Immer wieder ist im Seeland zu hören, dass die Angst umgeht, die Zuckerfabrik in Aarberg könnte geschlossen werden. Klar ist, dass die Zuckerrübenanbaufläche weiterhin rückläufig ist. Gerne hätte die BauernZeitung in Erfahrung gebracht, wie die Zahlen im Detail im Gebiet rund um Aarberg aussehen. Peter Imhof, Leiter Rübenmanagement der Schweizer Zucker AG, bestätigt dazu lediglich, dass die Tendenz weiter rückläufig sei. Ins Detail gehen will er aber nicht. Noch nicht. Dafür sei es zu früh, da viele Bauern auf den Entscheid zur Notzulassung von Gaucho gewartet und sich nun noch nicht entschieden hätten.

Die jetzige Phase ist für die heimische Zuckerrübenproduktion kritisch

Wie begründet die Angst vor der Schliessung des Werks Aarberg ist, dazu hat sich der Verwaltungsratspräsident der Schweizer Zucker AG, Andreas Blank, geäussert. Er betont, dass man sich «tatsächlich in einer kritischen Phase befinde». Diese Phase sei aber nicht einfach für das Werk Aarberg kritisch, sondern generell für Schweizer Zucker. Eines nimmt Blank gleich vorneweg: Müsste tatsächlich eine der beiden Zuckerfabriken aufgegeben werden, bräuchte es eingehende Abklärungen, welche der beiden Fabriken betroffen wäre. Zwar wüte in der Westschweiz die Viröse Vergilbung momentan stark. Aber Andreas Blank weist darauf hin, dass die Krankheit wandere und früher oder später auch die Ostschweiz erreiche.

Ein Vorteil für Aarberg

Und mit dem neu in Betrieb genommenen Holzheizkraftwerk (HKW) hat das Werk Aarberg ein gutes Argument, um offen zu bleiben. Denn es gebe in Europa seines Wissens kein Werk, das eine solch gute CO2-Bilanz habe, so Blank weiter. Dank des HKW wird Zucker mit 70 Prozent erneuerbarer Energie produziert, was einer CO2-Einsparung von jährlich 16 000 Tonnen entspreche. Das eigentliche Problem sei aber ein anderes: «Geht ein Werk zu, würde bald auch das zweite schliessen müssen», erklärt der Verwaltungsratspräsident. Eine unabhängige, umfangreiche und im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) erstellte Studie sei zum Schluss gekommen, dass die Schweizer Zucker AG nur mit beiden Werken mittelfristig betriebswirtschaftlich zu führen sei. Es geht also um alles oder nichts.

Die Politik ist gefordert

Das neu begonnene Jahr werde somit wegweisend sein, ob es in Zukunft noch heimischen Zucker gebe oder nicht. Die Weichen würden heuer in der Politik gestellt. Ende Jahr laufe das 2018 durch den Bundesrat geschnürte Massnahmepaket zur Stützung der Zuckerproduktion, höhere Einzelkulturbeiträge und erhöhten Grenzschutz umfassend, aus. Zucker steht also heuer auf der Traktandenliste im Parlament. Andreas Blank erklärt es so: «Die Politik muss über die Grundsatzfrage entscheiden: Will man weiterhin Schweizer Zucker ja oder nein.» Falls ja, müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Anbauflächen wieder ansteigen. Die Situation beschäftigt Andreas Blank sehr. Er macht aber deutlich: «Wir stellen uns dem Kampf, wir haben gute Argument, vor allem die deutlich bessere Nachhaltigkeit von Schweizer Zucker.»

Österreich zeigt, wie es gehen könnte

Man bereite eine Kampagne vor, um an allen Fronten für den heimischen Zucker zu kämpfen. In Österreich sei dies kürzlich auch gelungen. Politik, Zuckerindustrie, Rübenpflanzer und sogar Umweltverbände inklusive Bienenmonitoring haben eine Allianz für heimischen Zucker geschmiedet und die Anbauflächen gesichert. Die gleichen Argumente gelten auch für die Schweiz. Objektive Information sei unbedingt nötig, betont Blank. Denn die Zuckerbranche kämpfe auch stark gegen die Medien. Diese seien nicht so unabhängig, wie gerne betont werde. Und zum negativen Image des Zuckers allgemein sagt Andreas Blank: «Wir sagen den Leuten nicht, esst viel Zucker, aber der Zucker, der in der Schweiz konsumiert und verarbeitet wird, der soll aus der Schweiz stammen. Alles andere ist nicht nachhaltig.»