«Nein, Werbung brauchen wir keine, wir haben sehr viele Kunden, unsere Kapazitäten sind ausgelastet», sagt Pirmin Seeholzer von der Kleinmosterei in Udligenswil. Für rund 200 Mostobstlieferanten – nicht nur aus der näheren Umgebung – bietet Seeholzer zusammen mit seinem Kollegen Christian Arnitz einen Vollservice an. Dazu gehören Mosten, Pasteurisieren und Abfüllen in Bag-in-Box.
Gefragtes Lohnmosten plus
Dieser Service komme an, sie könnten sich vor Anfragen kaum wehren, mussten vielen absagen. Selbst aus dem Urnerland und dem Entlebuch hätten sie Lieferanten. Die einen kommen nur mit einer Harasse aus dem Hausgarten, andere fahren mit dem Kipper vor. Inzwischen verarbeitet das Team jährlich rund 100 t Mostobst, 70 Prozent sind Äpfel. Die Bandpresse leistet bis 3 t pro Stunde, mit dem Öl-beheizten Durchlauferhitzer lassen sich bis 1300 Liter pro Stunde pasteurisieren. Wenn Kunden statt 10-Liter-Boxen nur 5-Liter-Boxen wünschen, sind es gegen 900 Liter pro Stunde.
Schon als Kind war Pirmin Seeholzer vom Mosten fasziniert, half beim Onkel Sepp Emmenegger mit. Später konnten sie auf dessen Hof im Dorf vor 14 Jahren die Kleinmosterei bauen. Anfänglich wurde viel Mostobst zugekauft, der Saft an Ramseier geliefert und viel Süssmost selber vermarktet, in Läden und eigenen mobilen Verkaufsständen in der Umgebung. Inzwischen habe man sich aufs Kundenmosten spezialisiert, das mache rund 98 Prozent aus. Der gelernte Schreiner betreibt mit seiner Frau einen 12 ha grossen Nebenerwerbsbetrieb hoch über Udligenswil in der Bergzone I, mit Rinderaufzucht. Sein Kollege Christian Arnitz arbeitet bei der Migros als Disponent.
Im Herbst sei aber bei Seeholzer und Arnitz das Mosten die grosse Leidenschaft, und zwar von Mitte August bis Mitte November.
Bessere Wertschöpfung
Die diesjährige Mostobsternte liege wohl im guten Durchschnitt, meint Seeholzer. Allerdings spüre man das beim Lohnmosten weniger. Die Bauern würden nur noch auflesen und mosten lassen, was sie auch selber vermarkten könnten. Gerade in der Region, wo viele Bauern nur mehr einige Hochstämmer auf ihren Betrieben stehen lassen, stelle er schon den Trend fest, dass auf mosten lassen statt Obst abliefern gesetzt werde. «Da ist die Wertschöpfung viel besser.»
Mehr Eigenverwertung
Er stelle in den vergangenen Jahren keinen Trend fest, dass die Bauern nicht mehr bereit seien, ihr Mostobst aufzulesen und abzuliefern, sagt Stefan Fenk von der Pilatus Getränke AG in Alpnach. Die hohen Rückbehalte und somit tiefen Preise nehme man seit Jahren murrend hin. Es sei aber schon feststellbar, dass viele Bauern, vor allem jüngere, die Direktvermarktung ausbauen, Süssmost selber produzieren und verkaufen wollten. In der Mosterei werden jährlich rund 1000 t verarbeitet, davon rund 60 Prozent Äpfel, halt mit grossen Mengenschwankungen je nach Ernte. Das meiste Mostobst stammt von rund 150 Bauern aus der Umgebung. Die meisten bringen die Früchte selber vorbei, von wenigen Harassen bis zu Kippern. Im Schnitt seien es wohl 2 bis 3 t pro Lieferant und Saison, schätzt Fenk. Es werden aber auch Äpfel aus dem Thurgau zur Vermostung nach Alpnach geführt. Und ja, der Trend zu verdünnten Säften und Mischgetränken halte an. «Es wird weniger reiner Apfelsaft getrunken.»
Zu wenig Äpfel in Nidwalden
Remigi Lussi vom gleichnamigen Getränkehersteller in Stans berichtet von einer mittelmässigen Ernte in der Region, unter den Erwartungen sei auch die Qualität. Er hoffe, dass die Öchslegehalte in den nächsten Wochen noch etwas steigen, damit die Zuckergehalte in den Säften stimmen. Lussi verarbeitet Mostobst von rund 150 Lieferanten, insgesamt im Schnitt rund 500 t jährlich. Der Bezug aus der Region sei nicht ideal, weil Nidwalden vor allem eine Birnbaumlandschaft sei und solche Säfte wenig gefragt seien. Die Eigenversorgung und Direktvermarktung erfolge auf den Höfen vor allem aus Äpfeln. So fehlen dem Getränkehersteller die Äpfel erst recht und solche mussten schon immer von ausserhalb zugeführt werden für Apfelwein und Apfelsäfte. Er stelle bei den Bauern schon einen gewissen Unmut fest wegen den hohen Rückbehalten, sagt Lussi. Wegen mehr Mechanisierung, weniger Personal und weniger kinderreichen Familien habe Mostobst an Bedeutung verloren.