Das sonnige Wetter und die bereits sommerlichen Temperaturen waren ideal für Feldarbeiten und Futterbau. Zum Wochenbeginn kam der Umschwung mit langen Regenphasen. Die Nässe macht Pilzkrankheiten zum Thema, so auch bei der Gerste.

Gestresste Gerste

Die grossen Temperatur-Unterschiede zwischen Tag und Nacht in Kombination mit hoher Strahlungsintensität haben die Pflanzen in den letzten Wochen und auch mit Blick auf die erste Mai-Woche gestresst, erklärt Andreas Distel. «Diese Wetterbedingungen führen zu Sprenkelnekrosen», so der Leiter Pflanzenschutzdienst am LZ Liebegg. Verursacht werde das Krankheitsbild durch den Schwächepilz Ramularia (schwarz-braune, eckige Flecken mit gelbem Hof) und unspezifische Blattflecken (PLS, rund bis oval, mit diffusem Rand). Der potenzielle Ertragsausfall durch Sprenkelnekrosen beträgt laut Distel bei Gerste gemäss Literatur 20–50 Prozent. Eine Behandlung sei also lohnend.

«Das Problem ist, dass seit dem Verbot von Chlorothalonil kein gleichwertig wirkendes Produkt mehr auf dem Markt ist», so Distel. Es seien aber noch Produkte mit guter Teilwirkung verfügbar, wobei nur Pandorra bis ins DC 61 (Beginn der Blüte) zugelassen ist. «Alle anderen dürfen nur bis DC 51 – Beginn des Ährenschiebens – eingesetzt werden, was schon praktisch überall erreicht bzw. überschritten ist.»

Für Septoria nicht förderlich

Anders als bei der Gerste sieht der Weizen bisher sehr gesund aus, hält Andreas Distel fest. Allerdings sei es jetzt mit dem Niederschlag sicher zu einer Sporenübertragung von Septoria von den unteren auf die oberen Blätter gekommen. Das bedeutet aber nicht automatisch auch eine Infektion: «Diese erfolgt bei Temperaturen von 20–25 Grad und einer Blattnassdauer von 20 Stunden.» Je tiefer die Temperatur ist, desto länger müssen die Nässeperioden für eine Infektion andauern. Demnach ist die derzeit herrschende, eher kühle Witterung nicht sehr förderlich für die Ausbreitung des Septoria-Pilzes. «Wenn es feucht bleibt und Wärme dazukommt, dann ist die Gefahr viel höher und Infektionen finden statt», ergänzt Distel. Meteo Schweiz prognostiziert die nächsten acht Tage allerdings keine Temperaturen über 20 Grad.

Zwar zeigt sich Septoria erst drei Wochen nach erfolgter Infektion durch erste ovale, gelb-grüne Flecken, die später zu braun-grauen Nekrosen zusammenfliessen. Dann ist es für eine Behandlung zu spät. «Aber gesamthaft gehe ich heuer aktuell nicht von einem hohen Septoriadruck aus», meint der Fachmann, «weil die Weizenbestände bis anhin sehr gesund aussehen.»

Das Fahnenblatt schützen

2025 bietet sich also – soweit man das zum jetzigen Zeitpunkt beurteilen kann – für eine 1x Fungizid-Strategie im Weizen an. Dabei wird nur im Stadium DC 39 (Fahnenblatt voll entwickelt) behandelt. «Das Fahnenblatt ist dann rund drei Wochen geschützt», gibt Andreas Distel zu bedenken. Verschiedene Versuche haben gezeigt, dass eine 2x Fungizid-Strategie (DC 31 und 39) beim Weizen oft nicht wirtschaftlich ist. Natürlich könne niemand die weitere Entwicklung des Wetters vorhersagen und man sei in jedem Jahr im Nachhinein schlauer, bemerkt Distel. «Aber der extensive Anbau wird beim Weizen bereits auf über 50 Prozent der Fläche umgesetzt – das sagt eigentlich schon alles.»

Vom letzten Jahr ist die grassierende Krautfäule noch in schlimmer Erinnerung. Anfang dieser Woche kam die erste Meldung eines Primär-Krautfäulefalls in Folienkartoffeln, berichtet Andreas Distel. Aktuell gehe er von einer gemässigten Gefahr aus. Das ist allerdings eine Momentaufnahme: «Wenn es feucht bleiben sollte, die Temperaturen wieder anziehen und weitere Folienkartoffeln erkrankt sind, ist der Druck sehr schnell hoch und kann sich die Situation schnell ändern.»

Es lässt sich generell feststellen, dass das Jahr 2025 bisher für den Pflanzenbau sehr günstig war. «Man hatte genug Zeit für alle Arten anstehender Feldarbeiten, der Krankheitsdruck war bislang gering, der Schädlingsdruck höchstens moderat hoch», fasst der Berater zusammen. Alle Kartoffeln seien so früh im Boden wie seit Jahren nicht mehr. «Also bisher sieht es wunderbar aus.»

Nicht nur auszählen

Im ÖLN ist die Arbeit mit Bekämpfungsschwellen (BKS) vorgeschrieben. Sie sollen sicherstellen, dass nur dann Pflanzenschutzmittel angewandt werden, wenn mit ernstzunehmendem Schaden an der Kultur zu rechnen ist. «Die BKS-Erhebung ist aktuell die einzige Möglichkeit für Landwirte, den Druck von Blattkrankheiten zu beurteilen und die Notwendigkeit einer Fungizidapplikation abzuschätzen», heisst es in einem Bericht der HAFL zum Berner Pflanzenschutzprojekt. Untersuchungen hätten gezeigt, dass diese Aufnahmen nur bedingt mit dem schlussendlich erzielten Ertrag korrelierten und man benötige sehr gute phytomedizinische Kenntnisse. «Hinzukommt der relativ grosse Aufwand für die Erhebung», ergänzt die HAFL. Einfachere und zuverlässigere Methoden zur Beurteilung des Gesundheitszustands der Getreidebestände seien daher wünschenswert.

Liebegg-Berater Andreas Distel teilt diese Meinung: «Im PFLOPF-Projekt haben wir dieselben Beobachtungen gemacht und auch mit Prognosemodellen gearbeitet.» Man komme nicht darum herum, seinen Bestand im Auge zu behalten, das Wetter und die gemachten Erfahrungen bzw. die Beurteilung des Praktikers seien unerlässlich, wenn es ums Abschätzen der Notwendigkeit einer Behandlung geht. «BKS sind teilweise vor vielen Jahren erhoben worden, mit anderen Sorten und das Klima hat sich mittlerweile auch geändert», fährt Distel fort. Prognosemodelle sieht er als Hilfsmittel, die aber die Feldbeobachtung nicht ersetzen könnten.