Mitten in der laufenden Rübenkampagne kochen rund um den Rübenring die Emotionen hoch. Schon zum zweiten Mal in Folge lebte die Kampagne «fast nur von Notfalllösungen der Lohnunternehmer», wie dies ein Rübenproduzent gegenüber der BauernZeitung schildert. Der Bauer ist ein Mitglied der kürzlich ins Leben gerufenen «Klima-Gruppe», welche den Rübenring reformieren will. Die Gruppe besteht aus rund zwölf Rübenproduzenten der Umgebung rund um die Zuckerfabrik Aarberg. Der Rübenbauer scheint nicht der Einzige zu sein, der mit der laufenden Kampagne nicht zufrieden ist. Es gibt ungefilterte Stimmen, die verlangen, den Vorstand baldmöglichst abzuwählen und eine ausserordentliche Generalversammlung einzuberufen. Die «Klima-Gruppe» scheint momentan jedoch eher deeskalierend vorgehen zu wollen. Sie fordert die zeitnahe «Überarbeitung der Aufgabenteilung innerhalb des Rübenrings», wie dies der Bauer, welcher anonym bleiben möchte, erklärt.
«Klima-Gruppe» fordert Einsicht der gemachten Fehler
Um die Dringlichkeit der Probleme innerhalb des Rübenrings klar zu machen, sammelt die «Klima-Gruppe» Unterschriften von Rübenproduzenten, die mit der aktuellen Lage unzufrieden sind. Damit wolle man zum Ausdruck bringen, wie wichtig «die genaue Analyse der gemachten Fehler ist», erklärt der Bauer. Gemäss ihm seien nun genug Fehler passiert. «Ein drittes Jahr machen wir unter diesen Umständen nicht mit», betont er am Telefon. Angeblich wird sich die «Klima-Gruppe» Ende dieser Woche treffen, um die Unterschriften zusammenzutragen. Über die Zahl der gesammelten Unterschriften verfüge man bis dato nicht, aber «sie kommen rasch zusammen», beobachtet das Mitglied.
Rübenring wusste von nichts
Nicole Schwab, stellvertretende Geschäftsführerin des Rübenrings, äussert sich zur Situation folgendermassen: «Der Rübenring weiss offiziell nichts von einer Unterschriftensammlung. Im letzten Brief der ‹Klima-Gruppe› wurden Vorwürfe an die Verwaltung gemacht. Die Unterschriftensammlung war darin aber nicht erwähnt.» Sie fährt fort, dass «solche Aktionen während laufenden Kampagnen sehr schlecht sind». Schwab weiss nicht, «wie diese Kampagne zu Ende gebracht werden soll, falls es zur geforderten ausserordentlichen Generalversammlung kommen soll».
Die «Klima-Gruppe» engagiere sich, um nächstes Jahr eine ruhige und geordnete Kampagne angehen zu können, sagt der Rübenbauer beschwichtigend. Die Forderungen sind klar formuliert, aber die Produzenten scheinen noch Geduld zu haben: «Wir wollen den Ball flach halten. Jetzt lassen wir die Leute ihren Job machen oder unterstützen sie mit den nötigen Ressourcen. Nachdem sich der Staub dieser Kampagne gelegt hat, muss die optimierte Planung für nächstes Jahr als oberste Priorität behandelt werden», hält der Bauer fest.
Wie die Situation in Schieflage geriet
Gemäss dem Rübenproduzenten geriet die Struktur der regionalen Rübenproduktion im Jahr 2019 in Schieflage. Nach einer Kampagne – gezeichnet von Personalmangel und erheblichen Komplikationen bei der Abfuhr – erhofften sich die Rübenproduzenten nun eine fundierte Analyse der gemachten Fehler, um daraus zu lernen. «Entgegen unseren Erwartungen ist dies nicht ausreichend eingetroffen», beschwert sich der Bauer. So ist es für das Mitglied der «Klima-Gruppe» naheliegend, dass die diesjährige Kampagne schon wackelig gestartet sei.
Nebst personellen Schwierigkeiten stehe eine Verlademaschine zu wenig zur Verfügung, stellt er fest. Ein anderer Produzent, welcher seine Unterschrift bereits abgegeben hat, bestätigt dieses Problem. Man habe eine ältere Rübenmaus «fast verschenkt». Somit fehle nun eine alte, aber durchaus noch einsetzbare Maschine in der Flotte, so der Produzent. Zudem müsse man sich inmitten der laufenden Kampagne nun mit der neuen Maschine anfreunden. «So verliert man wertvolle Zeit beim Roden und Laden», stellte der Rübenbauer fest.
Vorstand und Geschäftsleitung sollten funktionieren, «wie Zahnräder im Getriebe»
Ein möglicher Grund für die unstrukturierten Kampagnen der letzten zwei Jahre sei das zu starke Eingreifen der Verwaltung in das operative Geschäft. So lauten die Vermutungen einiger Produzenten. Diese beiden Gewalten müssten wie «Zahnräder in einem Getriebe» funktionieren, deren Aufgaben müssten aber klar aufgeteilt sein, um ein erfolgreiches Unternehmen zu führen, betont ein Landwirt. Dabei spricht er die personellen Schwierigkeiten innerhalb der Geschäftsstelle des Rübenrings an. Guido Stäger, der CEO der Schweizer Zucker AG, zeigt sich inmitten des Rüben-Getümmels gegenüber dem Rübenring solidarisch: «Die Schweizer Zucker AG wünscht sich stabile Verhältnisse bei allen Partnern und ist besorgt, wenn Meinungsverschiedenheiten zu Störungen während der Rübenkampagne führen könnten. Wir bitten deshalb die Mitglieder des Rübenrings, ihre unterschiedlichen Ansichten auf eine konstruktive Art, möglichst nach der Kampagne, zu diskutieren und rechtzeitig einen gemeinsamen Weg für die nächste Kampagne zu finden. Der Schweizer Rübenanbau steht vor grossen externen Herausforderungen, die wir nur meistern können, wenn es uns gelingt, unsere internen Meinungsverschiedenheiten zu überwinden.»
Rübenring Genossenschaft im Seeland
Die Genossenschaft kümmert sich um den wirtschaftlichen Verlad von Zuckerrüben in der Region rund um die Zuckerfabrik Aarberg. Der Rübenring wurde im Jahr 1996 gegründet, um die Zuckerrüben aus der Umgebung möglichst kostengünstig und gereinigt nach Aarberg zu transportieren. Der Rübenring umfasst rund 1600 Mitglieder.