«Pflanzenschutz steht und bleibt auf dem Radar der Öffentlichkeit.» Dies ruft Michel Gygax von der Fachstelle Pflanzenschutz Bern zu Beginn einer Pflanzenschutztagung des Inforamas diesen Monat allen in Erinnerung. Es gehe immer alles noch strenger, die Herausforderungen nehmen zu, es wird mehr kontrolliert.
Details zum Berner Pflanzenschutzprojekt
Michel Gygax zeigt auf, was sich im Berner Pflanzenschutzprojekt (BPP) getan habe. Zur Erinnerung: Das BPP will die Umweltbelastung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) reduzieren, ohne das Produktionspotenzial negativ zu beeinflussen. Agronomische Massnahmen sind etwa bei Raps nur einmalig ein Insektizid im Erntejahr und bei Getreide ein Fungizid zu geben. Auf offener Ackerfläche wird auf Herbizid verzichtet und bei Mais kommen Trichogramma zum Einsatz. Am Projekt teilnehmende Landwirte werden entschädigt.
Um eines vorneweg zu nehmen: Die Versuche haben allesamt gut funktioniert, erläutert Michel Gygax. Die Resultate beim Raps aus vier Jahren Versuch auf den Praxisbetrieben zeigen, dass zwar der Ertrag mit 36 dt bei der konventionellen Methode mit zwei Insektizidgaben am höchsten sei. Doch die BPP-Variante mit nur einer Gabe falle mit 34 dt nicht sehr stark ab, freut sich Michel Gygax. Wichtig sei eine gute Beobachtung. Denn die Bekämpfung des Stängelrüsslers habe unerwartet im Vordergrund gestanden. Gygax zieht das Fazit: «Eine Insektizidgabe funktioniert, die Ertragseinbusse ist minim.» Der Deckungsbeitrag (DB) im Durchschnitt der vier Jahre falle im Verfahren 0 × Insektizid im Frühling (Fr. 2061.–) und 1 × Insektizid (Fr. 1960.–) in etwa gleich aus. Der Versuch mit 2 × Insektizid falle um 150 bis 200 Franken pro Hektare ab, da hier ja keine Prämie des PBB dazu kam.
Ein-Fungizid-Variante funktioniert
Bei der Wintergerste haben die Versuche gezeigt, dass eine Gabe Fungizid gegenüber zweimal Fungizid nur mit zwei bis drei dt weniger Ertrag zu Buche schlug. Der Winterweizen wurde an 13 bis 14 Standorten auf den Praxisbetrieben untersucht. Wie dies auch bei der Wintergerste der Fall war, sei beim Winterweizen der Ertrag bei Extenso deutlich tiefer ausgefallen. Die Ein-Fungzid-Variante habe gegenüber der Zweimal-Variante nur etwa zwei dt weniger Ertrag ergeben. Auch das habe demnach funktioniert.
Glück gehabt mit dem Krankheitsdruck
Trotz aller Freude über die Ergebnisse räumt Michel Gygax ein, dass man in den vier Versuchsjahren Glück gehabt habe, was den Krankheitsdruck anbelangt. Dieser sei etwa bei Rost auf tiefem bis mittlerem Niveau gewesen. Wie die Ergebnisse aussehen werden, wenn der Krankheitsdruck gross sei, ist derzeit noch unklar.
Hacken bringt den besseren Deckungsbeitrag
Beim Mais machen laut Michel Gygax die Varianten Herbizid und Untersaat beim Ertrag statistisch gesehen keinen grossen Unterschied, was somit gut funktioniert habe. Beim DB sieht es so aus, dass Hacken mit 1804 Franken pro Hektare am besten abschneidet, da die Kosten für die Untersaat wegfallen. Herbizid liegt mit 1491 Franken am tiefsten.
Trichogramme müssen flächenddeckend ausgebracht werden
Zum Thema Trichogramma-Einsatz gegen den Maiszünsler betont Michel Gygax, dass diese flächendeckend ausgebracht werden müssen. Die Anzahl befallener Maispflanzen im Kanton Bern sei seit 2017 sehr tief. Der Trichogramma-Einsatz zeige also gute Wirkung gegen den Zünsler. Er fordert die Landwirtinnen und Landwirte dazu auf, den Befall weiterhin auf tiefem Niveau zu halten.
Gelbfallen unbedingt kontrollieren
Michael Preisig ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berner Fachstelle Pflanzenschutz. Er gibt einen Rückblick zum Beobachtungsnetz der Fachstelle des vergangenen Jahres. Beim Raps etwa sei Ende Februar und Anfang März regional ein starker Druck von Rüsselkäfern (Stängel-/Kohltriebrüssler) zu erkennen gewesen. So seien in Kirchlindach mit Stand 1. März 2021 800 Stängelrüssler und 1000 gefleckte Kohltriebrüssler pro Gelbfalle gefunden worden. Anders in Gampelen. Dort wurden «nur» 31 Stängel- und fünf Kohltriebrüssler pro Falle gefunden. Kälte bremst die Käfer aus, erklärte Preisig. Die Schadschwelle sei erreicht, wenn 10 bis 20 Prozent der Rapspflanzen einen Rüsseleinstich aufweisen. Eines macht er deutlich: «Wenn ihr Gelbfallen aufstellt, müssen die auch regelmässig kontrolliert werden.»
Die Larven des Rapserdflohs sind das Problem
Zum Rapserdfloh erklärt Michael Preisig, dass eine Bekämpfung erst Sinn mache, wenn viele Pflanzen Lochfrass von mehr als 10 Prozent aufweisen. Behandelt werden müssen dann die Larven, die seien das Problem. Weiter weist er darauf hin, dass viele PSM-Wirkstoffe weggefallen sind. Eine Übersicht ist hier zu finden.