Das Bakterium Arsenophonus phytopathogenicus ist für die zahlreichen ungenügenden Backtests bei Verarbeitungskartoffeln verantwortlich. Das gleiche Bakterium verursacht bei Zuckerrüben die SBR-Krankheit. Stolbur hingegen, das in Deutschland in Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse grosse Probleme verursacht, wurde in der Schweiz nur sehr selten nachgewiesen. Diese Folgerungen zieht Andreas Keiser von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) aus den ersten Ergebnissen des gemeinsamen Forschungsprojekts von BFH-HAFL, Agroscope und der gesamten Kartoffelbranche (2024–2027).
Nach Rüben auch Kartoffeln
2023 und 2024 wurden dazu jeweils deutlich über 100 Kartoffelproben aus der ganzen Schweiz untersucht. Im Anschluss an die Wintertagung des Beratungsrings Gemüse teilte er im bernischen Ins Erfahrungen aus laufenden Forschungsprojekten im Zusammenhang mit Backtests in Kartoffeln, dem Einfluss der gewählten Fruchtfolge und den möglichen Auswirkungen auf den Gemüsebau. Übertragen wird das Bakterium, das 2017 zum ersten Mal in Westschweizer Zuckerrüben nachgewiesen wurde, von der Schilf-Glasflügelzikade.
«Die Schilf-Glasflügelzikade hat sich von der Wirtspflanze Zuckerrübe auf Kartoffeln ausgedehnt», erklärte der Forscher. 2023 wurde Arsenophonus zum ersten Mal in der Schweiz in Kartoffeln nachgewiesen. Symptome an den Kartoffeln seien Gefässbündel-Verbräunungen und dann schlechte Backtests. Von jeder Probe wurden die Koordinaten des Feldes hinterlegt. Auffallend ist laut dem Forscher, dass sich die Glasflügelzikade gerne im Westen aufhält und im Osten nur vereinzelt vorkommt. Er betont, dass der stärkste Zikadenflug in Gebieten mit einem hohen Anteil an Kartoffeln, Zuckerrüben und Gemüse festgestellt wurde.
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Monitoring zum Zikadenflug
«Die Zikade braucht Getreide, um adulte Tiere auszubilden», erklärt Andreas Keiser. In einem Projekt mit regional koordinierter Fruchtfolge im Gebiet Chablais VD/VS habe deutlich gezeigt, dass Getreide, als Winterkultur auf Zuckerrüben folgend, den Zikadenflug und damit die Verbreitung von Arsenophonus begünstige.Ein Monitoring zum Zikadenflug hat aufgezeigt, wo Winterweizen auf Zuckerrüben gepflanzt wurde, seien 700 000 Zikaden pro Hektare ausgeflogen, folgte Soja auf Zuckerrüben hingegen nur sehr wenige. Das lässt für Andreas Keiser den Schluss zu: «Wir haben das Gefühl, dass Weizen auf Zuckerrüben der Hauptverbreitungsgrund ist.»
Das Gemüse überwachen
Auch beim Gemüse wurden beim Monitoring 2024 Zikaden gefangen. Es ist aber bisher nicht bekannt, ob die Zikaden ihren Lebenszyklus auf Gemüse abschliessen können. «Mein Anliegen ist, dass heuer mehr Fallen im Gemüse aufgestellt werden und Verdachtsfälle gemeldet und untersucht werden», ruft der Forscher die Seeländer Bauern auf. Die Sorge aufseiten der Bauern ist gross. Das kommt im Saal deutlich zum Ausdruck. Die Forschungsteams würden mit Nachdruck an Lösungen arbeiten. Mögliche Massnahmen seien tolerante Sorten, Zwischenkulturen, welche die Entwicklung der Zikaden verhindern, sowie Anpassungen der Fruchtfolge. Daneben soll auch die direkte Bekämpfung der Nymphen durch eine Saatgutbeizung untersucht werden.
Angebot des Beratungsrings
Betreffend das Erkennen von Verdachtsfällen ergänzt Martin Keller, Geschäftsführer des Beratungsrings Gemüse, dass bei den Feldkontrollen auch das Beobachten der Glasflügelzikaden im Angebot stehe. Im vergangenen Jahr wurden für die Feldkontrollen gesamthaft 547 Stunden aufgewendet. Keller nannte weitere eindrückliche Zahlen, wie 382 durchgeführte Beratungen zum Abschluss der Suisse Bilanz oder 337 Beratungen bei der Strukturdatenerhebung Gelan. Eine Zahl, die ihm nicht sonderlich gefällt, sind die 27 Anträge Sonderbewilligung Pflanzenschutz, die der Beratungsring gemacht habe. Denn gegenüber 2023 habe sich diese Zahl knapp halbiert. Keller mahnte die Produzenten, dass es wichtig sei, alle benötigten Sonderbewilligungen zu beantragen, um den Behörden nicht ein falsches Signal zu senden.
Neu ins Tätigkeitsprogramm aufgenommen wird die Thematik Fachbewilligung Pflanzenschutz, sowie die Vorbereitung und Umsetzung für Suisse Garantie / Swiss Gap 2026 und Suisse Bilanz 2.0. «Wir sind bestrebt, die Nase immer richtig im Wind zu halten, um euch aktuelle Dienstleistungen anzubieten», betont Martin Keller.