Ein etwas anderes Programm als üblich erwartete die Teilnehmer(innen) an der Vorernteversammlung der Thurgauer Beerenproduzenten. Gastgeber war Thomas Wieland.

Vor 60 Jahren begann Wielands Vater Anton als einer der Ersten in der Ostschweiz mit dem Anbau von Erdbeeren. Inzwischen hat sich der Betrieb komplett auf Beeren spezialisiert. Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren und Cassis. Erdbeeren werden auf knapp 5 ha Kulturfläche im geschützten Anbau produziert.

Thomas Wieland legte an der Vorernteversammlung den Fokus aber nicht nur auf die Kulturen, sondern auch auf technische Optimierungen, die auf dem Pilgerhof in Märstetten in jüngster Vergangenheit Einzug gehalten haben.

Robotik auf dem Pilgerhof

«Ein Ernteroboter ist bei uns noch kein Thema», nahm es Thomas Wieland vorneweg. Die Pflege, Ernte und Qualitätskontrolle der Beeren liessen sich – zumindest im Moment – nicht automatisieren. «Stattdessen optimieren wir unsere Arbeitsprozesse», sagte der Betriebsleiter. Er berichtete von einem Roboter, der die Fruchtentwicklung und -färbung mittels Kameras erfasst. Damit werden Ernteprognosen erstellt. «Spannend wäre auch ein Roboter zur frühen Schädlings- und Krankheitserkennung», so Wieland.

Sein Bruder Andreas erläuterte das Potenzial von Robotern. «KI ist heute so weit, dass ein Roboter mit hochauflösenden Kamerasystemen seine Arbeit effizient einteilt, während der Fahrt autonom mit GPS und Vision-Sensoren navigiert und Hindernissen dabei elegant ausweicht.» Er präsentierte einen modularen, mit Raupenfahrwerk ausgerüsteten Rasenpflege-Roboter.

Dann liess er einen solchen Roboter losfahren. Er kann bis zu 1,5 Tonnen Gewicht ziehen. Auf dem Pilgerhof bringt dieser Geräteträger die vollen Erntegebinde autonom zur Waagstation und die leeren zurück zu den Folientunnels. «Ein Vorteil solcher Roboter sind die tiefen Installations-, Wartungs- und Betriebskosten», sagte Andreas Wieland. Neuste Technik und Echtzeit-Kinematik ermöglichten einen flexiblen Einsatz in unterschiedlichen Anwendungen, sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Gewächshäuser.

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Elektromobilität auf dem Hof

Nebst Robotik halten auf dem Pilgerhof neu Elektrofahrzeuge Einzug. Thomas Wieland sattelte bereits beim Stapler und beim Palettenrolli auf Elektro um. «Bei der Batterietechnologie gab es grosse Fortschritte. Die heutigen Lithium-Ionen-Batterien sind kompakter, leistungsfähiger und wartungsfrei», erklärte Christian Gerber von Staplerhandel.ch. Die tieferen Anschaffungskosten, und dass er die Fahrzeuge mit dem eigenen Strom aufladen kann, waren Gründe, weshalb Thomas Wieland diese Investition tätigte.

«Wir versuchen, die Arbeitsabläufe unserer Mitarbeiter(innen) zu erleichtern», hielt Thomas Wieland vor dem «Elefant» fest. Dabei handelt es sich um eine Spezialmaschine, welche die Pflanzen nach dem Kulturwechsel aus den Folientunnels befördert. «Früher machten wir das mit Schubkarren. Das war nicht nur aufwendig, sondern auch anstrengend.» Vor dem Kulturwechsel wird das Band zwischen den Stellagen ausgerollt, die auszuwechselnden Kulturpflanzen werden darauf geworfen und das Band anschliessend vom Rollgerät aufgerollt. Dafür sind drei Arbeitskräfte nötig, wofür beim alten System sieben Personen anpacken mussten. Die verdorrten Pflanzen werden direkt in den Kompostmischer verladen, zerkleinert und kompostiert.

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Bewässerung und Düngung

Beeindruckend war die Bewässerungszentrale mit Düngerstation. In einem 500 m² grossen Gebäude bereitet Wieland verschiedene Düngerezepte vor. Von hier aus wird die Bewässerung mit dem Computer gesteuert und je nach Stadium der Kulturpflanzen und Lichtintensität Dünger dem Wasser beigegeben. Für die 70 Gewächshäuser, die alle um die Betriebsgebäude arrondiert sind, wurden knapp 20 km Schläuche verlegt.

«Bei den Erdbeeren wird das überschüssige Drainagewasser zu 100 Prozent rezykliert, bei Nullprozent Emissionen ins Erdreich», erklärte Wieland. Bevor das Wasser bei der Bewässerungsstation wieder eingespeist wird, sickert es durch einen biologischen Langsamfilter, bestehend aus verschiedenen Sandschichten, die das Wasser reinigen.

Ernteschätzung Erdbeeren

Die Zahlen der Ernteschätzung vom 1. Mai präsentierte Michael Mannale, Berater am Arenenberg, im Anschluss im Restaurant Stelzenhof in Weinfelden. Man gehe im Thurgau von einer guten Ernte mit grossen Erträgen aus. Insgesamt werden 2000 t erwartet, was einer Rekordernte entsprechen würde.