Derzeit ist die Haupterntezeit der Erdbeeren, der Schweizer Obstverband rechnet mit rund 1000 t pro Woche. Doch für Schweizer Erdbeergenuss zu sorgen, wird für die hiesigen Produzenten immer schwieriger. An einem Webinar des Nationalen Kompetenznetzwerks Obst und Beeren (KOB) erklärte Melanie Knup, was derzeit Probleme bereitet.

Wanzen machen Probleme

Melanie Knup ist Geschäftsführerin von Knup Beeren in Kesswil TG, wo eine breite Palette von Beeren in verschiedenen Systemen angebaut werden. «Wir haben in den letzten Jahren v. a. ganz grosse Probleme mit Wanzenschäden, insbesondere in remontierenden Erdbeeren», begann Knup. Diese Sorten tragen mehrmals pro Jahr Beeren. Es gebe mit Gazelle ein einziges, wirksames Pflanzenschutzmittel (PSM) gegen diesen Schädling, das allerdings nicht in Erdbeeren zugelassen sei. «2023 gab es eine Notfallzulassung für Acetamiprid in Erdbeeren», erinnert sich Knup. Das habe sehr geholfen.

«Wir wären stark auf eine weitere Notfallzulassung angewiesen», so Knups Fazit. Dabei habe man alles andere auch versucht, von alternativen PSM bis Duft-Pheromonen, aber nichts habe gewirkt. Das gelte auch für Spinosad, das 2025 per Notfallzulassung für den Einsatz gegen Fruchtwanzen in Erdbeeren erlaubt ist.

Neue Schlupfwespe entdeckt

Hingegen wirkt Spinosad gut gegen die Kirschessigfliege (KEF), beobachtet Melanie Knup. Trotzdem gebe es jedes Jahr Ertragseinbussen durch die KEF und da der Wirkstoff in allen Kulturen zugelassen sei, bestehe die Gefahr für Resistenzen. «Daher wäre es sehr wichtig, weitere wirksame PSM gegen die KEF zu haben.» Knup hofft auf die biologische Bekämpfung mithilfe von Schlupfwespen, was sich bisher aber noch im Forschungsstadium befinde.

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Zur KEF konnte Agroscope-Forscher Louis Sutter über gute Neuigkeiten berichten. Ebenfalls exotische Insekten wie die Schlupfwespe Ganaspis brasiliensis könnten die KEF kontrollieren, wie es im Ausland der Fall ist. Hierzulande steckt diese Art zur Freisetzung in Obst- und Beerenanlagen derzeit im Zulassungsprozess. Allerdings fanden die Agroscope-Forschenden Pamela Bruno und Barbara Egger die Schlupfwespe Leptopilina japonica in mehreren Kantonen (Aargau, Genf, Basel, Thurgau, St. Gallen, Waadt, Wallis und Zürich). «Das Monitoring fand in verschiedenen Kulturen und fast ausschliesslich im Freiland statt», erklärt Louis Sutter, der die Forschungsgruppe leitet. «Wir gehen davon aus, dass L. japonica in der ganzen Schweiz verbreitet ist.» Dieser natürliche Feind der KEF ist dem Schädling also offensichtlich gefolgt – und diese Art gelte, gemäss italienischen Forschenden, in deren Bekämpfung sogar als effizienter als G. brasiliensis. Sutter hofft, dass sich L. japonica gut etablieren und den Druck durch die KEF langfristig senken kann.

Blühend gegen Thripse

Weiter hat sich Agroscope mit Blütenthripsen beschäftigt. Sie sind laut Louis Sutter insbesondere in remontierenden Erdbeeren problematisch, die mehrheitlich im gedeckten Anbau produziert werden. «Die Thripse fressen Nektar und Pollen in den Blüten, die Beeren sind dann nicht mehr vermarktbar», sagt der Agroscope-Forscher. Versuchsweise platzierte er in Blumenkisten Steinkraut unter den Erdbeer-Stellagen (eine Kiste à 50 cm pro fünf Laufmeter). «Steinkraut ist eine gute Futterquelle für die natürlichen Feinde von Thripsen», erklärt Sutter die Idee. Ausserdem sei das schmucke, lang-blühende Zierkraut einfach in der Kultur zu integrieren und liesse sich auch säen.

Die Resultate des Versuchs fielen zwar anders aus als erwartet, waren aber vielversprechend. «Wir hatten mit Steinkraut gleich viele Thripse wie ohne», erläutert Louis Sutter die Ergebnisse seiner Forschungsgruppe. Aber es traten deutlich weniger Schäden auf, vor allem in der heiklen Phase während der zweiten Remontierung. «Wahrscheinlich haben sich die Thripse auf den Fangpflanzen, also dem Steinkraut vermehrt, statt auf den Erdbeeren», schlussfolgert er. Empfehlungen zur nötigen Dichte des Steinkrauts in der Kultur oder der maximalen Distanz zu (Freiland-)Erdbeeren seien noch nicht möglich.

Melanie Knup bezeichnete auch die Wahl der passenden Sorten und des richtigen Anbausystems als Erfolgsfaktoren, um einen guten Deckungsbeitrag zu erreichen – noch bevor es um den direkten Pflanzenschutz geht.

In dieser Hinsicht bietet Agroscope mit dem neuen «Beerenscouting» Unterstützung. Für Himbeeren und Erdbeeren sind auf der Webseite Sorten-Vergleiche verfügbar, in denen die Leistung der Sorten in verschiedenen Bereichen wie Kaliber, Zuckergehalt, Festigkeit, Ertrag usw. grafisch gezeigt werden.

BEEREN-SORTENVERGLEICHE

MERKBLATT ZUR KEF-BEKÄMPFUNG IN BEEREN