Topinambur gilt als eine Exotin – das nahrhafte Wurzelgemüse stammt ursprünglich aus Übersee und ist auch als Jerusalem-Artischocke, Erdsonnenblume oder als Schnapskartoffel bekannt. Als Vorläuferin der Kartoffel war sie einst in ganz Europa verbreitet, bis diese sie verdrängte. In der jüngsten Vergangenheit erfreut sich die gehaltvolle Knolle aber wieder zunehmender Beliebtheit, weshalb sie auch in der Schweiz hie und da wieder angebaut wird. Im Oktober beginnt jeweils die Erntezeit.
Viel Handarbeit nötig
«Der Anbau von Topinambur ist eigentlich keine allzu komplexe Sache. Im Grunde geht alles ähnlich vonstatten wie beim Kartoffelanbau – mit ein paar feinen Unterschieden», erzählt Georg Blunier aus Paspels. Gemeinsam mit seiner Partnerin Claudia Hanimann führt der Bieler im Bündner Bergdorf einen Demeterbetrieb, den Biohof Dusch. In den letzten Jahren wurde das Paar wegen der innovativen Hofschlachtung ihrer Tiere schweizweit bekannt. Doch auch auf dem Feld suchen die beiden das Neue, unter anderem mit dem Anbau von Topinambur.
Dabei ist viel Handarbeit nötig, wie Blunier berichtet: «Wir bauen Topinambur seit drei Jahren auf rund zehn Aren an und haben bis letztes Jahr alles von Hand gemacht.» Heuer wurde aber die Topinamburernte auf dem Biohof Dusch mechanisiert. Im Einsatz steht ein alter Schüttelgraber für Kartoffeln. «Der alte Bucher ist quasi ein Oldtimer, aber er erfüllt die Aufgabe tiptop», sagt Blunier lachend. Zur Ernte könne sicherlich auch ein Vollernter verwendet werden, fügt er an. Das lohne sich aber erst ab einer grösseren Fläche.
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In die Tiefe wachsen
Wie die Kartoffel ist Topinambur eine Dammkultur. So wird zum Setzen der Knollen ein Dammformer für Kartoffeln benutzt – anders als bei diesen muss der Damm für Topinambur aber höher angelegt werden. «Topinambur wächst eher gegen unten», erklärt Georg Blunier, «deshalb ist es wichtig, dass man beim Setzen darauf achtet, die Knollen richtig in den Damm zu stecken. Sonst wachsen sie in die Gräben zwischen den Dämmen hinein.»
Aufgepasst nach der Ernte
«Topinambur ist in der Kulturführung sehr einfach, wir hatten bislang nicht mit Schädlingen zu kämpfen. Allerdings macht die Pflanze starke Ausläufer. Sie vermehrt sich vegetativ, weshalb man den Ausfall unbedingt gut regulieren muss», erklärt Georg Blunier, «wir bauen sie deshalb bislang immer an der gleichen Stelle an.» Topinambur produziert viel Biomasse, die Pflanzenstängel können bis zu drei Meter hoch werden. «Bei der Ernte haben wir das Kraut mit dem Frontlader zu Boden gedrückt und hinten den Mulcher angehängt», berichtet Blunier. Dabei müsse man aufpassen, dass man nicht aus Versehen die Knollen aus dem Boden hole. Dazu komme dann der Schüttelgraber zum Einsatz. Nach der Ernte ist Gründlichkeit geboten: «Wegen der Gefahr des Verschleppens muss die ganze Maschine jeweils minutiös gereinigt werden. Auch das anfallende Kraut wird gesondert kompostiert», sagt der Landwirt. Das ist wichtig, weil Topinambur als invasiver Neophyt gilt und auf der Watchlist der Organisation Infoflora steht.
Auf dem Biohof Dusch konnten heuer rund zwei Tonnen Topinambur geerntet werden. Die Knollen werden zum einen direkt ab Hof und zum anderen über Wiederverkäufer abgesetzt.
Topinambur legt zu
Gemäss der Schweizerischen Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen nimmt Topinambur im Anbau stetig zu: Wurde die Kultur 2010 noch auf knapp 2,38 ha angebaut, ist die Fläche bis 2020 auf 7,51 ha gestiegen. Importiert wurden knapp 662 Tonnen.