Sommer! Feinfeinfein!! Ich helfe kräftig mit, die Ernteerträge von heimischem Steinobst und heimischen Beeren zu dezimieren. Kaum ein Tag vergeht, an welchem mein Postikorb nicht übermässig gefüllt ist. Und das meiste vertilge ich grad so, direkt aus dem Behältnis. Kann kaum bremsen! Auch wenn – traurig zu sagen – in diesem Jahr ganz offensichtlich die Sonne während der entscheidenden Wochen fehlte.

Denn die vollreife Süsse des samtigen Fruchtfleisches, auf das wir in den langen Wintermonaten sehnsüchtig hoffen, mit der Erinnerung an die vergangenen Sommer oder gar an die Kindheit («Früener isch alles besser gsi …»), die uns manchmal dazu verleitet, den Gluscht schon frühzeitig mit Importware zu stillen (obwohl wir dann oft enttäuscht sind), die habe ich bisher kaum gefunden. Übrigens sind auch die Tomaten betroffen – heuer habe ich bis auf ganz wenige Ausnahmen noch keine gegessen, die wirklich überzeugend im Geschmack sind.

Ein «Zapfen» bei den Früchten und Beeren

Ist das schlimm? Nein. Bedauerlich natürlich, wenn das Geschmackserlebnis fehlt. Aber allen, die stets reklamieren, sage ich gern: Es handelt sich immer noch um Naturprodukte. Genauso, wie ein Wein bisweilen einen «Zapfen» haben kann, gibt es keine Garantie für perfektes Obst und Gemüse oder vollreife, geschmacksintensive Beeren. Auch in unserer hoch technologisierten Epoche kann Hagel in Sekunden Kollateralschäden anrichten, können «eingeschleikte» Insekten, die sogenannten Invasiven, Felder abmähen und Ernten unbrauchbar machen. Verregnete, sonnenarme Wochen die Süsse beeinträchtigen. Aber zumindest ausserhalb der Naturgewalten tut sich einiges.

Dank Forschung und Züchtungen, und dies nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahrtausenden, versucht der Mensch, in der Natur wachsende Produkte, damals beginnend mit Kreuzungen, zu perfektionieren. Dies betrifft einerseits den Geschmack (Gurken und Zucchetti, die keine Bitterstoffe mehr haben, sind ein Paradebeispiel); daran muss man denken, wenn man schimpft, dass heute alles überzüchtet sei. Niemand würde Freude an einem Apfel verspüren, der keine Transformation hinter sich hätte: klein, sauer, verwurmt, unansehnlich … Natürliche Transformation, weil auch die Natur selber selektioniert und transformiert. Ja, viele uns vertraute Agrarprodukte haben einen langen Weg hinter sich – auch die sogenannt «unbehandelten». Das wissen längst nicht alle Konsumenten!

Weitere Optimierungen sind unerlässlich

Andererseits ist es in Anbetracht der klimatischen Veränderungen, die auf uns zukommen werden, allerdings unerlässlich, der Natur ein kleines Schnippchen zu schlagen und zum Beispiel auf hitzeresistentere Sorten zu setzen. Sorten, die mittels neuester Züchtungsmethode Crispr/Cas optimiert werden können. Die sogenannte Gen-Schere macht punktgenau das, was die Natur ebenfalls macht, nur braucht diese dazu Jahre. Oder Jahrzehnte. Oder Jahrhunderte.

So lange können wir nicht warten. Weder Sie als Landwirte noch wir als Konsumenten. Und weder Sie als Landwirte noch wir Konsumenten sollten in Schockstarre fallen, wenn das Gespräch auf die modernste Gentechnologie kommt, sondern mit offenen Augen und Ohren zuhören. Die Natur bleibt stärker als der Mensch, aber ganz untertan sind wir ihr nicht. Gut so, wenn man die Chance erkennt.

Der nächste Sommer kommt bestimmt – und mit ihm hoffentlich wieder der volle Geschmack von Früchten und Beeren!