«In den Frühlingsmonaten (März, April und Anfang Mai)ist in gewissen Regionen überdurchschnittlich viel Niederschlag gefallen», schreibt Meteoschweiz nüchtern über die aktuelle Niederschlags-Dichte. Im Wallis, in der Ostschweiz und am zentralen Alpennordhang sei bereits mehr als die Hälfte der üblichen Jahres-Niederschlagssumme registriert worden.

Druck auf die Käsereimilch

Klar ist, dass sich im Futterbau die Betriebe mit Rohmilchproduktion und Siloverbot besonders schwer tun mit den vielen Niederschlägen. Wir haben Urs Werder, den Präsidenten der SMP-Kommission Käsereimilch gefragt, was die Auswirkungen sind. «Das Futter wird langsam alt», sagt er. Im ganzen Land sei bis anhin noch kaum ein Quadratmeter geheut worden. Wenn es in diesem Stil weitergehe, werde der Druck auf die Rohmilch-Produktion weiter zunehmen. «Der eine oder andere überlegt, auf Silomilch umzusteigen», so Werder, «ich kenne solche, die es bereits getan haben.» Dies auch, weil die Preisdifferenz zur Industriemilch sehr gering geworden sei. Es stehe aber auch noch viel Silogras, weiss der St. Galler Milchproduzent und der Mais sei auch noch vielerorts nicht gesät.

Auch im Entlebuch ist man niederschlagsmässig langsam bedient. Der Schüpfheimer Reto Theiler konnte es kaum erwarten, auf die Alp zu ziehen. Im Tal habe man aufgrund der Nässe sehr lange Dürrfutter und Silo verabreicht. «Als wir dann vor 10 Tagen erstmals weideten, gingen die Kühe direkt ins alte Gras.» Und man habe meist schnell wieder aufgehört, da auch die Milchleistung sofort runterging. «Im Moment fressen die Kühe mit fünf Mäulern und nicht nur mit einem.» Er spielt damit auf die vier Klauen an, die viel Trittschaden anrichten. Nun ist er seit Montag auf dem Berg. «Hier geht es uns und den Kühen viel besser», sagt Theiler lachend.

Einige Tage trockenes Wetter nötig

Auch sein Schüpfheimer Kollege Markus Zihlmann ist bereits z Bärg, im luzernischen Flühli. «Hier ist es mir wohler, die Weiden sind deutlich trittfester als im Tal und das Gras noch nicht überständig.» Ans Heuen im Tal dürfe man noch gar nicht denken, dafür brauche es vor dem Schnitt einige Tage trockenes Wetter. Aber Trübsal blasen will er nicht, wenn es in 10 Tagen schön werde, sei man immer noch im grünen Bereich.

Wir gingen noch weiter westlich und haben uns im Berner Jura bei Ronald Sommer in Monible nach der Situation erkundigt. Auch hier dasselbe Bild. «Regen, Regen, Regen wie aus Kübeln», fasst der Schafhalter zusammen. Selbst die Silobauern hätten noch kaum etwas eingebracht, berichtet er. 

Gemüse wächst langsam

Den Gemüsebauern macht das Wetter keine Freude. «Diese Woche wissen wir noch nicht, wann wir pflanzen können», sagt Thomas Wyssa aus dem freiburgischen Galmiz. «Bei den gesäten Zwiebeln und Karotten haben wir nebst dem stockenden Wachstum Mühe mit Schneckenfrass», ergänzt Simon Lüscher aus Holziken im Aargau. Generell sind die Kulturen spät.

Bio: Viele Ausnahmegesuche und mageres Inlandangebot
Aktuell macht vielen Betrieben bei der Futtergewinnung das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Insbesondere Nicht-Silage-Betriebe haben wohl noch längerfristig ein Problem. Hier haben die Biobetriebe eine speziell anspruchsvolle Situation, weil sie nurmehr Schweizer Raufutter nutzen dürfen; Ausnahmebewilligungen vorbehalten.

Wir haben bei Bio Suisse nachgefragt, wie die aktuelle Lage aussieht. Man habe keinen Überblick, wie viel Heu noch importiert wurde, schreibt uns Beatrice Scheurer vom Bereich Landwirtschaft. Laut Informationen aus der Branche suchen einige Betriebe nun verzweifelt Bioheu. Wir wollten von Bio Suisse wissen, ob in der Vegetationszeit überhaupt noch Ausnahmebewilligungen ausgestellt würden. «Sobald das Inlandangebot an Heu wieder steigt, werden keine Ausnahmebewilligungen mehr ausgestellt», erklärt Scheurer. «Zurzeit bleibt den silofreien Betrieben (Knospe und ÖLN) wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass das Wetter ändert respektive trockener wird, damit mit Heuen begonnen werden kann», schreibt Scheurer. Es sei aber noch nicht zu spät, um zu heuen. Für die Nicht-Silage-Betriebe sei es aber sicher schwieriger, bei solchen Wetterlagen zu CH-Knospe-Futter zu kommen. Einige Trocknungsbetriebe hätten ihr Angebot für CH-Knospe-Raufutter ausgebaut und sich darauf spezialisiert.

Fabian Gut, Präsident des Schweizerischen Raufutterverbands, sieht die Situation relativ gelassen. Im Moment sei noch genügend Heu verfügbar. Ausser auf dem Biomarkt, aber vor dieser Situation habe man die Bio Suisse lange erfolglos gewarnt. Er sieht auch einen möglichen Vorteil aus dem späten ersten Schnitt: Die Mengen würden so gross, dass man endlich wieder Vorräte anlegen könne.