«Dem Wetterwechsel ist viel zu verdanken», sagt Michael Gölles von der Fachstelle Rebbau SH-TG-ZH am Strickhof. Damit spricht er an, dass es nach dem Starkregen, der Ende August 2023 sich über grosse Teile der Schweiz ergossen hatte, schnell wieder trocken und warm wurde.

Später reif als letztes Jahr

Abo Das Start-up Vitibot stellte an der Fira ihren neusten Wurf, den «Bakus», vor. Am Metallprofil an der Unterseite des Roboters lassen sich  Werkzeuge installieren und auswechseln. (Bild Vitibot) Digitalisierung Chips und Bytes für den Rebberg – Roboter im Weinbau Wednesday, 16. December 2020 Derzeit profitiert der Rebbau von dem beständigen Wetter bei Temperaturen über 25 Grad am Tag und kühleren Nächten. «Den Temperaturunterschied benötigt es für die Aromareife, und die warmen Tage führen zu guter Zuckerbildung», so der Rebbauberater. Er rechnet damit, dass ein Grossteil der weissen Trauben um Mitte September die Erntereife erlangt, die roten gegen Ende September.

Frühe weisse Sorten wie etwa Solaris sind bereits weit fortgeschritten, die Ernte ist mancherorts entsprechend bereits im Gang. «Sofern keine Wetterüberraschungen mehr auftreten, ist von einem Durchschnittsjahr auszugehen, was die Entwicklung der Trauben und den Reifeverlauf betrifft», meint Michael Gölles. Er erwartet Quantität und Qualität auf einem guten Niveau. «Aber das lässt sich jeweils erst nach der Ernte abschlies­send feststellen». Letztes Jahr erfolgte die Ernte ein bis zwei Wochen früher, da die Vegetation aufgrund der Wärme im Frühling sehr früh dran war.

Hagel sorgte vielerorts für Schäden

«Die Niederschläge in der letzten Augustwoche waren zwar nach der trockenen und heissen Phase sehr willkommen», so Michael Gölles. Doch Zeitpunkt und Intensität seien alles andere als ideal gewesen. Die Beeren haben zu viel Wasser aufgenommen, teilweise sind sie sogar aufgeplatzt. Der Zucker, der sich aufgrund der Reifephase bereits gebildet hat, lockt nun Ameisen, Bienen und Kirschessigfliegen (KEF) an. «Für die Ernte bedeutet dies unter Umständen einen grösseren Aufwand, da die betroffenen Beeren herausgelesen werden müssen.»

Zu Hagelschäden ist es punktuell gekommen: Mitte Juli wurden verschiedene Regionen der Kantone Zürich, Schaffhausen und Thurgau von Gewittern und Hagelstürmen heimgesucht, besonders getroffen hat es die Gegend bei Berg am Irchel. Ende August kam es nochmals im Kanton Graubünden zu Hagelschlag. Ein Teil der betroffenen Beeren trocknete aus, was eine Ertragsreduktion zur Folge hat.

Ein Schreckmoment im Mai

Was die Gesundheit der Reben betrifft, ist Michael Gölles im Grossen und Ganzen sehr zufrieden. Der Befall durch Krankheiten halte sich in Grenzen. «Einen Schreckmoment gab es, als bereits Anfang Mai der Falsche Mehltau auftrat.» Die Situation wurde jedoch durch die Trockenphase im Juni entschärft. Später wurden vereinzelt Schäden durch den Echten Mehltau bekannt. Die betroffenen Trauben sind bei der Ernte konsequent herauszulesen, da sie beim Keltern zu Fehlaromen führen. Der Pflanzenschutz ist für dieses Rebjahr abgeschlossen. Einzig die Bekämpfung der KEF wäre noch erlaubt, ist aber nicht grossflächig notwendig. Bei Risikoparzellen empfiehlt sich der vorbeugende Einsatz von Kaolin.

Einheitliche Reifeerhebung
Um den Zeitpunkt der optimalen Traubenlese besser bestimmen zu können, haben mehrere Kantone in Zusammenarbeit mit Agroscope und dem Weinbauzentrum Wädenswil das Pilotprojekt Reifeerhebung lanciert. In ausgewählten Rebparzellen, über die Schweiz verteilt, wird in wöchentlichem Rhythmus die Traubenreife kontrolliert. Dazu werden die Proben von einem Labor in Wädenswil ausgewertet. «Diese Vereinheitlichung in einem grösseren Netz verbessert die Aussagekraft», sagt Michael Gölles von der Fachstelle Rebbau SH-TG-ZH am ­Strickhof.