Der Rebbau in der Region boome, meinte Präsident Markus Reinhard an der 40. Generalversammlung des Zentralschweizer Weinbauvereins vor rund 50 Mitgliedern. «Mehr Betriebe, mehr Weine, mehr Qualität und noch mehr Weinprämierungen sprechen für sich.» Der jährliche Medaillensegen brach nicht ab, im Gegenteil. Beim internationalen Preis für Weine aus pilzwiderstandsfähigen Sorten (Piwi) war die Region Luzern die erfolgreichste Weinregion überhaupt.

Piwi-Flächen nehmen zu

Piwi-Rebsorten würden in der Offensive Spezialkulturen des Kantons Luzern eine wesentliche Rolle spielen, meinte Rebbaukommissär Beat Felder. Der Kanton Luzern sei zudem bereit, in die Abklärungen einer Standortanalyse solcher Sorten zu investieren und ebenso mit dem Weinbauzentrum Wädenswil im Kanton Zürich eine Leistungsvereinbarung für Versuche im Rebberg und Keller abzuschliessen.

Die Rückblicke konnten für einmal etwas kürzer gehalten werden. Einzig der Weinevent im KKL Luzern wurde durchgeführt, dieser aber umso erfolgreicher. Das Weinjahr liess sich mit den Worten von Rebbaukommissär Beat Felder zusammenfassen: «Die Weine des Vorjahres machen Spass, erleben möchte man das Jahr aber nicht mehr.» Hagel, Frost und Falscher Mehltau führten zu einer flächenbezogenen Rekordtiefernte von 245 t. Das sind lediglich 313 g/m2.

Potenzial in Nidwalden

Die Anbaufläche ist in der Zentralschweiz mit rund 91 ha im schweizweiten Vergleich gering und die Zentralschweiz eine Nische bezüglich der produzierten Weinmengen. Auch im vergangenen Jahr nahm die Fläche aber wieder um vier Prozent zu. Bei den Rebflächen sind vor allem jene der robusten Piwi-Sorten gewachsen. Es dominiert der Kanton Luzern mit rund 78 ha, in Ob- und Nidwalden sind es aber lediglich 1,6 ha.

Auch in Nidwalden sei das Potenzial für mehr Rebfläche aber vorhanden. Dass der Weinbau hier mit viel Enthusiasmus betrieben wird, war den Ausführungen von Urs Braschler zu entnehmen. 1980 pflanzte er mit viel Aufwand am Bergli in Stans 12 Aren Blauburgunder in steilster Lage. Dazu musste extra eine Seilbahn eingerichtet werden. Beat Zimmermann sorgte mit Winzerin Erlita Terte in Ennetbürgen dafür, dass durch einen Erwerbswinzer auch Nidwalden zum Rebbaukanton wurde. Die 1,2 ha Souvignier gris werden der Schaumweinproduktion dienen, am Weingärtli soll dazu ein eigentliches regionales Kompetenzzentrum entstehen.

Ex-Präsi wird Ehrenmitglied

Gemäss Hannes Odermatt, Agrotechniker-Absolvent am Schluechthof, könnten die Rebflächen bald zunehmen. Er kam in seiner Diplomarbeit zum Schluss, dass an etlichen Orten die agronomischen Bedingungen und fast überall das nötige Marktpotenzial vorhanden sei. Es liege nun an den Landwirten, dieses auszuschöpfen. Sind Motivation und Fähigkeiten vorhanden, biete sich im Weinbau eine sehr interessante Alternative zur gängigen Steilflächenbewirtschaftung, meinte Odermatt.

Einem Pionier aus Obwalden wurde an der Generalversammlung die Ehrenmitgliedschaft verliehen, nämlich Peter Krummenacher, der den Verein zudem bis letztes Jahr während elf Jahren präsidierte.

Fenaco will im Weingeschäft stark wachsen 
Die Weinbranche sei stark zersplittert, ein Branchenleader kaum erkennbar, jeder schaue nur für sich und lobbyiere für eigene Interessen, meinte Christian Consoni, Leiter Division Lebensmittelindustrie bei Fenaco. Er sprach kürzlich an der Regionalversammlung Zentralschweiz über die Weinstrategie von Fenaco. Der Agrarkonzern ist in den vergangenen Jahren zu einem starken Player geworden.

Einige Fusionen
Die Volg-Kellereien fusionierten 2018 mit Garnier zur Divino, 2020 kam die Walliser Provins dazu, von der Fenaco einen 70-Prozent-Anteil hält. Im Vorjahr ging das Wachstum mit Rutishauser in der Ostschweiz weiter, und dieses Jahr kamen noch Savary-Weine aus der Ost-schweiz dazu. Inzwischen sei Fenaco Abnehmer der Trauben von 2000 Weinbauern. Im Weinbereich betrage der Umsatz bereits 120 Millionen Franken. Das Portfolio sei differenziert, im Detailhandel mit 75 Millionen Franken Umsatzanteil würden andere Weine angeboten als für den Gastrobereich mit 20 Millionen Franken Umsatzanteil. Der Rest werde mit Privat- und Industriekunden erwirtschaftet. Für Privatkunden soll das Angebot mit Weinshops und Online ausgebaut werden.

Weinkonsum sinkt
Fenaco wolle dank starken Weinfirmen Stabilität in den Schweizer Weinmarkt bringen. Consoni wies darauf hin, dass es ausländische Weine brauche, um auch den Absatz von Schweizer Weinen vorwärtszubringen. Grundsätzlich sei der Wein-konsum rückläufig, lediglich ein Drittel stamme von der Inlandproduktion. Eine grosse Herausforderung seien die grossen Ertragsschwankungen. «Die können bei Wein weniger gut ausgeglichen werden als bei Obstsäften mit Konzentrat und Jahrgangsmix.»

Seit einigen Jahren sinke der Weinkonsum stärker als die Rebflächen, das werde zum Problem, ausser es gelinge, den Inlandkonsumanteil zu steigern. Dieser sei in der Schweiz viel tiefer als in Deutschland und Österreich, wo zwei Drittel Eigenkonsum sei. Die Preisunterschiede seien allerdings beträchtlich. «In Deutschland gibt es eine Flasche Wein für drei Euro, in der Schweiz sind es zwölf Franken.» Eine Herausforderung im Weinbau sei der Pflanzenschutz. Derzeit sei bei Analysen ein Cocktail an Spuren von Pflanzenschutzmitteln feststellbar. So auch wegen mehr Cuvées, also Wein aus verschiedenen Trauben von verschiedenen Bauern, die unterschiedliche Mittel spritzen.

Piwi statt Bio
Witterungsbedingt hätten Trauben im vergangenen Jahr bis 20 Spritzungen benötigt, bei Bio gar bis 30 Spritzungen. Bei Piwi-Sorten reichten eine bis drei Behandlungen. Künftig setze man mit dem Projekt Innoviti auf die zukunftsträchtigen Piwi-Sorten. Bei Wein nur auf Bio zu setzen, habe keine Chance, da würde die Produktion stark einbrechen.