Bei der künstlichen Trocknung von Wiesenfutter wird das leicht angewelkte Gras innert weniger Minuten durch einen Heissluftstrom schonend und verlustarm getrocknet. Die Energie- und Eiweissgehalte bleiben so im Futter bestmöglich erhalten.

Qualitätsansprüche stiegen in den letzten Jahren stark

«Die Ansprüche an die Futterqualität von künstlich getrocknetem Wiesenfutter haben in den letzten Jahren stark zugenommen», so der Fütterungsberater Bruno Ottiger vom Verband Schweizer Trocknungsbetriebe (VSTB). Aus diesem Grund hat der VSTB unter der Leitung von Präsident Albert Betschart in Zusammenarbeit mit den Trocknungsanlagen die Kenntnisse über Qualität von künstlich getrocknetem Wiesenfutter auf den aktuellen Stand gebracht.

Dabei wurden über 100 Proben aller Aufwüchse und Pflanzenbestände (Leguminosen-Reinbestände, Klee-Gras-Mischungen und Naturwiesen) aus der ganzen Schweiz berücksichtigt. Die wissenschaftlichen Untersuchungen wurden an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen unter der Leitung von Beat Reidy durchgeführt.

Mehr pansenstabiles Eiweiss durch Heisslufttrocknung

Durch die Heisslufttrocknung wird die Eiweissstruktur im Futter verändert, wodurch der mikrobielle Abbau des Futtereiweisses im Pansen reduziert wird. Dadurch erhöht sich der Anteil an pansenstabilem Eiweiss, sogenanntem Bypass-Eiweiss, welches direkt im Dünndarm absorbiert werden kann. Diese Eiweiss-Komponente ist gerade bei Milchkühen mit hohem Leistungspotenzial besonders bedeutsam.

Die Analysen der HAFL haben gezeigt, dass der Gehalt an pansenstabilem Eiweiss im Vergleich zum frischen Futter um rund ein Drittel zunimmt. Im künstlich getrockneten Wiesenfutter sind rund 30 bis 40 Prozent des Eiweisses als pansenstabiles Eiweiss vorhanden. Ein Vergleich mit der Futterqualität von Grassilage verdeutlicht diesen Unterschied: Pro 100 g Futtereiweiss sind in einer Grassilage ungefähr 17 g als pansenstabiles Eiweiss vorhanden, im künstlich getrockneten Wiesenfutter mehr als doppelt so viel.[IMG 2]

Dürrfutter hat rund 15 Prozent weniger pansenstabiles Eiweiss als künstlich getrocknetes Wiesenfutter. Aufgrund des oftmals späteren Schnittstadiums und der je nach Situation bedeutsamen Bröckelverluste bei der Dürrfutterbereitung hat künstlich getrocknetes Wiesenfutter deutlich höhere Eiweissgehalte. Ist der Rohprotein-Gehalt im künstlich getrockneten Wiesenfutter bekannt, lässt sich dadurch eine gute Abschätzung des Anteils an pansenstabilem Eiweiss auch ohne aufwendige chemische Analysen vornehmen.

Optimierter Einsatz durch neue Erkenntnisse

Nebst der Wirkung der Heisslufttrocknung auf die Abbaubarkeit des Eiweisses wurde auch das Aminosäurenprofil im Futtereiweiss und im pansenstabilen Eiweiss näher untersucht. Mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen kann nun der Einsatz von Trockengras und Pellets in der Nutztierfütterung optimiert werden.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt sowie praktische Empfehlungen zur Herstellung und zur Fütterung von künstlich getrocknetem Wiesenfutter sind in einem Merkblatt des VSTB und der HAFL zusammengestellt.

Weitere Informationen zur künstlichen Trocknung