Die Unkrautregulierung im Kern- und Steinobstbau wird herausfordernder. Dies berichtet Thomas Kuster vom landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum Agroscope kürzlich an der Nordwestschweizer Obstbautagung in Eiken AG. Das Herbizid Basta ist nun seit einem Jahr nicht mehr zugelassen und auch die Zulassung von Glyphosat in der EU steht zur Diskussion. Derzeit läuft in der EU das Überprüfungsverfahren zur Erneuerung der Genehmigung, so dass dort das Herbizid aktuell nur noch bis zum 15. Dezember 2023 zugelassen ist.

Um bei einem solchen Szenario nicht mit leeren Händen dazustehen, überprüft Agroscope neue Ersatzstrategien zur Regulierung von Unkräutern und Gräsern in Baumstreifen. Denn gleichwertige Alternativen sind derzeit für den Obstbau nicht vorhanden, sagt Thomas Kuster. 

Keine fixfertige Lösung parat

«Es lässt sich keine fixfertige Lösung präsentieren», warnt Thomas Kuster die Teilnehmenden der Tagung vor. «Aber müssen Baumstreifen überhaupt vollständig unkrautfrei sein?», stellt er die Frage in den Raum. Er sieht gute Chancen, dass man sich irgendwo dazwischen schon finden werde.  

Vor dem Verbot setzte man das Herbizid Basta im Obstbau vor allem im Nacherntebereich ein. Seit dem Zulassungsentzug gibt es keine bewährten Alternativen mehr. Denn obwohl Glyphosat noch zugelassen ist, im Kern- und Steinobstbau darf es ab Ende August bis Vegetationsbeginn im kommenden Frühling nicht eingesetzt werden. So stehen nur noch Gräser- und Wuchsstoffherbizde für die Nachernte zur Verfügung. 

Ersatzherbizide mit zufriedenstellenden Resultaten

«Die von uns getesteten Gräser- und Wuchsstoffherbizide brauchen in ihrer Wirkung ­länger als Basta oder Glyphosat, da sie eigentlich nicht für die Nacherntebehandlung entwickelt wurden», stellt der Wissenschaftler fest. Je nach Wüch­sigkeit, Licht und Temperatur könne das mehrere Wochen ­dauern.

Getestet wurde auch das Blatt­herbizid Firebird Plus (Pyra­flufen­-ethyl). Allein zeigte das Produkt eine ungenügende Wirkung. Werde es aber mit einem Gräserherbizid gemischt, wäre gemäss Kuster die Wirkung deutlich besser. Derzeit besitzt Firebird Plus jedoch keine Bewilligung als Herbizid nach BBCH 75, also auch nicht im Nacherntebereich. 

Anders sieht es mit Wuchsstoffherbiziden wie Duplosan KV Combi (Mecoprop-P + 2,4-D) aus, welche auch im Winter eingesetzt werden dürfen. Bei den ­Versuchen habe sich eine vielversprechende Wirkung in Kombination mit einem Gräserherbizid gezeigt. Agroscope testete Duplosan mit Select (Clethodim) bzw. Agil (Propaquizafop) und verglich deren Wirkung mit der von Glyphosat.

Wüchsige Bedingungen werden vorausgesetzt

Die Resultate der Jahre 2019/20 bis 2022/23 zeigen, dass im Frühjahr die Bodenbedeckung mit Unkräutern um durchschnittlich 80 % reduziert werden konnte – im Vergleich: Glyphosat hat eine Wirkung von durchschnittlich etwa 92 % (siehe Grafik). Eine ähnlich gute Wirkung könne sich Kuster auch mit Fusilade Max (Fluazifop-P) und Targa Super (Quizalofop-P-Ethyl) in Kombination mit einem Wuchsstoffherbizid vorstellen.Wuchsstoffherbizide benötigen, wie der Name bereits sagt, wüchsige Bedingungen. Gemäss Kuster sei deshalb darauf zu achten, dass die maximale Tagestemperatur von 10 °C und die minimale Nachttemperatur von 5 °C in den Tagen nach der Anwendung nicht unterschritten werden. Da bei zu warmen Temperaturen das Herbizid verdampfen kann und so Schäden an den Obst­bäumen verursacht werden, darf die maximale Tagestemperatur 20 °C nicht überschreiten.

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Im Frühjahr zeigt Firebird Plus in Kombination eine bessere Wirkung

Werden Wuchsstoff- und Gräserherbizide bei hohem Unkrautdruck im Frühjahr an­gewendet, zeigen sich eher ernüchternde Resultate. «Beide haben wir kurz nach der Blüte und nochmals Mitte Juni eingesetzt mit keinem Effekt», so Kuster. Er schlussfolgert: Bei höherem Unkrautdruck fällt die Kombination von Gräser- mit einem Wuchstoffherbizid durch. Bei dieser Strategie sollte daher im Frühling möglichst mit tiefem Unkrautdruck gestartet werden, was eine wirksame Unkrautregulierung im Nacherntebereich bedingt. Bessere Wirkung zeige Firebird Plus mit einem Gräserherbizid, welches sowieso schon gegen Stockausschläge eingesetzt werde. 

Ohne Glyphosat werden mehr Herbizidanwendungen notwendig sein, was das Risiko für Resistenzbildungen bei Gräserherbiziden erhöhe, gibt Thomas Kuster zu bedenken. Zudem wird der Ausbringungszeitpunkt in Zukunft wichtiger, um eine optimale Wirkung zu erhalten.

Mechanische Lösungen
Wer herbizidfrei arbeiten will, dem stehen mechanische Lösungen zur Verfügung. Für unkrautfreie Baumstreifen eigne sich gemäss Thomas Kuster am besten zweimaliges Hacken mit dem Ladurner. Zwar steige der Unkrautdruck danach wieder an, die Wuchshöhe könne mit dem Fadengerät jedoch reguliert werden. Über die gesamte Saison ist die Baumstreifenpflege mit der rein mechanischen Variante gleich gut oder sogar besser als bei einem Teilverzicht von Herbiziden (Glyphosat und Fadengerät), das haben Versuche ergeben. Weitere Varianten wie Rollhacke, Grasskiller, ­Bürstengerät, Scheibenegge, Heisswasser oder Abflammen würden Nachteile bei der Wirkung im Stammbereich und/oder beim Energieaufwand zeigen.

Eine neue Methode zur Unkrautregulierung arbeitet mit Strom gegen Unkraut: der XPower. Dieser muss bislang durch einen Lohnunternehmer eingesetzt werden (aktuell durch die Agroline), aufgrund des sehr hohen Anschaffungspreises. Für einen optimalen Einsatzzeitpunkt solle deshalb auf die Verfügbarkeit geachtet werden. Die Einsatzkosten belaufen sich derzeit auf rund 250 Fr./h (zirka 1 h/ha) plus Anfahrt (2022). Die Wirkung ist mit Glyphosat vergleichbar. Allerdings falle diese bei starkem Unkrautdruck, vor allem im Stammbereich, zu schwach aus. Bei Trockenheit im Sommer ist die ­Wirkung dagegen sehr gut. Im Biobereich ist das Gerät aktuell noch nicht zuge­lassen.