«Der ist eine richtige Schlafmütze – ein furchtbarer Typ. Im Frühling braucht er mindestens eine Woche länger als alle anderen, bis er erwacht und anfängt zu wachsen. Und fängt er einmal damit an, müsst ihr ihn sauber durchfüttern. Unter 140 kg Stickstoff müsst ihr damit gar nicht anfangen. Bekommt er aber, was er braucht – liefert er super Erträge», sagt Daniel Füchter von der Agroline und zeigt neben sich auf die Weizensorte, die im Streifen angebaut, auf dem Versuchsfeld in Pfyn wächst.

Wie ein Blick in die Zukunft

Die Begehung des Weizen-Sortenversuches ist einer der mit Spannung erwarteten Höhepunkte des Flurgangs «Innovationsplatform Pfyn». Spannend ist sie, weil der Züchtungsfortschritt für die langfristige Produktion in der Schweiz entscheidend ist. Eine Besichtigung neuer Sorten erscheint in diesem Zusammenhang wie ein Blick durch ein Fenster auf die Weizensorten der Zukunft.

Um die Eignung der Sorten zu prüfen, werden diese in Versuchsstreifen – ein bis zwei Sähmaschinenbreiten mal Feldlänge – nebeneinander angebaut. Zudem teilt man die Felder und Streifen mittig in zwei Bereiche. Eine Hälfte wird extensiv bewirtschaftet, also ohne Fungizide, Insektizide und Wachstumsregulatoren. Die andere Hälfte erhält die üblichen Pflanzenschutzmittel.

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Vergleich Extenso-ÖLN

«Gedüngt werden beide genau gleich. Wir wollen ja die Unterschiede sehen», sagt Daniel Füchter. Der Einsatz des Wachstumsregulators zeigt sich deutlich an der unterschiedlichen Pflanzenhöhe: Der behandelte Weizen wächst wesentlich kürzer. Im Wagen zeigt sich dann spätestens der Ertragsunterschied. Extensiv bewirtschafteter Weizen bringt meist weniger Ertrag.

Folgende Sorten stellt Daniel Feuchter vor Ort:

  • Diavel: Ein Wechselweizen, «der funktioniert». Als Einzelährentyp bringt er den Ertrag über die Ähre. Eine frühe Herbstsaat kann zu Problemen führen, da er übermässig bestockt und gelb wird.
  • Bonavau: Eine begrannte Variante von Nara, jedoch etwas widerstandsfähiger. Wer mit Nara zufrieden ist, soll Bonavau ausprobieren – der Hektolitergehalt ist sogar etwas höher.
  • Axen: Empfohlen für den intensiven Anbau. Unter extensiven Bedingungen und hoher Stickstoffgabe neigt er rasch zum Lager.
  • Cadlimo: Eine «super» Weizensorte, die wahrscheinlich ihrem Namen wegen so wenig Verbreitung findet. Landwirte, die Cadlimo anbauen, bleiben meist bei dieser Sorte und wechseln selten auf eine Andere. Daniel Füchters Fazit – «sie müsste eigentlich Top Gun heissen.»
  • Isuela: Seit 2011 von IP-Suisse verwendete Mischung mit wechselnden Weizenpartnern. Ursprünglich bestehend aus Siala und CH Claro, setzt sie aktuell auf Caminada und Diavel. Ziel der Mischung ist die Verbesserung der Ertragsstabilität und Krankheitsresistenz. In Pfyn klappt dies jedoch nicht wie erhofft, da laut Daniel Füchter die krankheitsanfälligere Sorte (Caminada) die gesündere Sorte (Diavel) eher beeinträchtigt.

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Potenzial zum guten Jahr

Grundsätzlich zeigt sich Daniel Füchter mit den präsentierten Weizensorten zufrieden. «Wie es aussieht, könnte es ein gutes Jahr werden», sagt er. Dem stimmen auch die Besucher zu. Neben dem Weizen präsentieren sich viele andere Kulturen ebenfalls vielversprechend. Und auch die anfangs erwähnte «Schlafmütze» überzeugt letztlich mit guten Ergebnissen. Haben Sie sie erkannt? Es ist die aktuell meistangebaute Weizensorte der Schweiz – der Montalbano.


Innovationsplattform Pfyn – Von der Pflanzenstärkung bis zur Mechanisierung

In Zusammenarbeit mit Landwirt Markus Bühler aus Pfyn führt Agroline gemeinsam mit den Partnerorganisationen Ufa und Landor Feldversuche durch. Jeweils vor Erntebeginn lädt sie im Rahmen der «Innovationsplattform Pfyn» zu einem Flurgang ein. Heuer fand dieser am 12. Juni statt. Neben Daniel Feuchter präsentierten Fachleute von Ufa, Landor und Agroline verschiedene Versuche und Produkte. Ebenfalls beteiligt waren das BBZ Arenenberg, die Sevra Suisse AG sowie die Schweizer Zucker AG. Folgende Posten konnten besichtigt werden:

Ullmanna Hackgerät

Leider waren die Rüben bereits zu gross, weshalb das neue gezogene Ullmanna-Hackgerät lediglich eine «Trockenübung» auf dem Feldweg demonstrieren konnte. Dies stellte jedoch kein Problem für Dominik Willi von Sevra Suisse AG dar, welche die tschechische Technik vertreibt. Willi hatte Zwiebelstecklinge mitgebracht, auf der Feldstrasse verteilt und zeigte, wie das rund 150 000 Franken teure Gerät präzise seine Hackscharen steuert.

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Zuckerrüben lohnen sich

Stephan Wroblewski vom BBZ Arenenberg verschaffte einen Überblick zur Kultur und erläuterte ausführlich die SBR-Krankheit. Marcel Bucher von der Schweizer Zucker AG warb für den Rübenanbau. Mit Einzelkulturbeiträgen von 2 100 Franken sowie kumulierten Produktionssystembeiträgen von 1 300 Franken sei die Zuckerrübe weiterhin eine wirtschaftlich attraktive Kultur.

Pflanzenstärkung mit Algen

Ivo Rüst von Agroline stellte einen Versuch vor, bei dem Weizen mit «Hasorgan», einem Algenextrakt-basierten Pflanzenstärkungsmittel, gedüngt wurde. Er wies zudem darauf hin, dass einige Pflanzenschutzmittel bald wegfallen werden. So müssen beispielsweise Herold SC und Biathlon 4D bis zum 1. Januar 2027 aufgebraucht sein.

Bodenscan mit Drohnen

Die Bodenkartierung «Landor Terrascan» erfolgt mithilfe einer Drohne, die etwa zwei Meter über das Feld fliegt und dabei Gammastrahlen misst. Ergänzend werden Bodenproben genommen. Die Ergebnisse werden anhand von Referenzanalysen kalibriert. Daraus entsteht eine digitale Karte, die Informationen zu Bodenzusammensetzung (Ton, Schluff, Sand), Humusgehalt, pH-Wert und Nährstoffgehalt (Phosphor, Kali, Magnesium) liefert. Laut Christoph Brönnimann von Landor ist die Pilotphase abgeschlossen, der Terrascan werde voraussichtlich ab Herbst angeboten.

Schwefel und Mangan

Einen Blattdüngungsversuch präsentierte Fabian Fries von Landor. Neben MgS-Ammonsalpeter und Ammonsalpeter als Referenz kamen in Versuchsstreifen «Sulfamid» mit Schwefel sowie «Magman Plus» mit Mangan, Magnesium, Kupfer und Zink zum Einsatz. Bereits im Frühjahr zeigte sich ein Effekt: Die Magman-Streifen waren sichtbar grüner.

Raps nicht zu früh dreschen

Unter dem Motto «Ohne Mampf, kein Dampf» empfahl Daniel Iten von Ufa Samen AG, den Raps ausreichend mit Stickstoff zu versorgen. Theoretisch benötigt die Kultur etwa 300 kg N. Ein optimal versorgter Raps hat ein Potenzial von bis zu 60 kg Ertrag pro Are. Iten riet zudem, beim Dreschen Geduld zu haben: Früher hatten Rapspflanzen einen Aufbau ähnlich einem Apfelbaum, heute hingegen ähneln sie einem Tannenbaum, bei dem die meisten Schoten und somit der Hauptertrag im unteren Pflanzenbereich liegen.

Die Ergebnisse der Versuche finden Sie hier