Eine typische Obstbaulage ist der Hof Wandele auf den ersten Blick nicht. Bergzone I auf 650 m ü. M. mit meist steilen Hängen, hoch über dem Dorf Werthenstein, und hier gibt es nicht selten Unwetter mit Hagel. Aber das Klima sei mild, sonnig und südwestexponiert, unterhalb ihrer Obstanlage wurde vom Nachbarn gar ein Rebberg angelegt, erzählt Betriebsleiter Christoph Habermacher.

Laufende Professionalisierung

Der Obstbau habe hier seit Generationen Tradition, seit den 60er-Jahren. Zuerst nur Hochstammbäume, in den 70er-Jahren wurde die erste Anlage durch den Grossvater angelegt. Vater Christian hat 1997, der vielen Hagelschläge überdrüssig, erstmals einen Teil überdeckt, was teils eine Neupflanzung bedingte. Eine Erweiterung folgte 2007. Heute umfasst die witterungsgeschützte Obstanlage 1,12 ha, wovon bereits ein Teil bewässert werden kann. Das gilt neben dem Steinobst bald für alle Bäume, zumal die zunehmend trockenen Jahre auch beim Kernobst herausfordern. Das Wasser stammt unter anderem von einem 300 m3 fassenden Regenwasserspeicher, der bei der kürzlich neu gebauten Remise integriert wurde.

Der kleinflächige, lediglich 7,6 ha grosse Betrieb ist arbeitsintensiv, nicht nur für das Obst, zumal auf Wandele auch noch über 80 Hochstammbäume stehen. Sondern auch wegen der Schweinehaltung mit 14 Sauenplätzen. Im Rahmen eines Abferkelrings werden Jager aufgezogen. Auch deshalb habe er einen Teil des Landes mit Güllevertrag verpachtet, welches nicht für die 16 Fleischschafe für die Produktion von Fleisch für das Label «Lamm Zentralschweiz» benötigt wird. Christoph, mit Erstberuf Automechaniker, ist deshalb Vollerwerbsbauer, der Betrieb wurde mit über 0,9 SAK als Gewerbe eingestuft. Vater Christian und Frau Alexandra, die im Nebenerwerb 40 Prozent im Spital Wolhusen als Laborantin arbeitet, helfen mit. Neben ihrer Tätigkeit als Hausfrau und Mutter eines bald sechsjährigen Sohnes.

[IMG 2]

Nebengewerbe hat Tradition

Zum kleinen Betrieb Wandele habe stets ein Nebenerwerb gehört. Vater Christian, gelernter Maschinenschlosser, führte hier eine Werkstatt, dessen Schwiegervater früher einen Holzhandel, die Vorgeneration eine Wagnerei und Schreinerei. Gleichwohl sei es nicht einfach gewesen, eine Remise mit Kühlräumen anzubauen, und darüber eine Wohnung für das Betriebsleiterpaar, erzählt Christoph von den raumplanerischen Hürden. Den Betrieb Wandele konnte er 2015 übernehmen.

Grosse Sortenvielfalt

Im Obstbau legt er Wert auf Sortenvielfalt, allein in der Anlage stehen über 20 Sorten, auf dem Betrieb seien es wohl über 30. Das ermögliche auch eine gestaffelte Ernte mit möglichst wenig fremden Helfern.

Alles Obst wird direkt vermarktet, entweder an die Landi, in Läden oder ab Hof. In den Grosshandel liefert er nichts. Das ermögliche, die Früchte länger am Baum reifen zu lassen. Die teils langjährigen Kunden würden denn auch die Vielfalt und Schmackhaftigkeit der ausgereiften Früchte schätzen, sei es bei Kirschen oder Zwetschgen, und bei den Äpfeln und Birnen ermöglichten die Kühllager auf dem Hof den optimalen Verkaufszeitpunkt bei Konsumreife. «Das ist unser grosser Trumpf, als wenn wir in den Grosshandel liefern müssten.»

Betrieb Wandele
 
Betriebsleiter: Christoph und Alexandra Habermacher
Ort: Wandele 5, Werthenstein LU
Fläche: 7,6 ha LN, davon 1,12 ha Obstanlage, Rest Grünland, davon 2,8 ha verpachtet; 1,57 ha Wald.
Betriebszweige: Obstbau mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kirschen; 14 AFP-Sauenplätze; 16 Fleischschafe; Alexandra ist 40 % im Nebenerwerb als Laborantin tätig.
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Vater Christian, Aushilfen zur Ernte

Kleine Obsternte

Zur diesjährigen Obsternte auf Wandele, die mit den Spätsortenäpfeln bald endet, zieht Habermacher folgende Bilanz: Mit der Kirschenernte ist er nur mässig zufrieden, zumindest in der Anlage konnte er etwas ernten, und die Kirschessigfliege (KEF) habe er dort im Griff gehabt. Viele Hochstämmer waren hingegen fast ohne Behang – wegen des nassen Frühjahrs und des kaum möglichen Pflanzenschutzes. Dazu kam im Sommer noch die KEF. «Ich werde sicher keine Hochstammkirschen mehr pflanzen, die haben keine Zukunft.» Im Schnitt zufriedenstellend war die Zwetschgenernte, obwohl auch hier einige Bäume fast leer standen. Sehr durchzogen fast bei allen Sorten war die Apfel- und Birnenernte, und ganz klar unterdurchschnittlich. «Wegen des nasskalten Frühlings mit verzettelter Blüte, aber auch die letztjährige Trockenheit hat den Bäumen geschadet», sagt Habermacher. Wenig Menge, aber zumindest eine gute Qualität bringe das Mostobst. Allerdings höre er von grossen regionalen Unterschieden.

Prämierte Säfte

Das Mostobst hat auf Wandele eine grosse Bedeutung, angeboten wird eine Vielfalt von Säften. Gemostet werde allerdings auswärts, weil sich eine eigene Mosterei nicht lohne. So führen Habermachers die Früchte wöchentlich zur Mosterei Kuoni in Hergiswil bei Willisau, nehmen auf dem Rückweg frisch gepressten Süssmost und später den pasteurisierten und in Boxen abgefüllten Saft zurück, somit entstehen keine Leerfahrten. Einen Teil der Säfte veredelt er selber weiter zu Apfelwein und Cider. Für mehrere Säfte erhielt Habermacher beim diesjährigen kantonalen Qualitätswettbewerb Golddiplome.

Mehr Wasser, weniger Mittel

Klimatische Veränderungen seien im Obstbau feststellbar. Anpassungen bei den Sorten aber nur langfristig möglich. Zudem seien Empfehlungen der Baumschulen mit Vorsicht zu geniessen, der Standort und der Markt würden über deren Chancen entscheiden. Neben der nötigen Bewässerung ist für Habermacher der Pflanzenschutz die grosse Herausforderung der Zukunft.

Pflanzenschutzmittel gegen Krankheiten und Schädlinge würden oft sehr kurzfristig verboten, Alternativen seien aber noch nicht vorhanden oder zeigten zu wenig Wirkung. Habermacher listet dazu mehrere Beispiele, welche die Branche frustrieren. Die Situation sei vielen Leuten gar nicht bewusst, weiterhin würden beste Qualitäten ohne Makel und genügende Mengen an Früchten erwartet. «Vielleicht müssen die Konsumenten auch etwas umdenken.»

Sehr durchzogenes Obstjahr im Aargau

Leicht unterdurchschnittliche Mengen mit sehr grossen regionalen Unterschieden, aber gute Qualitäten. Dieses generelle Fazit zieht Andy Stein­acher, Präsident des Verbandes Aargauer Obstproduzenten aus Schupfart, zum baldigen Ernteabschluss. Beim Kernobst habe das Wetter im Herbst zur Ernte mitgespielt, mit kalten Nächten, warmen Tagen und somit schöner Farbe und guten Grössen, dank gelegentlichem Regen auch ohne Bewässerung.

Die Mengen gedrückt habe je nach Region die schlechte Blüte und teils die Alternanz, wo die Bäume im Vorjahr übervollen Behang hatten. Sehr grosse Ertragsunterschiede gab es beim Steinobst, bei den Kirschen und Zwetschgen, von sehr schlecht bis gut. Bei diesen habe eben der schlechte Blühet bei nasskaltem Frühling noch viel mehr Einfluss gehabt. Für Obst sei eben ein trockener Frühling ohne Frost ideal, sagt Steinacher.

Für die Landwirte sei bei einer Ernte aber entscheidend, was schliesslich im Portemonnaie bleibe. Die Erntemengen lagen dieses Jahr teils deutlich unter den Prognosen. Trotz gestiegener Kosten habe das tiefere Angebot aber kaum einen positiven Einfluss auf die Preise. Steinacher erwartet diesbezüglich mehr Verständnis der Marktpartner und kritisiert deren hohe Margen, vor allem bei den Kirschen. Den Berufskollegen gibt er den Tipp, wo immer möglich auf Direktvermarktung zu setzen.