Pilzkrankheiten sind dieses Jahr in vielen Kulturen ein grosses Thema, auch beim Getreide. Das Dreschen ist grossmehrheitlich abgeschlossen, aber nicht alle Bauern konnten das Stroh rechtzeitig ins Trockene bringen. Im Zürcher Weinland gibt es etliche Felder, auf denen das Stroh jetzt an der Mad im Wasser liegt. So auch bei Marcel Buchter aus Marthalen. Er hat noch 30 Hektaren Stroh am Boden.
Gefahr von Mykotoxinen steigt
Wenn das Stroh zu lange im nassen Zustand auf dem Feld liegt, steigt das Risiko von Schimmelpilzbefall. Dazu sagt Martin Bertschi, Leiter Fachstelle Pflanzenbau am Strickhof: «Wenn die Pflanze bereits in grünem Zustand durch Fusarienpilze befallen wurde und das Stroh nun eine lachsrote Verfärbung oder sichtbaren Schimmelbefall aufweist, so ist die Gefahr gross und das Stroh sollte nicht geerntet werden.» Ein weitaus geringeres Problem ist Pilzbefall auf abgestorbenen Pflanzenteilen wie Spelzen und Halmen. In diesem Fall seien Mykotoxin-Belastungen relativ selten.
Für die Tiergesundheit werde stark mit Mykotoxin belastetes Stroh dann zum Thema, wenn das Stroh in Futterrationen gemischt oder in der Box in grösseren Mengen gefressen werde, wie etwa bei Pferden oder Schweinen, so Bertschi. «Wiederkäuer reagieren weniger heikel und so kann das Stroh, sofern es keinen starken von aussen sichtbaren Pilzbefall aufweist und schön trocken eingelagert werden kann, weiterhin als Einstreu verwendet werden», ergänzt er.
Mancherorts bleibt nur das Mulchen
Bei dieser Ausgangslage ist es umso wichtiger, dass das Stroh wirklich gleichmässig trocken gepresst und gelagert werden kann. Nur auf einigermassen abgetrockneten Feldern macht es Sinn, das Stroh zu ernten. Landwirt Marcel Buchter hofft auf schönes Wetter nächste Woche. «Es wird ein rechtes Stück Arbeit, alles Stroh zu zetten und zu pressen», sagt er und ergänzt: «Die diesjährige Strohernte ist eine wahre Challenge.»
Buchter verkauft einen Grossteil seines Strohs an Händler. Auch wenn die Qualität dieses Jahr nicht die beste ist, sei Stroh sehr gefragt und werde einem fast aus den Händen gerissen, erklärt er. Nicht nur in der Schweiz, sondern in der ganzen EU herrscht dieses Jahr Strohknappheit, weiss Buchter. Wie viel er von den 30 ha Stroh schlussendlich pressen kann, ist im Moment noch offen. «Wir haben auf einigen Feldern grosse Leise, verursacht durch Mähdrescher, die in den nassen Feldern stecken blieben. Dort bleibt uns nichts anderes übrig, als das Stroh liegen zu lassen und zu mulchen.»
Auch Martin Bertschi empfiehlt, auf nassen Feldpartien das Stroh liegen zu lassen oder dort, wo noch nicht geerntet wurde, das Stroh direkt beim Dreschen zu häckseln. «Schäden an der Bodenstruktur sollten nicht ausser Acht gelassen werden», bemerkt er. Für Stroh, das bereits am Schwad liegt, braucht es jetzt vor allem eines: viel Geduld.