Die Region Frauenfeld ist von der Ausbreitung des Erdmandelgrases betroffen. So hat auch Landwirt Ueli Iseli aus Islikon TG vor ein paar Jahren festgestellt, dass die gefürchtete Pflanze auf seinem Land Wurzeln geschlagen hatte. Es stellte sich heraus, dass sie mit dem Transport von Wascherde eingeschleppt worden war.

Vor allem Hirse und Segge sehen ähnlich aus

Der betroffene Acker wird nun im vierten Jahr vom Pflanzenschutzdienst Thurgau und von Agroscope als Versuchsparzelle genutzt, um verschiedene Massnahmen zur Bekämpfung dieses invasiven Neophyten auszuprobieren. An einem Flurumgang des BBZ Arenenberg auf dieser Parzelle ging es darum, aufzuzeigen, wie sich ein Befall mit Erdmandelgras möglichst früh feststellen lässt und wie damit umzugehen ist. «Damit es nicht zu Verwechslungen kommt, ist es wichtig, die Pflanze zu kennen», betonte Florian Sandrini, Leiter des Pflanzenschutzdiensts.

Merkmale der nicht winterharten Pflanze sind die dreikantigen Stängel und die haarlosen Blätter. Die Wurzeln des Erdmandelgrases sind fein und weiss mit braunen Kringeln. An den Wurzeln bilden sich ab dem Fünfblattstadium Knöllchen, auch Mandeln genannt. Eine Verwechslungsgefahr besteht im Besonderen mit der Hirse und der Behaarten Segge. Letztere hat, wie schon ihr Name andeutet, behaarte Blätter sowie dicke, braune Wurzeln.

Es ist mit erheblichen Ertragseinbussen zu rechnen

Das Erdmandelgras, das weltweit in vielen Gegenden vorkommt, wurde vermutlich einst mit dem Import von Blumenzwiebeln eingeschleppt. Einmal im Land angekommen, wird die Problempflanze vor allem durch den überbetrieblichen Maschineneinsatz an neue Orte getragen, zum Beispiel bei der Zuckerrübenernte. «Grösser werdende Betriebe und der Austausch von Maschinen tragen viel zur Verbreitung bei», stellte Christian Bohren fest, der sich als Agronom bei Agroscope jahrzehntelang mit dem Thema befasst hat. Für die Landwirtschaft stellt das Erdmandelgras zunehmend ein Problem dar. So kann es etwa bei Kartoffeln zu Ertragsbeinbussen von bis zu 40 Prozent und bei Zuckerrüben bis zu 60 Prozent führen. Es gibt kein Herbizid, das effektiv dagegen ankommt. Ein mögliches Bekämpfungsverfahren besteht aus einer Schwarzbrache und einer kombinierten Bekämpfungsmassnahme von mechanischer Bodenbearbeitung und Herbizideinsatz, beispielsweise mit Dual Gold. «Ziel der Bekämpfung ist, zu verhindern, dass sich neue Knöllchen bilden», so Sandrini. Dazu müssen junge Triebe laufend zerstört werden, was eine mehrmalige, flache Bearbeitung in Intervallen erfordert. Ueli Iseli demonstrierte dazu auf der Versuchsparzelle die Bearbeitung mit der Kreiselegge, mit welcher die Zerstörung der jungen Triebe bis ins Fünfblattstadium gut möglich ist.

Mandeln bleiben bis zu sechs Jahre keimfähig

Um die Vermehrung über Mandeln zu verhindern, sollten die Massnahmen rechtzeitig im Frühling in Angriff genommen werden. Entscheidet man sich gegen eine Schwarzbrache oder die direkte Bekämpfung und baut stattdessen Kunstwiese an, sieht man das Erdmandelgras vielleicht nicht mehr so explizit, dennoch kann es sich dann ungehindert ausbreiten. Denn jedes Erdmandelgras kann mehrere Hundert Mandeln im Boden bilden, die bis zu sechs Jahre keimfähig bleiben. Damit löst man das Problem nicht, sondern verschiebt es nach hinten. Um das Problemkraut unter Kontrolle zu bringen, braucht es mehrere Jahre konsequentes Entgegenwirken. «Eine einmalige Massnahme bringt nicht viel», meinte Christian Bohren.

Befallene Flächen müssen markiert werden

«Der erste Schritt zur Bekämpfung ist die Kontrolle», sagte Florian Sandrini. Daher sei es nötig, ein Feld nach dem Anbau von Rüben, Kartoffeln oder Gemüse abzusuchen und auch im Bereich des Feldrands und bei ehemaligen Rübenhaufen nachzusehen.

Wo Erdmandelgras auftaucht, sollte dies der kantonalen Pflanzenschutzstelle gemeldet werden. Was den Kanton Thurgau betrifft, besteht seit 2019 gar eine Meldepflicht. In einem weiteren Schritt sind die betroffenen Flächen zu markieren. Bei kleinflächigem Befall ist die Problempflanze mit Erde auszureissen und über den Kehricht zu entsorgen. «Ein Anfangsbefall kann man mit verhältnismässigem Aufwand in den Griff bekommen. Ist der Befall grossflächig oder nimmt man sich dem Erdmandelgras nicht gleich zu Beginn an, wird die Bekämpfung deutlich aufwendiger und ­kostenintensiver», betonte der Agronom. Die kantonale Pflanzenschutzstelle unterstützt Massnahmen zur Bekämpfung finanziell und bietet zudem fachliche Begleitung an.

Kontakt: Florian Sandrini, Leiter Pflanzenschutzdienst Thurgau, Tel. 058 345 85 17.