«Nichts ist so beständig wie der Wandel», sagte einst der griechische Philosoph Heraklit. Frédéric Bart, Gemüseproduzent aus Ried bei Kerzers FR, könnte dieses Zitat gefallen. «Ich probiere gerne neue Dinge aus und versuche, mit dem Wandel mitzugehen», sagt Bart.
Im grossen Stil
600 bis 800 Tonnen Radieschen produziert sein Betrieb Swissradies jedes Jahr und deckt damit einen Drittel des Schweizer Marktes ab. Auf 3,5 Hektaren unter Glas und in einer Hektare Hochtunnel wachsen die Radieschen rund ums Jahr. Auf der Freilandfläche von 12,5 Hektaren gedeihen von April bis Oktober im grossen Stil Bundzwiebeln. «95 Prozent unseres Einkommens generieren wir aus den Radieschen und beliefern sämtliche Grossverteiler», erklärt Frédéric Bart.
«Ich gehe gerne mit dem Wandel.»
Gemüseproduzent Frédéric Bart hat keine Angst, Neues auszuprobieren.
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Weil die Sonne für die roten Knollen zeitweise zu stark auf die Gewächshausdächer scheint, kam Frédéric Bart 2014 auf die Idee, eine Solaranlage montieren zu lassen. «Schattieren muss ich sowieso», sagt der Gemüsegärtner, «also warum nicht den Schattierschirm durch Photovoltaikmodule ersetzen und gleich noch Strom für den eigenen Betrieb produzieren?»
Module aus Österreich
In Österreich fand er damals eine Firma, die bereits Photovoltaikmodule für Gewächshäuser herstellte. Auf rund 3000 Quadratmetern liefert seine Anlage seither rund 540 000 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr. Der Bedarf des Betriebs liegt zwischen 200'000 und 250'000 kWh pro Jahr. «Autark sind wir natürlich trotzdem nicht ganz, weil wir ja in der Nacht oder an nebligen Tagen auch Strom brauchen», erklärt Frédéric Bart. Und noch etwas müsse man bedenken: «Wenn der Strom abgestellt wird, läuft auch die Solaranlage nicht.»
Wichtig auf einem Gewächshaus sind leichte Photovoltaikmodule. Jene von Bart sind direkt in die Glasplatte integriert, mit je zwei Millimetern Glas auf beiden Seiten. Er entschied sich damals bewusst für ein diffuses Glas, damit das Licht im Gewächshaus besser gestreut wird. Schliesslich sollten die Radieschen trotzdem noch genug Licht bekommen.
«Das sind alles Lehrplätze»
«Heute würde ich einiges anders machen, aber das sind alles Lehrplätze.» So würde er mittlerweile 20 bis 30 Prozent mehr Licht durchlassen, denn es habe sich gezeigt, dass die Produktion durch den Schatten der PV-Zellen langsamer geworden sei. Und: «Auf dem rauen Glas kann sich Staub ansetzen.» Deshalb müssen die Module regelmässig gereinigt werden, aber der Betrieb hat ohnehin eine automatische Gewächshauswaschmaschine.
Es gibt Vorteile bei Photovoltaikanlagen auf Gewächshäusern, einer davon ist, dass die Module gut unterlüftet sind. Das fördert eine gute Leistung. Grundsätzlich hat sich das System für Frédéric Bart bewährt, «aber wirklich rentieren tut die Anlage nicht». Er träumt deshalb von einem Stromspeicher, basierend auf Wasserstoff und gespeist aus Solarstrom. Aber eine solche Anlage ist sehr kostenintensiv und muss noch warten.
Probleme bei Baubewilligung
Warum gibt es nicht bereits mehr Photovoltaikanlagen auf Gewächshausdächern? Einen Hauptgrund sieht Frédéric Bart in der Politik, von der er sich im Gespräch mit der BauernZeitung enttäuscht zeigt. Schon bei der Baubewilligung 2014 habe es Probleme gegeben: «Erst hiess es, eine Photovoltaikanlage sei nicht erlaubt; ich musste dann beweisen, dass es sich um eine Doppelnutzung handelt, also, dass ich gleichzeitig Strom und Gemüse produziere.»
«Von Steuern befreien»
Der Freiburger findet, dass die Anreize bei den erneuerbaren Energien falsch gesetzt werden. Die Sache mit den Fördergeldern sei kompliziert. «Meiner Meinung nach wäre es gut, wenn man Photovoltaikanlagen von den Steuern befreien würde», lautet sein Vorschlag. Denn wie er es kürzlich schon in einem Artikel in den «Freiburger Nachrichten» erklärte: «Wenn ich 300'000 Franken Fördergelder erhalte, gebe ich 100'000 Franken wieder ab für die Steuern.» Auch einen allfälligen Gewinn aus der Anlage müsse er wieder versteuern.
Frédéric Bart findet, wenn das Thema Solarstrom wirklich rentieren würde, «hätten Grosskonzerne und Milliardäre schon längst viel mehr darin investiert».
«Ein bisschen ein Spinner»
Seinen Pioniergeist hat sich der Seeländer Gemüseproduzent trotz einer gewissen Politikverdrossenheit bewahrt: Auf dem Betrieb wird aktuell emsig gebaut. Es entsteht eine eigene Abwasserreinigungsanlage, die Frédéric Bart nächsten Frühling in Betrieb nehmen möchte. Das Wasser wird in einem Kreislauf in mehreren Stufen gereinigt und mehrfach für die Radieschen wiederverwendet. «Ob die Anlage funktioniert, wird sich zeigen», hält Bart fest. «Manchmal gelte ich ein bisschen als Spinner», sagt er über sich selbst.
Vater war auch schon ein Pionier
Der Mut, neue Wege zu gehen, liegt übrigens in der Familie: «Mein Vater war einer der Ersten, die hier in der Gegend Gewächshäuser gebaut haben.» Und das, obwohl es damals noch hiess, dafür habe es im Grossen Moos zu viel Nebel.