Bei der Tobi Seeobst AG im thurgauischen Egnach herrscht derzeit schon am frühen Morgen Hochbetrieb. Gepflückt beim ersten Tageslicht, treffen palettenweise frisch gepflückte Erdbeeren ein. Bereits bei den jeweiligen Produzenten sind sie sorgfältig in Schalen verpackt worden. Wie auch Himbeeren und Brombeeren sind Erdbeeren weich und anfällig auf Druckstellen. «Daher vermeidet man eine Umlagerung», sagte Verkaufsleiter Hansruedi Gallmann letzte Woche auf einem Betriebsrundgang.

Den Früchten die Wärme entziehen

Im Eingangsbereich erfolgt als Erstes eine Qualitätskontrolle. «Dann muss es sehr schnell gehen», so Gallmann. Sobald die Beeren von der Mutterpflanze getrennt sind, beginnt der Alterungsprozess. Um diesen zu verlangsamen, muss die Kerntemperatur baldmöglichst von 18-22 Grad auf 4-6 Grad gesenkt werden. Dieser Prozess erfolgt in einem speziellen Kühlraum und dauert zwei Stunden. 

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Damit dies innert so kurzer Zeit möglich ist, kommt unter anderem eine Zwangsbelüftung zum Einsatz. Diese entzieht den Früchten Wärme und senkt die Luftfeuchtigkeit. «Dabei ist auch wichtig, dass die Beeren keinen Taubeschlag aufweisen», so Gallmann. Feuchtigkeit würde nicht nur zu einem Aromaverlust führen, sondern auch die Anfälligkeit auf Pilze erhöhen. Aus diesem Grund wird der Raum mit Kohlensäure (CO2) gespült. Das trägt zur Haltbarkeit bei. 

Das Angebot der Situation anpassen

Doch die Früchte bleiben auch im Kühlraum nicht ewig frisch. Ziel der Handelsfirma ist es daher, sie möglichst schnell in die Läden und zu den Kon­su­ment­(in­nen) zu bringen. Die Lieferung erfolgt spätestens am nächsten Tag. «Dazu ist es entscheidend, Angebot und Nachfrage auf dem Markt gut zu kennen», stellt Gallmann fest. Auch wenn das Angebot kurzzeitig überwiege, würden qualitativ einwandfreie Früchte nicht abgewiesen. In diesem Fall wird ein Teil der Erdbeeren eingefroren, um sie später an weiterverarbeitende Betriebe zu liefern.

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Für die Erdbeeren in der Zwischenlagerung ist es spätestens am nächsten Tag vorbei mit dem Tiefschlaf. Allmählich wird die Raumtemperatur auf 6 - 8 Grad angehoben. Dann geht es weiter in den klimatisierten Packbereich im modernen Beerenzentrum, welches die Tobi Seeobst AG 2021 in Betrieb nehmen konnte. Mitarbeiter(innen) setzen die Schalen auf Förderbänder, welche sie in flottem Tempo zu verschiedenen Stationen bringen. 

Plastik liegt vor Karton

Zunächst erfolgt auf der automatischen Wägestation eine Kontrolle des Zielgewichts, beispielsweise 500 Gramm. In einem weiteren Schritt erhalten die Plastikschalen Deckel, die Kartonschalen dagegen werden in Klarsichtfolie verpackt. Grösse und Art der Verpackung hängen vom Abnehmer, häufig Grossverteiler, ab. Dabei liegt die Plastikverpackung mengenmässig vor dem Karton. «Corona hat Plastik aus hygienischen Gründen wieder zu mehr Popularität verholfen», sagte Gallmann. Dieser Trend halte bis heute an. 

«Unser Ziel ist es, die Erdbeeren möglichst schnell in die Läden zu bringen.»

Hansruedi Gallmann, Verkaufsleiter bei der Tobi Seeobst AG.

Anschliessend klebt eine entsprechende Maschine ein Etikett darauf. Die Beeren sind nun bereit für den gekühlten Transport in die Verteilzentren der Grossverteiler. Derzeit herrscht bei den Erdbeeren Hochbetrieb. Doch auch die ersten Himbeeren haben bereits den Weg in die Packhalle gefunden. Die Verarbeitungsstrassen wird die Arbeit nicht so schnell ausgehen, die Beerensaison dauert noch bis Ende Sommer.

 

In Zahlen

3000 Tonnen Beeren werden jährlich von der Tobi Seeobst AG umgeschlagen.

1200 Tonnen entfallen auf Erdbeeren.

11 Prozent haben die Beeren in den letzten fünf Jahren zugelegt.

26'500 Tonnen beträgt der Umschlag bei den Äpfeln.

45 Produzenten, alle aus der Ostschweiz, beliefern die Handelsfirma mit Obst und Beeren.