«Ich wüsste gar nicht mehr, wie ohne». Luisa Rusca arbeitet mit ihrem Freund Raphael Etterlin auf dem Malurahof seit drei Jahren mit dem Grasmessgerät Grasshopper. «Es ist ein riesiges Hilfsmittel zur Weideplanung», schwärmt Rusca aus Muri im Kanton Aargau. Die 75 Milchkühe auf ihrem Vollweidebetrieb kalben saisonal zwischen Februar und März ab.

Ein irisches System in der Schweiz

Das Gerät zur Beurteilung der Grashöhe stammt aus Irland und läuft über ein GPS-System. Auf den Millimeter genau zeigt die passende Applikation auf dem Telefon an, wie hoch der Bestand ist. Wann und für wie lange lassen wir die Herde auf welche Koppel? Die Daten unterstützen die Betriebsleitenden bei der Entscheidungsfindung.

Man muss eine Beziehung mit dem Gerät aufbauen

Im Frühling läuft jemand des Betriebsleiterpaares jeweils ein bis zweimal wöchentlich über die Parzellen und nimmt die Messung vor. «Es ist schon so, dass man mit dem Gerät eine Art Beziehung aufbauen muss», erklärt Luisa Rusca und versteht, dass die Methode des Grasmessens für einige Produzent(innen) fremd scheinen könnte.[IMG 3]

«Wir haben anfangs bei der Interpretation der Daten einige Fehler gemacht – mittlerweile kennen wir das Grasmessgerät gut und wissen, dass man die gelieferten Daten nicht blind annehmen kann.»

Gerät basiert auf irischen Verhältnissen

Insbesondere bei der Schätzung der Futtermenge müsse man vorsichtig sein, da das Gerät auf irischen Verhältnissen basiere und die Dichte der Grasbestände in der Schweiz einfach nicht vergleichbar ist, betont Rusca. Nichtsdestotrotz ist die Landwirtin begeistert vom System: «Es ist nicht wie bei der Fütterung mit konserviertem Futter, wo dessen Qualität erst viel später zur Geltung kommt. Wir wissen, wenn wir eine Koppel zu spät bestossen haben, sinkt die Milchmenge umgehend. Wir sehen das am nächsten Tag direkt im Tank.»

Eine Kraftfuttergabe sparen

Alle Betriebe, die weiden und denen die Qualität des Futters ein Anliegen ist, würden von der Grasmessung profitieren, ist Luisa Rusca überzeugt. Auch bei der Stallfütterung kombiniert mit der Weide sei die Methode unterstützend. Wenn man die Weide richtig managt, kann man gerade im Frühling, wenn das Weidegras eine hervorragende Qualität aufweist, gleich eine Kraftfuttergabe einsparen, sind sie überzeugt.

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Maximal 1kg mineralisiertes Kraftfutter pro Kuh und Tag

Bei der Vollweide mit Umtrieben habe man zwar mehr Zaunarbeit, dafür holen sich die Kühe das Futter selber. Das Paar füttert lediglich 800 g bis 1 kg mineralisiertes Kraftfutter als Lockfutter pro Kuh und Tag zu, um die Tiere mit den nötigen Mineralstoffen zu versorgen. Sie erreichen im Frühling eine Tagesmilchleistung von durchschnittlich 28 Kilogramm. Auch sparen sie bei konsequentem Management alle Pflegemassnahmen auf den Weiden. «Einen Putzschnitt müssen wir fast nie machen», sagt Rusca.

Alle 24 Stunden Koppeln wechseln

Alle 24 Stunden verlegen sie die Kühe auf eine der 23 Koppeln. Das ist aufwendig. Andere Betriebe wechseln die Koppel «nur» alle 48 Stunden. Das ginge natürlich auch, sagt Luisa Rusca, die vor der Umstellung viele Betriebe besucht hatte, die ebenfalls Gras messen.

Auf dem Malurahof versuchen sie, eine Eintrittshöhe von 9 bis 10 cm komprimierte Grashöhe zu erreichen, und streben eine Abtriebshöhe von 3,5 cm an, was aktuell wegen der nassen Verhältnisse schwierig einzuhalten sei. «Durchs Laufen verdrecken die Kühe das Gras, folglich wird die Wiese nicht mehr sauber abgefressen», beobachtet Rusca.

Futter wegkonservieren

«Nach den paar milderen Tagen explodierte das Graswachstum. Jetzt verzeichnen wir von letzter auf diese Woche einen Sprung in den Beständen – und mittlerweile seien schon einige Koppeln ‹davongewachsen›», wie Rusca die Situation bei ihnen auf dem Betrieb schildert. Das heisst, die Gehalte der Bestände sind nicht mehr diejenigen, die man sich wünschen würde. Diese Koppeln werden dann nicht mehr bestossen, sondern zu einem späteren Zeitpunkt gemäht und konserviert.

Tiefer weiden und Blähung vermeiden

Weil Luisa Rusca und Raphael Etterlin viele kräuterreiche Kunstwiesen beweiden, müssen sie in dieser Jahreszeit ein besonderes Augenmerk auf das Bläh-risiko legen. Deshalb halbieren sie die für den jeweiligen Tag geplante Koppel. So sind die Kühe gezwungen, tiefer zu weiden und nicht nur die Blattmasse abzufressen.

 


Dossier Dossier Graswachstum Wednesday, 26. April 2023 Wie hoch ist das Gras in meiner Region heute? In der neuen Serie Graslandwachstum ermittelt ein Messnetzwerk der AGFF in Form eines Pilotprojekts das Graswachstum an verschiedenen Standorten.

Jeweils alle zwei Wochen wird der neuste Graswachstumsbericht in der BauernZeitung publiziert. Interessierte können sich zusätzlich in der Whatsapp-Gruppe «Graswachstumsberichte» einschreiben.