Es ist Frühling. Die Landschaft ergrünt, und die Temperaturen pendeln sich ab nächster Woche deutlich oberhalb des Gefrierpunkts ein. Zeit für die Maissaat also. Die ersten Landwirte haben schon gesät. Bald folgen wohl viele nach. Was zeichnet den Mais aus? Was gilt es bei der Saat und beim Anbau zu beachten? Einen kleinen Überblick liefert der Maissteckbrief der BauernZeitung.

Besonderheiten von Mais

Mais stammt ursprünglich aus Mittelamerika. Dies bringt, trotz mehrere Jahrhunderte andauernder Selektion und Pflanzenzüchtung, immer noch Einschränkungen für seinen Anbau mit sich.

Wärme bevorzugt: Als sogenannte C4-Pflanze betreibt Mais eine besondere Form der Fotosynthese – die beteiligten Prozesse laufen räumlich getrennt ab. Das erscheint auf den ersten Blick kompliziert, macht aber Sinn. Wie ein Turbomotor leistet die C4-Pflanze nämlich bei höheren Temperaturen deutlich mehr als eine vergleichbare C3-Pflanze, also zum Beispiel ein Weizen. Neben der höheren Effizienz ist das C4-System leistungsfähiger gegenüber Hitzestress und setzt das angebotene CO₂ konzentrierter und somit besser ein. Die optimale Wachstumstemperatur von Mais liegt zwischen 25 und 35 °C. Zum Vergleich, bei Weizen liegt sie, je nach Stadium, zwischen 15 und 20 °C.

Klassische Hybridpflanze: Mais ist die Hybridpflanze par excellence. Dank seinen getrenntgeschlechtlichen Blüten (Fahne = Männlich, Maisfäden am Kolben = Weiblich) war Mais eine der modernen Pflanzenzüchtungen mit steigenden Erträgen ab den 1950er-Jahren. Beinahe alle im Handel angebotenen Maispflanzen sind daher F1-Hybriden. Dank dem Heterosiseffekt liefern sie höhere Erträge als ihre Mutter- respektive Vaterlinien. Beim Nachbau zerfällt dieser Effekt jedoch wieder. Wer selbst Saatgut nachbauen oder gar eine eigene Hofsorte aufbauen möchte, setzt darum auf sogenannte Populationsorten. Diese gelten als samenfest, das heisst sie behalten ihre Eigenschaften im Nachbau. Populationssorten kommen hauptsächlich im Biolandbau zum Einsatz. In einer 2018 durchgeführten FiBL-Studie lieferte die Populationssorte Evolino gegenüber Hybridsorten 1,39 % (Verwendungszweck Silomais) respektive 7 % (Verwendungszweck Körnermais) weniger Ertrag.

Auswahl der Sorte

Das Angebot an Maissorten ist gross. Grundsätzlich beeinflussen der Verwendungszweck sowie die Standortbedingungen die Sortenwahl.

Hart- oder Zahnmais: Je nach Korntyp wird Mais in Hart-/Flint- oder Zahnmais (Dent) unterteilt. Ausschlaggebend für die Unterteilung ist die Zusammensetzung des Korn-Endosperms, also des Nährgewebes im Korn. Beim Hartmais ist es weitgehend hart und glasig. Hartmaistypen sind kältetoleranter als Zahnmais und reifen früher ab, ihr Ertragspotenzial ist jedoch, verglichen mit Zahnmaistypen, tiefer. Beim Zahnmais ist das Nährgewebe weicher. Bei der Abreife fällt es ein und bildet eine charakteristische Zahnstruktur (darum Zahn). In der Regel kommen beim Silomaisanbau vorwiegend Hartmaistypen und beim Körnermais Zahnmaistypen zum Einsatz. Moderne Maissorten sind häufig aber Mischformen beider Typen.

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FAO-Index: Eine indexierte Zahl zwischen 100 und 900, welche die benötigte Anzahl Vegetationstage abbildet, die eine Maissorte zur Abreife braucht. Hierbei gilt; je tiefer die Zahl, umso frühreifer der Typ. Der sehr frühe Silomais KWS Cito verfügt so zum Beispiel über eine Reifezahl von 150, während sie beim mittelspäten SY Enermax bei 260-270 liegt.

Bedingungen zur Saat

Das Wachstum fängt bei der Keimung an. Hier stellt der Mais bereits seine Anforderungen an die Temperatur.

Bodentemperatur muss stimmen: Für eine sichere Keimung braucht Mais Bodentemperaturen zwischen 10 und 12 °C. Sinkt die Temperatur unter 8 °C, gerät die Pflanze in Kältestress. Auflaufstörungen und physiologische Schäden sind die Folge.

Bodenbearbeitung: Wie auch bei anderen Kulturen gilt beim Mais, nur ausreichend abgetrocknete Böden befahren und die Grundsätze der Saatbettbereitung beachten (Fünfliber-Test). Die Wahl des Verfahrens (Pflug, Streifenfräss-, Mulch-, Direktsaat) hängt von den Standortbedingungen ab. In der Regel wird Mais 3 bis 4 cm tief gesät, dank seines grossen Korns verträgt er auch grössere Saattiefen (7 cm). Gerade auf Biobetrieben ist die tiefe Saat eine der möglichen Massnahmen dafür, dem Krähenfrass vorzubeugen.

Tiefe Pflanzendichte: Die Saatdichte, üblich sind acht bis elf Pflanzen pro Quadratmeter, hängt von vielen Faktoren ab wie Saatzeitpunkt, Bodeneigenschaften, Sortenwahl und Nutzungsrichtung. Bei früher Saat, schlechter Keimfähigkeit des Saatgutes, bei nicht optimalem Saatbett, zur Verschlämmung neigenden Böden, oder mechanischer Bodenbearbeitung muss die Saatdichte erhöht werden. Bei optimalen Bedingungen sowie spätreifen Sorten wird weniger dicht gesät.

Reihenabstand variabel: Von der Breitsaat bis zu 80 cm ist vieles möglich. Breitere Reihen (75–80 cm) erleichtern das Befahren mit grossvolumigen Reifen und fördern eine schnelle Abtrocknung, was vorteilhaft im Körnermaisanbau ist. Engere Abstände (z. B. 33 cm in der Breitsaat) ermöglichen eine bessere Flächennutzung.

Fruchtfolge: Mais ist selbstverträglich, der Anbau von Mais auf Mais ist grundsätzlich möglich, wird aber nicht empfohlen, weil man dadurch den Maiswurzelbohrer verbreiten könnte. Dank seines hohen Nährstoffbedarfs wird Mais bevorzugt nach einer Kunstwiese, Leguminose oder nach Gründüngungen beziehungsweise Zwischenfrüchten gesät.

Nährstoffbedarf: Als Starkzehrer muss der Mais ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Laut Grud 2017 braucht es für einen Referenzertrag von 185 dt/ha Silo- resp. 100 dt/ha Körnermais, 100 kg N, 103 kg P, 235 kg K und 25 kg Mg. Gerade wegen des hohen Kalibedarfs ist der Mais ein idealer Hofdüngerverwerter.

Das Unkraut im Griff

Gerade im Anfangsstadium kann der Mais mit unseren einheimischen Unkräutern nicht mithalten. Bis zum 4-6-Stadium (Kniehöhe) sollten diese darum möglichst zurückgehalten werden. Dies kann man mit mehreren Massnahmen erreichen.

Mechanische Bekämpfung: Gänsefuss- oder Sternhacken kommen zwischen den Reihen zum Einsatz. Fingerhacken in den Reihen. Bis zum 6-8-Blatt-Stadium sollte von der Reihe weg, beim letzten Hackdurchgang zur Reihe hin gehackt werden. Ganzflächig kann der Mais auch gestriegelt werden. Vor dem Auflaufen erfolgt der Striegeldurchgang etwa drei bis vier Tage nach der Saat. Wird im Nachauflauf gestriegelt, muss der Mais genügend gross sein. Damit die Maispflanzen wenig Schaden nehmen, darf nicht während des Feldaufgangs gestriegelt werden. Ab Stadium BBCH 11 ist der Einsatz wieder möglich. Dann fährt man bevorzugt nachmittags – die Maispflanzen sind dann biegsamer und vertragen das «Kämmen» mit den Striegelzinken besser.

Pflanzenschutzmittel: Im Vorauflauf darf nur im Band gespritzt werden. Im Nachauflauf erfolgt die Behandlung in der Regel im 2- bis 4-Blatt-Stadium. Wie bei allen Kulturen gilt auch hier die produktspezifischen Hinweise beachten. Sulfonylharnstoff-Produkte dürfen zum Beispiel nicht bei hohen Tag-Nacht-Schwankungen (höher als 20 °C) oder bei Temperaturen über 25 °C eingesetzt werden.

Schädlinge bekämpfen

Im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen wird Mais hierzulande von wenigen Schädlingen befallen. Ein paar erwähnenswerte gibt es aber.

Der Maiszünsler: Einheimischer Schädling, der sich auf den Mais spezialisiert hat. Der Larve des Falters überwintert im Maiskolben, im Frühjahr verpuppt sie sich. Die ersten Anflüge in die Maisfelder erfolgen im Sommer, je nach Witterung im Juni oder im Juli. Aus den auf die Maispflanze gelegten Eiern schlüpfen erste Raupen, die zuerst an den Blättern nagen und sich später in den Stängel bohren (Symptome Bohrmehl und verfärbte Fahnen). Die Bekämpfung erfolgt mit Trichogramma-Schlupfwespen im Sommer sowie mechanisch durch Schädigung/Zerstörung der Stoppeln im Winter.

Maiswurzelbohrer aus Amerika: Neuster Zulauf der Maisschädlinge, der das erste Mal in den 90er-Jahren im Balkan auftrat und sich seither in Europa verbreitete. Der adulte Maiswurzelbohrer-Käfer fliegt Maisfelder an, wo er seine Eier in den Boden ablegt. Daraus schlüpfen die Larven, die im Folgejahr an den Maiswurzeln fressen. Darum ist die wichtigste Bekämpfungsmassnahme, Mais auf Mais in Fruchtfolgen zu vermeiden.

Krähen und Wildschweine: Häufigste tierische Schädlinge im Maisanbau. Gegen Wildschweine hilft, bei schwachem Druck, das Schützen mit Elektrozäunen oder der Einsatz eines Vergrämungsmittels. Bei starkem Druck hilft oft nur eine aktive Bejagung durch den örtlichen Jagdverband. Gegen Krähen helfen bewährte Methoden wie das Rupfbild oder eine Kombination von wechselnden Methoden wie Greifvogelattrappen, Vogelscheuchen oder eine akustische Vergrämung mit Krähenschreck.