Die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen waren das dominante Thema an der Delegiertenversammlung des Schweizer Obstverbands (SOV) in Bern. Wir haben dem Nachhaltigkeitsexperten des SOV, Edi Holliger, einige Fragen zum Thema gestellt.
Edi Holliger, haben Sie die Entwicklung noch in der Hand, oder müssen Sie ständig nur reagieren auf die neuen Nachhaltigkeitsprogramme der Grossverteiler?
Edi Holliger: In den letzten 12 Monaten haben wir uns stark für eine einheitliche nationale Lösung engagiert und jetzt können wir für die Kernobsternte 2022 gemeinsam mit Swisscofel und den Handelspartnern die Nationale Branchenlösung «Nachhaltigkeit Früchte» umsetzen. Die 6 Rp. Zuschlag pro kg für die Anstrengungen zur Nachhaltigkeit sind fair abgegolten und die breite Palette an Massnahmen ist bekannt. Dies ist ein erfreuliches Miteinander.
Wie viele Produzenten machen mit bei der Branchenlösung?
Die Produzenten können sich bis Ende April bei Agrosolution anmelden. Bis anhin ist rund 50 % der Kernobstfläche angemeldet.
Gibts denn für die, welche nicht mitmachen wollen an der Branchenlösung, auch noch einen Weg?
[IMG 2]Beim Direktverkauf ab Hof ist die Branchenlösung keine Voraussetzung. Wobei es auch für den Direktverkauf empfohlen ist, diesen Standard umzusetzen, insbesondere weil der Kontakt mit den Konsumierenden dort am engsten ist und die Massnahmen für die Nachhaltigkeit direkt aufgezeigt werden können. Zudem betrifft der Absenkpfad aus der Parlamentarischen Initiative natürlich auch diese Produzentinnen und Produzenten. Alle können ihren Beitrag zur Risikoreduktion beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln leisten.
Also gibt es praktisch keine Alternative. Was muss man den im Minimum erfüllen, um der Branchenlösung «Nachhaltigkeit Früchte» zu genügen?
Für 2022 ist im Programm ein Total von 30 Punkten zu erreichen. Es gibt neun Nachhaltigkeitsziele, wobei Pflanzenschutz, Bodenfruchtbarkeit und Düngung sowie Biodiversität hoch gewichtet sind und rund die Hälfte der Punkte ausmachen. Klima und Wassernutzung sind vorläufig noch etwas weniger gewichtet.
Was bedeutet es jetzt für die Produzenten, wenn Coop nur noch IP-Äpfel will?
Die Anforderungen an die Produktion von Äpfeln der Ernte 2022 werden unter dem IP-Suisse (IPS)-Label erhöht. Dies trifft aber vorerst nur für ausgewählte Sorten der ersten Klasse zu. Grundsätzlich soll die nationale Branchenlösung «Nachhaltigkeit Früchte» ab 2023 die Basis und Voraussetzung für Tafelkernobst mit dem Label IPS sein.
Weitere Informationen: www.swissfruit.ch
