Zu Beginn noch in einer Generationengemeinschaft übernahmen Andreas und Doris Suter im Jahr 2022 den Loorhof im aargauischen Lupfig als alleinige Betriebsleiter. Die Hauptbetriebszweige des viehlosen Betriebs sind der Obst- und Beerenbau sowie der eigene Hofladen. Gleich im ersten Jahr wurde das Betriebsleiterpaar stark gefordert: Ein plötzliches Unwetter mit Hagel und Starkregen zerstörte am 30. April die drei Hektar grosse, neu angelegte Obstanlage (wir berichteten).

Mitten in der Erntezeit

Drei Jahre später erinnern nur noch die leichten Schlangenlinien in den Baumreihen an das damalige Ereignis. Heuer vermute er zum ersten Mal ein nennenswertes Ertragsniveau aus der wiederaufgebauten Anlage, so Andreas Suter. An das damalige Unwetter möchte er heute nicht mehr zurückdenken, ändern lasse sich ohnehin nichts mehr. «Wir haben unsere Kulturen bestmöglich versichert. Mehr konnten wir nicht tun», sagt der Meisterlandwirt. Dennoch schlucke er bei einer Gewitterwarnung bis heute leer und hoffe jeweils, dass es nur bei starkem Regen bleibe.

Aktuell befindet sich der Betrieb mitten in der Erdbeerernte. «Die Zeit ist intensiv, aber wir freuen uns jedes Jahr darauf», so der Betriebsleiter. Auf einer Fläche von rund einer Hektare werden Freiland-Bodenerdbeeren angebaut. Neben dem Verkauf im Hofladen können die Kunden auf dem Selbstpflückfeld ihre Erdbeeren gleich selbst ernten. Auf die Frage, weshalb der Betrieb nicht auf die Dammkultur setzt, antwortet Suter: «So passt es einfach besser in unseren Jahresablauf und wir sind gut dafür eingerichtet.»

Zufrieden mit der Ernte

Mit der aktuellen Ernte ist das Betriebsleiterpaar zufrieden. «Die Erntemenge ist gross, sodass wir neben der direkten Vermarktung in unserem eigenen Hofladen und den umliegenden Geschäften auch in den Handel liefern können», berichtet Doris Suter. Auch mit der letztjährigen Ernte ist das Paar trotz den nassen Bedingungen zufrieden. Zwar habe man mehr faule Erdbeeren gehabt, die Menge an schön gepflückten Erdbeeren sei jedoch auf gleichem Niveau wie in den vergangenen Jahren gewesen.

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Herausfordernder sei teils das Finden von Erntehelfern. «Heute kann man bei einer Zusage nicht immer damit rechnen, dass sie dann auch immer wirklich kommen. Meistens kommen dann zwei doch nicht», sagt Andreas Suter. Darum frage er manchmal ein bis zwei Leute mehr an, um dann auch wirklich genügend Helfer zu haben. Aktuell könne man sich jedoch nicht beklagen. «Der Wagen ist besetzt und wir können fleissig pflücken», freut sich Betriebsleiterin Doris Suter.

«Ein Hofladen ist wie eine Papeterie»

Neben Erdbeeren produziert Andreas Suter auf seiner insgesamt 6 ha grossen Obstplantage hauptsächlich Äpfel sowie eine kleine Menge Birnen und Quitten. Einen grossen Teil der Ernte verkauft er im eigenen Hofladen und an umliegende Hofläden und Volg-Filialen. Auf rund einer Hektare stehen Bäume der Sorte Gala. Zur Erntestaffelung und um der Kundschaft im Hofladen eine breite Auswahl zu bieten, kultiviert er rund zehn weitere Sorten – darunter Elstar, Jonagold, Topaz, sowie alte Sorten wie Braeburn und Boskoop an.

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«Ein Hofladen ist für mich wie eine Papeterie – da gibts auch nicht nur eine Sorte Papier», vergleicht er. Alte Sorten seien bei den Kunden gefragter, als man zunächst denken würde. «In vielen Rezepten stehen noch alte Apfelsorten – und dann muss es genau diese eine Sorte sein», erzählt Suter und schmunzelt. «Wir hatten schon Kundschaft, die extra aus Bern wegen einer bestimmten Sorte in unseren Hofladen kam.»

Künftig alles unters Netz

Einen Teil seiner Äpfel liefert Suter zudem in den Handel – produziert wird daher nach IP-Suisse-Richtlinien. «Der Produktionsaufwand durch die strengeren Vorgaben ist sicher gestiegen», sagt er. Hinzu kommen neue Schädlinge infolge des Klimawandels und der gleichzeitige Wegfall gewisser Pflanzenschutzmittel – Herausforderungen, denen sich der Obstbau stellen müsse. Sich vehement gegen die strengeren Vorgaben zu sträuben, bringe jedoch wenig. «Jammern bringt nichts – man muss das Beste draus machen», so Suter.

Zur Schädlingsbekämpfung setzt der Landwirt vermehrt auf die Verwirrungstechnik. Ein Teil seiner Anlage ist zudem bereits mit einem Kombinetz mit Reissverschlusssystem ausgestattet. «In naher Zukunft möchte ich die gesamte Anlage damit ausrüsten und komplett schliessen», sagt er. Damit sollen die Früchte künftig auch besser vor Vogelfrass und Sonnenbrand geschützt werden.

Handel ist anspruchsvoll

Trotz seiner positiven Grundhaltung räumt Andreas Suter ein: «Könnte ich nicht einen grossen Teil meiner Ernte über den Hofladen vermarkten, wüsste ich nicht, ob ich noch im Obstbau tätig wäre.» Die Lieferung in den Handel sei anspruchsvoll. «In guten Jahren gibt es überall viele Äpfel – in schlechten haben dafür auch alle dasselbe Problem», sagt er. Der Hofladen mache ihn unabhängiger. «Sorten, die im Handel gerade nicht gefragt sind, kann ich trotzdem gut über den Hofladen verkaufen», erklärt er.

Pluk-O-Trac und Erzeihung mit dem Ufo

Geerntet wird mithilfe einer Hebebühne – doch auch hier denkt der Meisterlandwirt bereits weiter. «Ich liebäugle mit einem Pluk-O-Trac, um die Pflückleistung zu steigern», verrät er. Auch beim Erziehungssystem seiner Bäume probiert der Landwirt Neues aus. In Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg testet er verschiedene Erziehungssysteme. Unter anderem das aus den USA stammende UFO -Erziehungssystem (Upright Fruiting Offshoots), bei dem ein waagrecht geführter Stamm entlang eines Drahts gezogen wird. Daraus wachsen senkrechte Fruchttriebe, die gleichmässig verteilt sind und regelmässig erneuert werden.

«Das Licht gelangt so besser an die Früchte, was die Ausreife verbessert – und weil die Äpfel erreichbar sind, konnte ich eine sehr hohe Ernteleistung feststellen», erklärt Suter. Ein weiterer Vorteil sei der einfach durchzuführende jährliche Pflegeschnitt, insbesondere in Hinblick auf den Fachpersonalmangel. Trotz der Vorteile will der Landwirt nichts überstürzen. «Die Frage ist, ob die Vorteile auch mit dem Alter der Bäume halten. Deshalb beobachte ich das System weiterhin.»

Weitere Informationen: www.loorhof-lupfig.ch

Betriebsspiegel Loorhof

Name: Andreas und Doris Suter

Ort: Lupfig AG

LN: 32 ha, davon 6 ha Äpfel, Birnen und Quitten, 1 ha Freiland-Bodenerdbeeren, 9 ha Ökofläche, 3 ha Zuckerrüben, 1.5 ha Körnermais, 1.5 ha Sonnenblumen, 2.5 ha Weizen, 4 ha Hartweizen, 3,2 ha Erbsen und Bohnen, 50 a Grünspargel, 30 a Kürbis, Rhabarber, Handpflückbohnen

Betriebszweige: Obst- und Beerenbau, Ackerbau, direkte Vermarktung mit Hofladen, Lohnmosterei

Angestellte: Betriebsleiterehepaar, Eltern von Andreas Suter, drei Hofladenmitarbeiterinnen (220 Stellenprozent), Praktikantin in Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis, zwei Betriebshelfer, 16 bis 18 Erntehelfer im Stundenlohn