Organisiert vom Bioackerbauring Ostschweiz (Baro), fand am 16. Mai 2022 auf dem Hof am Stei von Anno und Margrith Lutke Schipholt im schaffhausischen Siblingen ein abendlicher Flurgang zur Aufbereitung von Hofdünger und zum Humusaufbau statt. Der Demeter-Landwirt befasst sich seit Jahren mit dem Thema Bodenfruchtbarkeit. Dabei kombiniert er biodynamische Verfahren mit seinem Wissen über die Regenerative Landwirtschaft, welches er sich unter anderem bei Kursen bei den zwei Pionieren Dietmar Näser und Friedrich Wenz angeeignet hat.
Humusgehalt um ein Prozent gestiegen
Einen Teil des Mists, der von den rund 2000 Legehennen und den gut 30 Weiderindern anfällt, setzt Anno Lutke Schipholt als Hofdünger auf den 17 Hektaren Ackerland ein, auf dem er hauptsächlich Futter- und Körnermais und zudem Weizen und Dinkel anbaut. Den restlichen Mist tauscht er jeweils mit zwei Betrieben gegen Kunstwiese aus. «Obwohl ich inzwischen weniger Hofdünger einsetze, wurde mehr Humus aufgebaut und der Boden ist fruchtbarer geworden, während die Erträge leicht stiegen», stellte Lutke Schipholt fest. Dies auch, weil er den Boden ständig mit einer vielfältigen Gründüngung bedeckt hält. Mittels einer Albrecht-Analyse konnte er feststellen, dass der Humusgehalt des Bodens innerhalb von 3,5 Jahren von fünf auf sechs Prozent gestiegen ist. Dabei habe er aus dem Einfachsten das Bestmögliche gemacht.[IMG 2]
So geht er vor: Bei der Aufbereitung des Hofdüngers setzt der Schaffhauser auf die mikrobielle Carbonisierung, auch MC-Kompostierung genannt. Bei diesem Prozess wandeln Mikroorganismen das Substrat aktiv zu Huminsäuren um, ohne dass die Miete gewendet oder abgedeckt werden muss. Kohlenstoff und Stickstoff bleiben grösstenteils im Substrat gebunden.
Verschiedene Präparate beigemischt
Dabei kommt Tiefstreumist zum Einsatz, welcher bei den Weiderindern anfällt. «Optimal wäre eigentlich frisches Heckenstrauchmaterial», so Anno Lutke Schipholt. Um den Rotteprozess zu unterstützen, streut er einmal wöchentlich Pflanzenkohle und Biolith (ein vermahlenes Gesteinsmehl) dazu, was sowohl Ammoniak wie auch Nährstoffe bindet. Pflanzenkohle und Biolith kommen zusätzlich im Frühling, etwa drei Wochen vor dem Ausbringen, in die Gülle. Dieser werden zudem Fladenpräparate beigemischt, bei denen es sich um natürliche Substanzen handelt, die in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft verwendet werden.
Auf dem Mistplatz präsentierte Anno Lutke Schipholt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Hofmist, den er im Oktober aufgesetzt hat und der inzwischen fertig mikrobiell karbonisiert ist. Das Resultat, ein wohlriechender umgewandelter Hofdünger, nennt Demeter-Produzent Lutke Schipholt «Schwarzes Gold». Im Februar wurde ein Grossteil davon auf das Feld ausgebracht, auf dem nun Körnermais angepflanzt wird.
Gedüngt wird die Zwischenkultur
Der verbleibende Rest wird zu den Obstbäumen kommen. Bei der Besichtigung kam auch die Nase zum Einsatz: Der Kompost roch nach frischer Erde, nichts deutete auf Fäulnisprozesse hin. Auch ein gutes Zeichen sei, wenn die Flüssigkeit, die sich allenfalls absetzt, pechschwarz ist und nicht etwa wässerig-bräunlich und übelriechend, so Anno Lutke Schipholt. «Wichtig ist, dass die Miete mit der Beigabe von Gülle genügend feucht gehalten wird. Ist sie dagegen zu trocken, kann es leicht zu einem Befall mit Schimmelpilzen kommen.» Zudem enthält der Kompost nur wenig Hühnermist, da dieser bezüglich Nährstoffe sehr hoch konzentriert ist.
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Regelmässige Spatenprobe empfohlen
Entscheidend ist ausserdem, wie man den Mist einsetzt. «Es geht darum, die Zwischenkultur zu düngen, damit diese die Bodenmikroorganismen nähren kann», so der Fachmann. «Wenn dann die Hauptkultur dran ist, findet diese zum richtigen Zeitpunkt, was sie braucht.» Zudem sei es wichtig, den Boden immer grün zu halten.
Der gelernte Landmaschinenmechaniker hat eine Gerätekombination konstruiert, die es ihm erlaubt, in einem einzigen Durchgang den Boden zu lockern, zu bearbeiten und zu säen. Dazu gehören ein Parzellen-Tiefenlockerer, Einspritzdüsen, eine Fräse sowie ein Saatgutstreuer.
Was die Tiefenlockerung betrifft, empfiehlt Anno Lutke Schipholt, den Begriff nicht zu wörtlich zu nehmen und somit nicht zu tief zu gehen. «Je nach Bodengegebenheiten reichen 25 bis 35 Zentimeter», sagte er. «Um die Tiefe genau auf den jeweiligen Boden anzupassen, sollte am besten jeweils eine Spatenprobe entnommen werden.» Eine regelmässige Spatenprobe sei grundsätzlich empfehlenswert, um sich jeweils ein Bild vom Boden zu machen.