An der Zentralschweizer Obstbautagung von Anfang Januar wies Mario Bürgler, Vorsteher Amt für Landwirtschaft (AFL) des Kantons Schwyz, auf den bestehenden politischen Druck hin, das Risiko beim Pflanzenschutz zu reduzieren. Er betonte, dass auch im Obstbau neue Wege gefunden werden müssten, um den Ansprüche der Politik und der Konsumenten nach robusten und resistenten Kernobstsorten gerecht zu werden. Im Interview konkretisiert er seine Vorstellungen dazu. [IMG 2]

Welchen Bezug haben Sie als Bauernsohn aus dem Bergdorf Illgau zum Obstanbau?

Mario Bürgler: Als Konsument gehört für mich ein Apfel zum täglichen Znüni und ganz allgemein zu einer gesunden Ernährung. Als Vorsteher des AFL liegt mir die gesamte produzierende Landwirtschaft am Herzen. Die Obstbauern sind im Kanton Schwyz ein bedeutender Teil davon. Ich nehme die Obstbranche als innovativ und produktiv wahr.

Wo spüren Sie den Druck gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln am stärksten?

Die Forderung nach Veränderungen im Pflanzenschutz kommt vor allem vonseiten Parlament durch die Parlamentarische Initiative 19.475. Dazu ist auch die Konsumentenseite gegenüber dem Pflanzenschutz vielfach kritisch.

Laut Obstfachleuten sind die wichtigsten Sorten-Merkmale für einen wirtschaftlichen Anbau bei Äpfeln auch heute noch Geschmack, Festigkeit, Saftigkeit und Lagerfähigkeit. Erst dann kommen Merkmale wie Robustheit gegenüber Krankheiten. Ist der Markt, also der Konsument, überhaupt bereit, seine Gewohnheit aufzugeben und vom allgegenwärtigen Gala auf robustere Früchte umzustellen?

Der Konsument ist in seinem Verhalten tatsächlich nicht wirklich konsequent. Der einzelne Obstbauer selber kann dies nicht beeinflussen. Entsprechend wichtig ist es, vor Investitionen Vermarktungskanäle und das Marktpotenzial von neuen Sorten abzuklären. Zudem ist es die Aufgabe der ganzen Branche und auch der Politik, die Bevölkerung noch weiter aufzuklären.

Der Kanton Schwyz ist durch die regelmässigen Niederschläge ein hervorragendes Futterbaugebiet. Für den Obstbau gibt es aber sicher bessere Gunstlagen, in welchen mit weniger Pflanzenschutzmassnahmen Früchte produziert werden könnten. Wie beurteilen Sie die Zukunft der Schwyzer Obstbauern?

Die Schwyzer Bauern sind traditionell Viehzüchter und Futterbauern. Für einzelne Betriebe bieten aber Spezialkulturen die Möglichkeit, trotz kleineren Strukturen eine höhere Wertschöpfung zu erreichen und somit auch die Flächenproduktivität zu erhöhen. Insbesondere in Verbindung mit der Direktvermarktung ist der Früchteanbau sicher auch bei uns interessant und bietet auch viel Raum für Innovationen.

Gute Nachfrage nach Bioäpfeln
Vom Anbau her sei die Strategie, auf resistente Sorten zu setzen, zwar richtig, die Absatzseite zeige in der gesamten Schweiz aktuell aber ein anderes Bild, erklärt Patrick Stefani, Anbauberater der Obsthalle Sursee. Beim konventionellen Anbau für den Grosshandel sieht er im Moment noch kein Potenzial für unbekannte resistente Sorten, da dieses Kundensegment nach bestehenden starken Apfelsorten nachfrage. Sortennamen wie Gala oder Braeburn seien bei den Konsumenten sehr bekannt und entsprechend gefragt.[IMG 3]

Bioäpfel fast ausverkauft
Anders sehe das im Biokanal aus, wo die Vermarktung der Grossverteiler eher auf Geschmacksrichtungen als auf Sorten ausgerichtet sei. Da wäre es aktuell problemlos möglich, Mehrmengen bei resistenten Sorten abzusetzen. Bei der Obsthalle Sursee seien die Bioäpfel und Biobirnen bis Ende Januar mehrheitlich bereits vermarktet. Das Potenzial bei Bio sei insbesondere bei späten Lagersorten noch gross.

Professioneller Anbau
Vor allfälligen Investitionen empfiehlt Patrick Stefani aber, die Vermarktung genau abzuklären und mit allfälligen Marktpartnern in Kontakt zu treten, da die Situation schnell ändern könne. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sei weniger eine Mindestliefermenge ausschlaggebend, sondern möglichst konstante Liefermengen und ein professioneller Anbau. Die Obstqualität sei aber auch im Bioanbau sehr wichtig, insbesondere Regenflecken oder Lagerkrankheiten seien eine grosse Herausforderung.