Zum ersten Mal führte das Agrarunternehmen Syngenta seinen Feldtag auf den Versuchsflächen in Stein AG durch. Hier befindet sich eines seiner drei wichtigsten Forschungs- und Entwicklungsstandorte für den Pflanzenschutz weltweit. Vor 1,5 Jahren befanden sich diese noch im kleineren Umfang in Dielsdorf ZH. «Uns war es wichtig, dass sich alles an einem Ort befinden, damit wir die Synergien vor Ort nutzen können», leitet Stefan Odermatt, Geschäftsführer von Syngenta Schweiz, den Feldtag ein.

Auf dem diesjährigen Demofeld standen die Kulturen Weizen, Hybrid-Gerste, Mais und Raps im Vordergrund. Seit diesem Jahr führt Syngenta zwei Produkte aus der Gruppe der Biostimulanzien im Sortiment, welche ebenfalls vorgestellt wurden.

Raps muss zukünftig Schädlingen davonwachsen

Der Anbau von Raps wird zunehmend schwieriger. Durch das Verbot der Neonicotinoidbeizung ist das Saatgut anfälliger für Schädlinge, auch die Zunahme von milden Wintern begünstigen das Auftreten von Rapserdfloh, Rapsstängelrüssler und Rapsglanzkäfer. Zudem stehen den Produzenten immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, «Voraussichtlich ab nächstem Jahr wird für den Einsatz von Pyrethroiden eine Sonderbewilligung benötigt», sagt Shakira Fataar, Verkaufsberaterin bei Syngenta (siehe Tabelle).

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Mit dem Wegfall weiterer Insektizide steige aber das Risiko der Resistenzbildung. Doch die Verarbeitungsindustrie verlangt nach inländischem Raps. Was ist also zu tun, um einen Totalausfall zu vermeiden? «Wir empfehlen eine Rapssorte mit einer zügigen Jugendentwicklung zu wählen, damit der Raps dem Erdfloh davon wachsen kann», so Fataar. Desweiteren sollten möglichst exponierte, windige Standorte für den Anbau gewählt werden oder Standorte, die isolierter liegen und nicht an andere Rapsfelder angrenzen, um den Schädlingsdruck niedrig zu halten. Gelbfallen helfen, Insektizide gezielter einzusetzen, sobald die Schadschwelle der Schädlinge erreicht ist. «Tendenziell wird diese bereits früher erreicht sein, als es bisher der Fall war.»

Schädlingsbekämpfung ab 2023

 

Rapserdfloh

Rapsstängelrüssler

Rapsglanzkäfer

Auftreten

Im Herbst (September)

Im Frühjahr bei Bodentemperaturen von über 10°C (Februar)

Im Frühjahr bei Temperaturen über 15°C (März/April)

Schadschwelle

Keimblatt 50%,

Laubblatt 80% der Pflanzen mit Schabstellen

1–5 cm Stängelhöhe 10–20%,
5–20 cm Stängelhöhe 40–60% der Pflanzen mit Einstichen

Im Stadium BBCH 53–56: 4–6 Käfer/Pflanze

Im Stadium BBCH 57–59: 7–10 Käfer/Pflanze

Bekämpfung
mögliches Szenario ab 2023

Karate Zeon (Pyrethroid) mit Sonderbewilligung

Karate Zeon (Pyrethroid) mit Sonderbewilligung

Oryx Pro (ohne Sonderbewilligung) oder/und Blocker (Pyrethroid) mit Sonderbewilligung

Schnelle Jugendentwicklung spart Düngergeld

Als Beispiel einer Rapssorte mit schneller Jugendentwicklung nennt Shakira Fataar die neue Sorte SY Matteo. Diese überzeuge zudem durch sehr stabile Höchsterträge: «Auch bei stärkerem Befallsdruck sind noch gute Erträge zu erwarten», so Fataar. Der Körnerertrag und Ölgehalt sei sehr gut. Auch verfüge sie über eine sehr gute Stängelgesundheit und Standfestigkeit. «Mit diesen Eigenschaften kann sie gut mit den Sorten Picasso und Tempo mithalten», ist Fataar überzeugt. Auch würde sich eine Sorte mit schneller Jugendentwicklung aufgrund der steigenden Düngemittelpreise lohnen: «Wenn man bereits im Herbst 20 bis 30 Einheiten Stickstoff ausbringt, kann man sich fürs Jahr etwa Fr. 90.- sparen», wirft sie als Tipp ein.

Hybridsorten gegen Ertragsschwankungen

In guten Anbaugebieten ist es das Ziel jeweils 100 kg pro Hektar Gerste zu ernten. Aufgrund des Klimawandels ist vermehrt aber mit Ertragsschwankungen zu rechnen. Weshalb zunehmend Sorten mit einer hohen Ertragsstabilität gefragt sind. Allerdings könne man mit ertragsstabilen Sorten nicht immer die höchsten Erträge erzielen, so Verkaufsberater Simon Frauchiger. Hier würden die Hybridsorten ihr Potenzial zeigen.

Er stellte am Feldtag die Hybridsorten SY Galileoo, SY Baracooda und, neu für dieses Jahr, SY Kingston vor. Letztere sei speziell für trockene und sandige Böden geeignet und kombiniere Höchsterträge mit einem sehr hohen Hektolitergewicht. Daher eigne sie sich insbesondere für den intensiven Anbau. Im Frühjahr lege sie schneller los und sei bereits 15 cm hoch, wo andere erst anfangen aufzulaufen. SY Kingston wird SY Baracooda demnächst ablösen, sagt Frauchiger. SY Baracooda ist eine langhalmige Sorte, die sich vor allem für Randgebiete gut eigne und eine bessere Krankheitsresistenz vorweise. Die Sorte SY Galileoo sei aktuell die Nummer 1 unter den Gerstensorten. Sie bringe eine sehr gute Ertragsstabilität sowie sehr hohe Erträge mit und wachse fast überall gut.

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Die Hybridtechnologie bei der Gerstenzüchtung weise aber noch weitere Vorteile auf: «Es sind Spätsaaten bis weit in den Oktober hinein möglich, was ein vermindertes Befallsrisiko durch virusübertragende Blattläuse mit sich bringt», so Frauchiger. Auch sei eine allgemein sehr hohe Krankheitsresistenz sowie eine bessere Stickstoffeffizienz festzustellen.

Verkaufsberater Andreas Zahnd empfiehlt in Zukunft mehr auf die Mangan-Beigabe zu achten, denn im Herbst werden Trockenheitsperioden zunehmen. Ein Manganmangel sei dann vor allem in humosen Böden vorprogrammiert. Mangan könnte zusammen mit der Fungizidbehandlung ausgebracht werden.

Gute Jugendentwicklung gegen Krähenfrass

Gabriel Müller, Leiter Saatgut, machte darauf aufmerksam, dass die Tage des letzten synthetischen Vogelrepellent – Korit 420 FS – gezählt sind. «Wir erwarten, dass der letzte Verkauf 2023 sein wird», so Müller. Einige Firmen, so auch Syngenta, suchen bereits nach diversen Alternativprodukten wie Reizstoffe, Bitterstoffe, Mikronährstoffe, Ätherische Öle und visuellen Repellents. Versuche der letzten zwei Jahren hätten gezeigt, dass bisher Korit noch die höchste Wirkung erreiche, einige Alternativen sind zu wenig wirksam, andere gut genug und deutlich besser als die reine Fungizidbeizung. Diese würden weiter getestet werden. Allerdings machten die schlauen Krähen die Untersuchungen zur Herausforderung. «Dieses Jahr wirkte in einem Schweizer Versuch kein Produkt mehr genügend, weil der Befall zu stark war. An anderen Standorten traten die Krähen gar nicht auf», so Müller.

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Sortenwahl kann Problem mindern

Wo die Produktionsmittel beschränkt werden, müssen die Kulturmassnahmen und die Sortenwahl überdacht werden in Bezug auf den Krähenfrass. Dazu gehören eine gute Saatbeetbereitung und Rückverfestigung, eine tiefere Saatgutablage von 6 cm, eine spätere Aussaat sowie Sorten mit einer sehr guten Jugendentwicklung. Standorte, die ein Problem mit Krähen haben, sollten lieber einen Kompromiss machen und eine Sorte mit schnellerer Jugendentwicklung wählen als eine Sorte mit hohem Körnerertrag, empfiehlt Müller. Solche wären SY Glorius und SY Amfora, welche die Teilnehmer auf dem Feld zu sehen bekamen. Mögliche frühere Sorten mit guter Jugendentwicklung seien SY Liberty und der sehr frühen SY Silverbull, welche noch nicht auf der Sortenliste stehen.

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Die Beizmittel Force 20 CS (Teilwirkung gegen Drahtwürmer), Maxim Quattro und Maxim XL (Keimlingskrankheiten) werden derzeit von der EU überprüft. «Der Ausgang für Force ist ungewiss, für Maxim Quattro rechnen wir eine letzte Anwendung 2023, Maxim XL wird evtl. in der EU wieder zugelassen werden», so Müller.

Mehrertrag mit Biostimulanzien

Zuletzt stellte Joel Meier mit Megafol und Yieldon zwei Produkte aus der Gruppe der Biostimulanzien vor. Auch Syngenta springt auf den Zug auf und zeigt ihre nachhaltige Lösung im Hinblick auf den Klimawandel und den immer strengeren Einschränkungen im Pflanzenschutz. Bei den Biostimulanzien geht es darum, die natürlich vorkommenden Stoffwechselprozesse in den Pflanzen anzuregen und zu stimulieren. «Anfänglich ist man Neuem gegenüber immer etwas skeptisch. Aber so neu sind Biostimulanzien nicht», so Meier. Er habe bereits vor 40 Jahren mit Biostimulanzien gearbeitet. Diese hätten damals schon gewirkt, aber die Zeit wäre noch nicht reif gewesen – nicht wie heute, wo der Pflanzenschutz immer mehr unter Druck steht.

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Mit den Biostimulanzien werde nicht nur eine Erhöhung der Qualitätsmerkmale der Pflanzen erreicht, sondern auch eine erhöhte Toleranz gegenüber schwierigen Wachstumsbedingungen.

Megafol: Die flüssige Suspension Megafol (2 l/ha pro Behandlung), ein Braunalge-Präparat, helfe bei abiotischem Stress wie z. B. Trockenstress im Getreide. Kann aber auch in anderen Feld-, Obst- und Gemüsekulturen eingesetzt werden. Wird es zusammen mit dem Fungizid Elatus Era eingesetzt, kann es helfen, den Ertrag zu stabilisieren, so Meier.

Yieldon: Yieldon (2 l/ha pro Behandlung) wird vor der Ernte zur Ertragssteigerung angewendet. Im Raps soll ein Mehrertrag von durchschnittlich 3,3 dt/ha rauszuholen sein, im Winterweizen sind es 4,7 dt/ha, in der Sommergerste 3,7 dt/ha. Wie ist dies zu begründen? Seine Pflanzenextrakte, angereichert mit Spurenelementen, helfen Zucker und Nährstoffe besser durch die Pflanze zu transportieren, die Zellteilung zu fördern und die Nährstoffausnutzung zu erhöhen.

Neues Prognosemodel kommt

Auf dem Gebiet der Früherkennung von Septoria in Weizen arbeite Syngenta an einem neuen Prognosemodell, verrät Joel Meier. Damit soll der optimale Zeitpunkt der Fungizidbehandlung präziser festgelegt werden, was eine erfolgreiche Bekämpfung der Krankheit wesentlich erhöht, sagt er. Es soll in nächster Zeit der Praxis zur Verfügung gestellt werden.

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