden muss. Am Nachmittag führt jeder einzelne Produzent mit dem Einkäufer Preisverhandlungen. Diese Preise gelten für eine Woche. Eine Liefergarantie hat der Betrieb jedoch nicht. Ist er gegenüber anderen Mitbewerbern preislich zu hoch und will nicht runtergehen, so muss er die Konsequenz ziehen und kann nicht liefern. «Die Preise machen immer noch die Lieferanten», erklärt Thomas Wyssa vielsagend.
Sport hilft beim Ausgleich
Der 60-jährige Betriebsleiter hat lange Arbeitstage. Dennoch engagiert er sich in diversen Verbänden und war bis Ende letzten Jahres während 25 Jahren Gemeindepräsident von Galmiz. All dies konnte zeitlich organisiert werden, da der Betrieb erst nach und nach gewachsen ist, Ehefrau Christine mehr im Betrieb involviert war und dann vor elf Jahren Sohn Christoph eingestiegen ist. Um den Kopf zu lüften und abzuschalten, fährt Thomas Wyssa viel Velo, spielt Eishockey und geniesst das Zusammensein mit Kollegen und Gesprächen abseits des Betriebs. Und ganz wichtig: Eine Woche Skiferien muss bei Thomas Wyssa sein. Zu mehr habe es bislang noch nicht gereicht. Was jedoch nicht ist, kann ja durchaus noch werden.
