Die Schweiz erlebte über das erste Aprilwochenende die ersten beiden Frühlingsfrostnächte. So sank in der Nacht auf Sonntag das Thermometer in Hallau auf –2,1° C und in Aadorf oder in Kloten auf –1,2° C. Noch am Sonntagmorgen kurz vor 9 Uhr zeigte das Thermometer oberhalb der Mini-Kiwianlage nordwestlich von Truttikon –1° C an.

Die Beregnung wirkt vorbeugend

Infolge des eher milden und trockenen März ist die Vegetation dieser anspruchsvollen und bezüglich Frost sehr empfindlichen Spezialkultur so weit fortgeschritten, dass sich erste zwei bis vier Zentimeter lange Jungtriebe mit den bereits darin vorhandenen Fruchtansätzen zeigen.

Sinken nun die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, so werden diese Grünteile samt den Fruchtansätzen absterben, und somit wird auch der Ertrag vernichtet. Um dies zu verhindern, setzt David Keller, der Besitzer und Bewirtschafter der Mini-Kiwianlage, auf die vorbeugende «Überkronen-Frostschutzberegnung.»

Dabei bildet das eingesetzte Wasser einen schützenden Eispanzer um die Holz- und neuen Triebteile und schützt damit die jungen Triebe vor den Frosttemperaturen. Das Wasser wird durch spezielle Düsen möglichst gleichmässig und fein verteilt, so dass es rasch gefrieren kann. Die bei der Eisbildung um Triebe, Blüten und Fruchtrutenteile entstehende «Abwärme», in der Fachsprache als Kristallisationswärme bezeichnet, schützt entsprechend der physikalischen Gegebenheiten im Innern vor Frost.

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Temperaturen deutlich unter Null

Grundsätzlich soll die Frostschutzberegnung bereits vor dem Absinken der Temperatur unter Null eingesetzt werden, um von Beginn weg einen optimalen Schutz zu gewährleisten. Der Wassereinsatz sollte zudem erst mit dem Abtauen beendet werden. Bei der Frostschutzberegnung entstehen eindrucksvolle, jedoch vergängliche Eiskunstwerke, indem sich lange, feine und sehr spitzige Eiszapfen bilden.

Bereits die Wetterprognosen liessen für die Nacht auf Montag nichts Gutes ahnen. Angekündigt waren deutlich Temperaturen unter Null. Dies unter anderem darum, weil sich in manchen Gegenden während der Nacht ein Öffnen der Wolkendecke abzeichnete, was ein stärkeres Absinken der Temperaturen begünstigte.

Der Einsatz war dringend nötig

Im Nordosten über dem Kanton Schaffhausen und dem Zürcher Wein- und Unterland trat diese Wetterentwicklung sehr früh ein, was zu deutlich tieferen Temperaturen führte. Entsprechend verzeichnete man am Montagmorgen im Klettgau einen Tiefstwert von –5,9° C und im Zürcher Unterland von –3,4° C. «Um Mitternacht hellte bei uns der Himmel auf und die Temperatur sank rasch unter den Gefrierpunkt», erklärte der Uhwieser Obstbauer Peter Eichenberger. Entsprechend setzte der grosse Obstbaubetrieb mit seinen Stein- und Kernobstlagen in Uhwiesen, Büsingen (D) und Rudolfingen auf den Einsatz der Frostbewässerung, was sich dann bis am frühen Morgen als dringend nötig erwies.

Auch der Raps wurde beschädigt

Während der Fokus auf Frostschutzmassnahmen für blühendes Stein- und Kernobst lag, standen auch andere Ackerbaukulturen unter Druck, bei denen vorbeugende Massnahmen kaum möglich sind. Insbesondere beim Raps, welcher in tiefen Lagen in den letzten Märztagen mit der Blüte begonnen hat, wirkt sich jeder Frost im aktuellen Wachstumsstadium auf die vegetative Entwicklung und somit auch auf die Ertragslage aus.

Gerade das aus den Ölsaaten gewonnene Speiseöl und –fett ist trotz des geplanten diesjährigen Inlandanbaus von 120 000 Tonnen Raps, Soja und Sonnenblumen knapp und deckt gerade einmal ein Viertel des einheimischen Bedarfes ab. Aufgrund des zu erwartenden Ernteausfalls in der Ukraine zeichnet sich global bereits jetzt ein akuter Versorgungsengpass bei den Speiseölen und -fetten ab, was infolge die Preise in die Höhe schnellen lässt.